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Blutiger Aufstand in Kirgistan

7. April 2010

Bei heftigen Protesten gegen die kirgisische Regierung wurden in Bischkek dutzende Menschen getötet und verletzt. Staatspräsident Bakijew verhängte den Ausnahmezustand.

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Demonstranten auf der Straße tragen Fahnen (Foto)
Menschenrechtler und Oppositionelle wollen die kirgisische Regierung stürzenBild: DW

In der kirgisischen Hauptstadt Bischkek haben am Mittwochmorgen (07.04.2010) mehrere Tausend Demonstranten den Regierungssitz angegriffen. Der Zusammenstoß von Polizei und Regierungskritikern endete blutig - die Opposition spricht derzeit von etwa hindert Toten. Die aufständische Menge warf mit Steinen, kaperte gepanzerte Fahrzeuge der Sicherheitskräfte und zündete sie an. Daraufhin eröffnete die Polizei das Feuer und ging mit Blendgranaten und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Mit ihren Regierungsprotesten wollen die Aufständischen den Präsidenten des zentralasiatischen Staates, Kurmanbek Bakijew, stürzen.

Die Meldung, unter den Todesopfern befinde sich auch Innenminister Moldomusa Kongatijew, wurde von seinem Sprecher dementiert. Nachrichtenagenturen berichteten zuvor, Kongatijew sei in der 300 Kilometer entlegenen Stadt Talas von Demonstranten als Geisel genommen und verprügelt worden, woraufhin er seinen Verletzungen erlag.

Aufstände im Land verbreitet

Kirgisischer Präsident Bakijew (Foto: AP)
Ihm werden Korruption und Einschränkung der Meinungsfreiheit vorgeworden: Staatschef BakijewBild: AP

Seit Dienstagabend haben Regierungskritiker mehrere Städte des Landes in ihre Gewalt gebracht. Im zentralkirgisischen Naryn übernahmen hunderte von Demonstranten die Kontrolle über den Sitz der Regionalverwaltung. Im Nordwesten des Landes stürmten in Talas tausende Aufständische das Gebäude der Regionalregeierung. Auch kirgisische Fernsehanstalten wurden von der Menge belagert.

Grund für die Ausschreitungen ist die zunehmende Unzufriedenheit mit Präsident Bakijew, der nach einer umstrittenen Wahl im vergangenen Sommer seine erneute Amtszeit antrat. In der sogenannten Tulpenrevolution versprach er demokratische Reformen. Menschenrechtler und Oppositionelle werfen ihm nun Korruption, Machtmissbrauch und die Unterdrückung der Meinungsfreiheit vor. Die Erhöhung der Heiz- und Stromkosten zu Beginn des Jahres brachten das Fass nun zum Überlaufen.

Oppositionsführer verhaftet

In Bischkek sowie im Norden des Landes rief der Staatschef den Ausnahmezustand aus und verhängte eine Ausgangssperre. Mehrere Demonstranten wurden von Polizisten erschossen und Oppositionsführer festgenommen. Darunter befinden sich auch der Ex-Präsidentschaftskandidat Almasbek Atambajew sowie der Parlamentspräsident Omurbek Tekebajew. Den oppositionellen Politkern werden "schwere Verbrechen" vorgeworfen.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon (Foto: AP)
Fordert einen Gewaltverzicht auf beiden Seiten: UN-Generalsekretär Ban Ki MoonBild: AP

Das russische Außenministerium rief zur Zurückhaltung im einst sowjetischen Gebiet auf. Wie die USA halten sie in Kirgistan einen wichtigen Militärstützpunkt. Die US-amerikanische Regierung sprach sich ebenfalls für eine friedliche Lösung aus und ist besorgt. Der Stützpunkt im zentralasiatischen Staat bildet einen Pfeiler für den Militäreinsatz in Afghanistan. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte bei seinem Besuch im benachbarten Kasachstan sowohl die kirgisische Opposition als auch die Regierung zum Gewaltverzicht auf.

Autorin: Sina Schlimmer (apn, afp, dpa, rtr)

Redaktion: Sabine Faber

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