1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Das Deutschmobil unterwegs

15. März 2010

14.000 Kilometer quer durch Kanada - und dabei kanadische Kinder für die deutsche Sprache begeistern. Das ist die Aufgabe der Sprachbotschafter Eva und Florian. Ein Konzept, das funktioniert.

https://p.dw.com/p/MT7M
Das Deutschmobil vor dem Goethe-Institut in Montreal (Foto: Christina Bergmann)
Das Deutschmobil in MontrealBild: DW

Gartenzwerg, Lederhose, Oktoberfest, Wattenmeer: In schneller Folge erscheinen Bilder von diesen und anderen "typisch deutschen" Dingen auf der Leinwand des kleinen Kinos des Goethe-Instituts in Montreal. Eva Porten und Florian Göstl, die beiden "Sprachbotschafter", haben die gut 50 Kinder und Jugendlichen aufgefordert, sich möglichst viele Begriffe aufzuschreiben.

Wer sich traut, sie danach vorzulesen, bekommt ein kleines Geschenk: einen Anstecker mit einem typisch deutschen Wort, Gummibärchen oder auch einen der Fußbälle, die die Deutsche Welle gespendet hat. Denn das "Sprachmobil" ist ein Gemeinschaftsprojekt, das in Kanada Werbung für die deutsche Sprache machen soll.

Große Nachfrage

Organisiert haben die Aktion die deutsche Botschaft in Ottawa und das Generalkonsulat in Toronto und natürlich sind auch die Goethe-Institute dabei. Anfang März haben Eva und Florian ihre Tour gestartet, die zunächst durch den Osten Kanadas führt. Mit viel Musik, Spielen und Informationen im Gepäck fahren die beiden jungen Deutschen von einer Schule zur anderen.

Bunte Anstecker mit deutschen Worten (Foto: Christina Bergmann)
Belohnung fürs Mitmachen - Anstecker mit deutschen WortenBild: DW

Am Wochenende parkten sie ihr Gefährt vor dem Goethe-Institut in Montreal. So können auch die Klassen teilnehmen, die das "Deutschmobil" nicht anfahren kann. Die Nachfrage war einfach zu groß, sagt Eva Ledwig, Leiterin der Spracharbeit des Instituts. "Wir haben die Ankündigungen rausgeschickt und innerhalb von 48 Stunden waren alle Termine ausgebucht." Das Goethe-Institut habe das ganze Jahr über Angebote, erklärt sie, aber wenn ein Fahrzeug mit einem Sprachauftrag durch das ganze Land fährt, sei das offensichtlich etwas Besonderes, "da will einfach jeder dabei sein".

Unterschiedliche Deutschkenntnisse

Die Sprachbotschafter Eva Porten und Florian Göstl in ihrem Deutschmobil (Foto: Christina Bergmann)
Unterwegs: Florian & Eva (links)Bild: DW

14.000 Kilometer werden Eva und Florian insgesamt auf ihrer Reise mit dem Fahrzeug zurücklegen. Von Ottawa, Montreal und Halifax im Osten des Landes bis Calgary und Vancouver im Westen. Das sei schon eine ganz schöne Herausforderung finden die beiden, die sich erst zwei Tage vor dem Start des Unternehmens kennengelernt haben. Nach zwei Wochen habe sich vieles schon ein bisschen eingespielt, meint Florian. Dennoch müssten sie flexibel sein, vor allem weil die Deutschkenntnisse der Schüler sehr unterschiedlich seien. "Manche haben erst seit drei Wochen Unterricht, andere seit drei Jahren", sagt Florian. Auf die unterschiedlichen Bedürfnisse müsse man sich einstellen, da sei "immer viel Improvisationstalent gefragt".

Improvisieren - das können die beiden Sprachbotschafter, denn sie sind ja ständig woanders. Da fehlt schon mal ein Kabel oder läuft die Präsentation nicht gleich richtig los, aber die beiden haben Erfahrung im Umgang mit Kindern und lassen sich nicht aus der Ruhe bringen.

Mit Hip Hop lernt sich's leichter

Die 26jährige Eva Porten kommt aus Köln, hat Deutsch als Fremdsprache und Sport studiert. Außerdem spricht sie Englisch und hat deswegen in den ersten zwei Wochen in Toronto und Ottawa den Hauptteil des Programms bestritten. Dabei drehte sich alles um Fußball, erklärt sie. "Das ist eine Kultur, die ich hier nach Kanada mitbringen möchte, um den Kindern zu zeigen: In Deutschland wächst jeder Jugendliche mit einem Ball am Fuß auf."

Eva Porten hilft zwei Schülerinnen die richtigen Worte für den Rap zu finden (Foto: Christina Bergmann)
Konzentriertes TextenBild: DW

Doch an diesem Tag in Montreal gibt es Fußbälle nur zu gewinnen: Weil hier die Mehrheit der Schüler französisch spricht, ist Florian Göstl gefragt. Der 27-Jährige hat in Leipzig Französisch und Deutsch studiert. Seine große Leidenschaft: Hip Hop - eine Musik, mit der er aufgewachsen ist. Hier fordert er die kanadischen Kinder und Jugendlichen auf, selbst in deutscher Sprache Hip Hop-Verse zu dichten. Das klappt gut, sagt Florian, denn Sprechgesang habe gegenüber dem richtigen Singen einen großen Vorteil: "Die Hemmschwelle ist niedriger und sie haben sehr viel Spaß, weil sie denken: Wir machen hier wirklich Hip Hop und das in einer Fremdsprache."

Erprobtes Konzept

Nicht nur die Schüler, auch Lehrerin Nicole Velten, die ihre Klasse begleitet, ist angetan. Sie gibt Deutschunterricht an einer Samstagsschule in Montreal. Über Hip Hop als Unterrichtsmethode hatte sie in der Theorie schon gehört, jetzt aber sei sie motiviert, es selbst auszuprobieren. "Ich fand das sehr anregend", sagt die Deuschlehrerin. Und auch diejenigen, die noch nicht so gut Deutsch sprechen, finden die Veranstaltung klasse. Irgendein deutsches Wort bleibt immer hängen, und wenn es nur "Hund" oder "Haus" ist.

Zwei Schüler vor dem Deutschmobil (Foto: Christina Bergmann)
Sebastian & Jonathan finden das Deutschmobil "super"Bild: DW

Das Konzept des Deutschmobils ist nicht neu, in Frankreich ist es bereits seit gut zehn Jahren erfolgreich. Und auch hier in Kanada scheint es zu funktionieren. Mechtild Manus, die Leiterin des Goethe-Institus in Montreal, freut sich über das große Interesse der Kanadier an Deutschland. Dass die Aktion mit dem Auto stattfindet, könne man angesichts des Umweltaspekts aber sicher noch ändern, findet sie. Schließlich werde Deutschland immer als Vorreiter beim Umweltschutz gesehen. Sie könne sich vorstellen, dass die Deutschbotschafter beim nächsten Mal "mit dem Zug durch Kanada reisen".

Dass es ein nächstes Mal geben sollte, darin sind sich die Beteiligen schon jetzt einig, auch wenn die Tour gerade erst angefangen hat. Das große Abschlussfest findet Ende Mai in Toronto statt.

Autorin: Christina Bergmann
Redaktion: Petra Lambeck