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Brasilien ist das Kraftzentrum der Weltwirtschaft

29. April 2010

Wirtschaftsminister Brüderle (FDP) besuchte in der vergangenen Woche Brasilien. Deutschland hat beste Chancen, am dortigen Aufschwung teilzuhaben, sagt er im DW-WORLD.DE-Interview.

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Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) (Foto: AP)
Bild: AP

DW-WORLD.DE: Herr Minister, welche Chance birgt die Fußball-WM 2014 in Brasilien für deutsche Unternehmen?

Rainer Brüderle: Riesenchancen. Wir haben gute Erfahrungen mit sportlichen Großereignissen: Fußballweltmeisterschaften, olympische Spiele. Wir sind sehr aktiv tätig in Südafrika bei der Fußballweltmeisterschaft, die in Kürze beginnt. Wir sind traditionell stark in Großorganisationsformen. Deshalb ist unser Know-how hier sehr gefragt und wir haben gute Möglichkeiten, das mit einzubringen. Daneben ist der Infrastrukturausbau notwendig, im Hochgeschwindigkeitssektor, Straßenbau, Flughäfen. Das alles schreit nach Investitionsmöglichkeiten und wir haben die Voraussetzungen dafür, weil wir viele Erfahrungen haben. Deshalb sind die Chancen hier gut.

Das zweite, das hinzu kommt, ist eine traditionelle, Jahrzehnte lange enge Freundschaft zwischen Brasilien und Deutschland. Wir sind der größte Investor in Brasilien. ThyssenKrupp ist derzeit die größte ausländische Einzelinvestition, die hier läuft. Man ist miteinander vertraut, man kennt sich und man ist erfolgreich miteinander.

Wir haben strategische Partnerschaften aufgebaut im Wissenschaftssektor, in der beruflichen Ausbildung. Gerade auch im Süden des Landes, wo es viele deutschstämmige Einwanderer gibt, ist die Zusammenarbeit besonders intensiv. Hier liegt ja das Herz der wirtschaftlichen Entwicklung Brasiliens. Sao Paulo ist die bedeutendste Wirtschaftsmetropole ganz Lateinamerikas. Alle Zeichen stehen auf grün – wir müssen jetzt nur noch losfahren.

Sao Paulo (Foto: RACE-PRESS)
Sao Paulo: Hier schlägt das ökonomische Herz LateinamerikasBild: picture-alliance / Race-Press.co

Sie haben von Projekten im Schiff- und Eisenbahnbereich gesprochen. Über welche Volumina spricht man da?

Da geht es überall um kräftige Milliardeninvestitionen. Die Investitionsmöglichkeiten in die Infrastruktur werden von Brasilien intensiv genutzt, sie haben auch das entsprechende Wachstum. Für dieses Jahr werden sechs Prozent vorausgesagt. Brasilien hat praktisch keinen Rückschlag erlitten durch die Weltwirtschaftskrise. Die Einbrüche an den Finanzmärkten hat das Land glänzend überstanden. Die brasilianische Wirtschaft boomt, und die Welt steht Schlange in Brasilien. Das Land ist eines der Kraftzentren der wirtschaftlichen Entwicklung der Welt. Und wenn man hier gute Beziehungen hat, dann muss man dabei sein. Die Brasilianer wollen uns auch hier haben.

In dieser Schlange steht auch China. Die Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) schätzt, dass China in fünf Jahren mehr nach Lateinamerika exportieren wird als die gesamte EU. Ist Deutschland gerade dabei hier Boden zu verlieren?

Das glaube ich nicht. Das sind andere Segmente. Wir sind in den anspruchsvolleren Technologien und Entwicklungen vorn. Wir sind in vielen Sektoren Weltmarktführer in der Technologie und unsere Produkte sind keine billige Massenfertigungen - wir sind hoch spezialisiert in einigen Bereichen. Wir scheuen den Wettbewerb mit China nicht. Die Chinesen sind 1,4 Milliarden Menschen, wir Deutschen sind nur 82 Millionen – jedenfalls in Deutschland zu Hause. Insofern, pro Kopf gerechnet ist der Export Chinas noch weit entfernt von der Exportfähigkeit Deutschlands.

Wie wichtig ist Brasilien als Absatzmarkt?

Mit 200 Millionen Menschen ist es einer der größten Märkte. Vielfältige Ressourcen, Öl, Eisenerz - Brasilien hat eigentlich alles. Deshalb ist es ein zentraler Markt, den wir als führende Nation in der Außenwirtschaftsbeziehung pflegen müssen. Und es macht auch Spaß in Brasilien, weil beide Länder sich sehr mögen.

Interview: Carsten Bruder
Redaktion: Mirjam Gehrke

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