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Empörung über Bomben-Terror in Bagdad

5. April 2010

Die EU hat die jüngste Anschlagserie im Irak "aufs Schärfste" verurteilt. Terroristen hatten am Sonntag mehrere Botschaften in Bagdad ins Visier genommen, darunter auch die diplomatische Vertretung Deutschlands.

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Irakischer Polizist vor ägyptischer Botschaft (Foto: AP)
Bild: AP

"Diese Anschläge widersprechen unserem gemeinsamen Ziel eines friedlichen und demokratischen Irak", erklärte die Außenbeauftragte der Europäischen Union, Catherine Ashton, in Brüssel. Zugleich appellierte sie an die irakischen Parteien und Politiker, zur Mäßigung aufzurufen und die Demokratisierung des Landes weiter zu stärken. "Kein Terroranschlag sollte die Iraker von ihrem Grundrecht auf ein friedliches und normales Leben abhalten", betonte Ashton.

Solidarität mit dem Irak

Angela Merkel und Guido Westerwelle (Foto: AP)
Bekundeten den Opfern ihr Beileid: Merkel und WesterwelleBild: AP

Auch die Bundesregierung in Berlin verurteilte die Anschläge, bei denen am Sonntag (04.04.2010) bis zu 50 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt worden waren. Kanzlerin Angela Merkel zeigte sich "tief betroffen", insbesondere über den Anschlag in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft. Außenminister Guido Westerwelle ergänzte: "Unsere Solidarität gilt dem irakischen Volk, das wir in seinem Bemühen um Frieden und Demokratie auch weiter unterstützen werden."

Besonders hart traf es die iranische Botschaft, die bereits mehrfach Ziel von Anschlägen war. Ein Selbstmord-Attentäter zündete seine Bombe direkt vor dem Haupteingangstor. Bei den Todesopfern handelt es sich überwiegend um Besucher, Sicherheitskräfte und Mitarbeiter einer benachbarten Bank, wie Botschafter Hassan Kasemi Komi und Polizeibeamte berichteten. Die Wucht der Detonation zerstörte zahlreiche Fahrzeuge. Außerdem wurden nach Angaben des irakischen Finanzministeriums mehrere Regierungsgebäude in der Nähe beschädigt.

Zerstörtes Fahrzeug vor iranischer Botschaft (Foto: AP)
Ein irakischer Soldat inspiziert ein zerstörtes Fahrzeug vor der iranischen Botschaft in BagdadBild: AP

Bei der ägyptischen Botschaft rammte der Attentäter sein Fahrzeug direkt in einen davor aufgestellten Betonschutzwall. Die Explosion schlug einen tiefen Krater in die Straße vor der diplomatischen Vertretung. Nach Angaben eines Augenzeugen wurde die Bombe gezündet, als ein Konvoi die Botschaft verließ.

Bei dem Anschlag in der Nähe der deutschen Botschaft wurde ein irakischer Wachmann getötet, wie das Auswärtige Amt in Berlin mitteilte. Die deutsche Botschaft in Bagdad liegt versteckt hinter mehreren hohen Betonwänden. Nach Angaben von Diplomaten ist das Bauwerk die "am besten gesicherte deutsche Botschaft weltweit". Im Inneren der Botschaftszone schützen deutsche Sicherheitsleute das Gelände, ihnen vorgelagert ist ein weiterer Schutzwall mit irakischem Wachpersonal. Zwei weitere geplante Anschläge in Bagdad konnten von Sicherheitskräften vereitelt werden.

Zusammenhang mit Regierungsbildung?

Der irakische Außenminister Hoschjar Sebari machte das Terrornetzwerk El Kaida für die Anschläge verantwortlich. Viele Einwohner Bagdads vermuten einen Zusammenhang zwischen dem Terror und den Schwierigkeiten bei der Regierungsbildung nach der Parlamentswahl vor vier Wochen. Die Anschläge hätten sich gegen Botschaften von Staaten gerichtet, die sich im Irak politisch "einmischten", wurde spekuliert.

Ijad Allawi (Foto: AP)
Will wieder an die Macht: AllawiBild: AP

Die politischen Parteien versuchen derzeit, eine Regierungskoalition zu schmieden. Dabei müssen unterschiedliche politische Strömungen und Glaubensrichtungen unter einen Hut gebracht werden. Wahlsieger Ijad Allawi, der an der Spitze eines säkularen Bündnisses steht, will Nachfolger des amtierenden schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki werden. Doch Maliki, dessen Bündnis den zweiten Platz belegt, will an der Macht bleiben. Er versucht dafür eine Allianz mit den Kurden und den anderen religiösen Schiiten-Parteien zu schmieden.

Autor: Christian Walz (dpa, rtr, afp, apn)
Redaktion: Susanne Eickenfonder