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BRIC: "Reformen gefordert"

16. April 2010

Wegen der vorzeitigen Abreise des chinesischen Präsidenten Hu Jintao wurde das Treffen der BRIC-Staaten vorgezogen. In einer gemeinsamen Erklärung fordern sie mehr Mitbestimmung in der internationalen Wirtschaftsordnung.

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Medwedew, Lula, Hu, Singh in Brasilia.Bild: AP

Die vier großen Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China drängen auf eine rasche Reform der internationalen Finanzinstitutionen. Brasilien, Russland, Indien und China forderten den internationalen Währungsfonds (IWF) am auf, noch in diesem Monat über die Veränderung der Stimmgewichte in der Weltbank zugunsten der ärmeren Länder zu entscheiden. "Brasilien, Russland, Indien und China haben eine elementare Rolle beim Aufstellen einer gerechteren, repräsentativeren und sichereren Weltordnung", sagte Brasiliens Regierungschef Lula bei dem Treffen am Donnerstag (15.04.2010) in Brasilia.

Der Gipfel wurden von Freitag vorgezogen: Der chinesische Präsident Hu Jintao hatte Lula darum gebeten, die Verhandlungen vorzuziehen. Jintao trat wegen des Erdbebens in China gleich nach seiner Rede die Rückreise an.

Gemeinsame Stellungnahme

Symbolbild BRIC Staaten
Aufstrebende Regionalmächte - die BRIC-StaatenBild: DW

Die abschließende Stellungnahme der Staatsoberhäupter wiederholt jedoch vor allem die Forderungen, die bereits beim ersten Treffen aufgestellt wurden: "Wir glauben, dass eine größere Kooperation zwischen unseren Ländern auch für die Welt gut ist. Die BRIC-Gruppe ist nicht in der Wirtschaftskrise entstanden, aber die Krise hat der BRIC-Gruppe eine größere Relevanz beschert", so der indische Premierminister Manmohan Singh.

Hu Jintao hob die Nähe der Gruppe hervor: "Seit Juni des vergangenen Jahres haben wir die Beziehungen zwischen den Ländern intensiviert, um die Wirtschaftskrise zu meistern."

Weitere Themen

Weitere Themen auf dem Gipfel waren die internationalen Herausforderung im Kampf gegen den Terrorismus, die organisierte Kriminalität und den Rauschgifthandel. "Alles, was wir hier besprechen, spiegelt die Probleme wider, mit denen unsere Regierungen zu tun haben“, so der russische Präsident Dmitri Medwedew.

Die vier Länder unterzeichneten eine Reihe von Abkommen, darunter im landwirtschaftlichen, juristischen und auch im statistischen Bereich. Die BRIC-Gruppe wird jährlich mehrere Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gruppe veröffentlichen.

Infografik BRIC-Staaten USA EU Wachstum Vergleich SPANISCH
Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC) trugen 2000 bis 2008 knapp 50 Prozent zum globalen Wirtschaftswachstum bei. Analysten trauen den bevölkerungsreichen und konsumfreudigen Ökonomien zu, in zwanzig Jahren die G7-Gruppe in den Schatten zu stellen.

Es war erwartet worden, dass der zweite BRIC-Gipfel eine Angelegenheit fokussieren würde, die schon beim ersten Treffen außen vor geblieben war: Die Diskussion um eine gemeinsame Währung, die den Handel und Investitionen zwischen den BRIC-Ländern vereinfachen könnte, ohne Einfluss des Dollars. Es gab in diesem Bereich jedoch keine Fortschritte. Es gab zwar Hinweise auf ein mögliches Treffen der Finanzminister, doch "das ist weit davon entfernt, tatsächlich zu passieren. Was die Länder machen, ist eher eine Stärkedemonstration", so Luciana Acioly vom brasilianischen Institut für angewandte Wirtschaftsforschung IPEA.

Große Nähe zwischen Brasilien und China

Lula und Hu Jintao haben einen gemeinsamen Aktionsplan 2010-2014 unterzeichnet, mit dem Ziel, die bilateralen Beziehungen in den Bereichen Energie und Landwirtschaft zu intensivieren. Obwohl in dem Text von einem "Geist der Gleichheit" die Rede ist, gibt es zwischen beiden Nationen Differenzen, die besonders Brasilien belasten könnten.

"Wir dürfen nicht die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie außer Acht lassen und uns auf Märkte ausweiten, die von uns Produkte mit einer höheren Wertschöpfung kaufen. Es kann passieren, dass Brasilien lediglich zu einem großen Zulieferer für Rohstoffe wird, und das ist gefährlich. Die Beziehung zu China muss genauer besprochen werden", so Luciana Acioly vom brasilianischen Institut für angewandte Wirtschaftsforschung IPEA.

Die Absicht der zwei Länder, einander anzunähern, geht über wirtschaftliche Abkommen hinaus: beide Regierungen versprechen eine direkte Verbindung zwischen Brasilien und China und sagten, dass die Fluglinien beider Länder bereits in den Startlöchern stünden.

Autorin: Nádia Pontes

Redaktion: Anne Herrberg