1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

WM-Fanartikel in Kamerun

26. Mai 2010

Auf dem Textilmarkt in Douala boomt das Geschäft mit WM-Fanartikeln. Schließlich wollen die kamerunischen Fans gut ausgestattet sein. Und kaum jemand kann sich die teuren FIFA-Original-Artikel leisten.

https://p.dw.com/p/NXUP
Schneiderei in Ghana, Copyright: Judith Scholz
Afrikanische SchneidereiBild: Judith Scholz

Auf dem Marché Congo, dem Textilmarkt von Douala, ist das WM-Fieber ausgebrochen. In den unzähligen Mini-Nähstuben türmen sich Berge von Stoffen in Kameruns Landesfarben: Grün, Rot und Gelb – und Kameruns Schneider nähen für den Sieg. Einer von ihnen ist John Moulam. Wie viele andere auch will er Kleider, Trikots oder Flaggen unter die Fans bringen, damit sie ordentlich ausgerüstet sind, wenn Kameruns "unbezwingbare Löwen" auf südafrikanischem Boden auflaufen.

Nähen, was die Maschine hergibt

Kameruns Nationalmannschaft. EPA/STR
Kameruns NationalmannschaftBild: dpa

John Moulam macht schon seit Wochen Überstunden – manchmal bis spät in die Nacht. Anders würde er die vielen Aufträge seiner Kunden gar nicht rechtzeitig fertig bekommen. Besonders gut gehen Johns Nationalflaggen, seine WM-Taschen, das WM-Bettzeug und die Trikots mit dem Schriftzug „Samuel Eto’o“ auf dem Rücken. Ein Muss für jeden Fan. Doch der absolute Renner, das ist Johns selbst kreierte WM-Löwen-Krawatte, dreifarbig versteht sich, mit einem eingestickten goldenen Stern. Zu haben für umgerechnet etwas mehr als einen Euro.

Die FIFA, der mächtige Weltfußballverband, hat sich bislang noch nicht bei John Moulam gemeldet – besser so. Denn die FIFA droht mit hohen Geldstrafen, wenn sich jemand ohne Lizenz in das dicke Geschäft mit den Fanartikeln einmischt – und vielleicht sogar noch das FIFA- Emblem verwendet oder Markenprodukte fälscht. John kann da nur müde lächeln. Schließlich kämen die eigentlichen Fake-Artikel nicht aus Kamerun, sondern aus China.

Konkurrenz aus China

Chinesinnen an Nähmaschinen. (Foto: dpa)
Textilindustrie in ChinaBild: AP

Mit der billigen Konkurrenz aus Fernost, die den Textilmarkt in Kamerun zerstört, habe er schon genug zu kämpfen. Das WM-Maskottchen Zakumi, der plüschige Phantasieleopard mit der grünen Mähne, möge die FIFA ruhig weiter in China produzieren lassen, sagt John. Seine Löwen-Fans werden von ihm nur echte afrikanische Handarbeit bekommen. John sieht sich eben keineswegs als Produktfälscher, sondern als kamerunischer Couturier, der seine patriotische Pflicht erfüllt - in Zeiten der ersten afrikanischen Fußball-WM... FIFA hin oder her.

Seine Mission sei es, sagt John, den WM-Pokal nach Kamerung zu holen. Und auch wenn die "unbezwingbaren Löwen" es nicht schaffen sollten: "Wir wollen, dass der Pokal zumindest hier in Afrika bleibt - das wäre eine Riesenfreude! Ich drücke allen afrikanischen Mannschaften ganz fest die Daumen."

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Klaudia Pape