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Afrika trotzt der Krise

26. Mai 2010

Die afrikanischen Volkswirtschaften haben die Wirtschaftskrise besser überstanden als viele andere Länder. Der OECD-Wirtschaftsausblick für Afrika sagt für dieses und kommendes Jahr größeres Wachstum voraus.

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Straßenszene in Nairobi
Die afrikanische Wirtschaft ist überraschend gut aus der Krise gekommenBild: picture-alliance/dpa

Schlimmes hatten die Ökonomen befürchtet, eingetreten ist es nicht. Die Länder Afrikas haben den Tiefpunkt der Rezession überwunden, ab diesem Jahr geht es bergauf: 4,5 Prozent dürfte die Wirtschaft in Afrika 2010 wachsen, 2011 könnten es sogar 5,2 Prozent sein. So steht es in dem gemeinsamen Wirtschaftsausblick für Afrika von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung), der Afrikanischen Entwicklungsbank und der UN-Wirtschaftskommission für Afrika, der am Mittwoch (26.5.2010) in Berlin vorgestellt wurde.

Arbeiter auf einer Öl-Plattform in Nigeria
Dank hoher Rohstoffpreise hatten einige Staaten vor der Krise HaushaltsüberschüsseBild: picture-alliance/dpa/dpaweb

"Afrika hat sich vor allem durch eine solide Wirtschaftspolitik durch die Krise gerettet", sagt Willi Leibfritz, Projektleiter für den Wirtschaftsausblick bei der Afrikanischen Entwicklungsbank. Einige Länder hatten vor der Krise Haushaltsüberschüsse und konnten in Zeiten des Abschwungs gegensteuern, indem sie Zinsen senkten und staatliche Investitionsprogramme auflegten. "Aber auch der Schuldenerlass und die weiter fließende Entwicklungshilfe haben eine wichtige Rolle gespielt", so Leibfritz.

Afrikanische Wirtschaft noch nicht obenauf

Zurzeit stehen die afrikanischen Länder aber schlechter da als vor der Krise. In den Jahren 2006 bis 2008 wuchsen die afrikanischen Volkswirtschaften durchschnittlich um sechs Prozent. Vor allem hohe Rohstoffpreise und der wachsende Exportmarkt kamen den afrikanischen Ländern zugute. Allerdings hemmten schlechte Infrastruktur, Korruption und politische Instabilität ein noch stärkeres Wachstum.

Während der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise im letzten Jahr wuchs die Wirtschaft in Afrika nur noch um 2,5 Prozent. Die pessimistischsten Vorhersagen haben sich damit nicht bewahrheitet. Zwar litt auch der afrikanische Kontinent darunter, dass der Welthandel um mehr als 12 Prozent einbrach. "Die engen Handelsbeziehungen mit China und anderen Schwellenländern haben Afrika aber in der Krise gestützt", sagt Entwicklungsbank-Ökonom Leibfritz.

Krise traf vor allem Südafrika

Stadtansicht Bloemfontein
Im südlichen Afrika wird die Wirtschaft langsamer wachsenBild: South Africa Tourism

Bei den Wachstumszahlen bestehen allerdings große regionale Unterschiede. Besonders das südliche Afrika war von der weltweiten Krise betroffen. Südafrika, sonst einer der wirtschaftsstärksten Staaten des Kontinents, ist durch Handel und Finanzmärkte stark an die wirtschaftliche Lage in den Industrieländern gebunden. Laut Wirtschaftsausblick wird sich das Gastgeberland der FIFA-Fußball-WM langsamer von der Krise erholen. Besonders gut schlugen sich dagegen die ostafrikanischen Länder. Dort ist sogar ein Wachstum von sechs Prozent zu erwarten.

Experten setzen auf höheres Steueraufkommen

Nachdem die afrikanischen Länder während der Krise viel Geld dafür ausgaben, um die Wirtschaft anzukurbeln, mahnen Experten nun an, nicht weiter Schulden zu machen. "Wenn es jetzt wieder bergauf geht, müssen diese Länder ihre Strukturprobleme angehen", sagt Willi Leibfritz. Die Volkswirtschaften bräuchten dringend eine funktionierende Infrastruktur. "Außerdem müssen Handelsbarrieren abgebaut werden. Der gemeinsame afrikanische Markt ist wichtig und notwendig", so Leibfritz.

Besonders mit höheren Steuereinnahmen könnten die afrikanischen Länder viele ihrer Probleme angehen. Bisher unterscheiden sich die Einnahmen stark, in Burundi und Äthiopien etwa nimmt der Staat pro Einwohner 20 bis 40 US-Dollar im Jahr an Steuern ein, in Äquatorialguinea sind es hingegen dank des Erdölgeschäfts knapp 5000 US-Dollar. Die öffentlichen Mittel könnten nicht nur für dringende Investitionen gebraucht werden. Helmut Reisen, Chefökonom des OECD Development Centre, sieht noch einen anderen Vorteil: "Das erhöht auch die Verantwortung der Regierung gegenüber der Bevölkerung und leistet insofern einen Beitrag, die Demokratie zu stärken."

Autorin: Brigitta Moll

Redaktion: Katrin Ogunsade / Klaudia Pape