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Deutsche Banken meiden griechische Anleihen

26. Februar 2010

Die angespannte Finanzlage in Griechenland droht auch auf die Wirtschaftsbeziehungen mit Deutschland durchzuschlagen. Ministerpräsident Papandreou kann nicht auf deutsche Banken als Käufer von Staatsanleihen hoffen.

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Papandreou (Foto: AP)
Braucht dringend Geld: Ministerpräsident Giorgos PapandreouBild: AP

Auf den Finanzmärkten wird mit Spannung auf eine neue Staatsanleihe Griechenlands gewartet. Sie könnte Anfang März kommen. Aber deutsche Banken zeigen sich schon jetzt vorsichtig. Man werde keine neuen Griechenland-Bonds zu zeichnen, berichten Medien unter Berufung auf Bankenkreise. So hätten die beiden Immobilien- und Staatsfinanzierer Hypo Real Estate und die Eurohypo angekündigt, bei der bevorstehenden Finanzierungsrunde keine neuen Griechenland-Bonds mehr zu zeichnen. Auch die Postbank werde kein frisches Geld in dem Mittelmeerland investieren, schreibt die "Financial Times Deutschland".

Deutsche-Bank-Chef Ackermann in Athen

Ackermann, Archivbild (Foto: AP)
Finanzgespräche in Athen: Der Chef der Deutschen Bank, Josef AckermannBild: AP

Die Deutsche Bank wolle nur noch als Investmentbank bei der Platzierung von Anleihen mitwirken und nicht mehr selbst Geld in griechischen Staatspapieren anlegen, hieß es in Zeitungsberichten. Um mit der klammen griechischen Regierung ins Geschäft zu kommen, reiste der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackerman am Freitag (26.02.2010) nach Athen. Über Einzelheiten seiner Gespräche mit Ministerpräsident Giorgos Papandreou und Finanzminister Giorgos Papakonstantinou wurde nichts bekannt. In Finanzkreisen hieß es aber, die griechische Regierung habe offenbar finanziellen Beratungsbedarf. Die Deutsche Bank hat bereits die jüngste Staatsanleihe Griechenlands organisiert.

Die Deutsche Bank hatte zuvor bereits klargemacht, dass sie die Finanzprobleme des südeuropäischen Landes nicht ausnutzen will. "Die Deutsche Bank spekuliert nicht gegen Griechenland", hieß es.

Emotionen kochen hoch

Symbolbild - Fahne Griechenlands mit Euro-Münze
Nicht mehr zu verschleiern: die Rekordschulden in Griechenland

Derweil kochen im griechisch-deutschen Verhältnis die Emotionen hoch. Für erheblichen Unmut in Griechenland hatte ein Titelbild des deutschen Magazins "Focus" gesorgt, das die "Venus von Milo" mit ausgestrecktem Mittelfinger neben dem Schriftzug "Betrüger in der Euro-Familie" zeigt. Ein Verbraucherverband rief daraufhin zu einem Boykott deutscher Waren auf. "Die Griechen sind keine Betrüger", sagte der Präsident des griechischen Verbraucherinstituts INKA, Giorgos Lakouritis. Im Parlament in Athen forderten Abgeordnete der kommunistischen und der ultra- konservativen Opposition am Freitag, die Regierung müsse von Deutschland Reparationszahlungen für den Zweiten Weltkrieg einfordern.

Ungeachtet der unterschiedlichen Auffassungen zwischen den Regierungen in Berlin und Athen in dieser Frage versuchte Papandreou derweil, die Wogen zu glätten. Er kündigte einen Besuch in Berlin in der kommenden Woche an.

Drei Jahre für die Staatssanierung

Die Regierung in Athen muss in den nächsten drei Jahren die maroden Staatsfinanzen wieder in Ordnung bringen. Griechenland ist derzeit das schwächste der insgesamt 16 Euro-Länder. Das Land hatte in den vergangenen zehn Jahren das wahre Ausmaß seiner Schulden und Defizite verschleiert. Das tatsächliche Haushaltsloch beträgt 12,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und überschreitet damit deutlich die Obergrenze von drei Prozent des BIP, die im Stabilitäts- und Wachstumspakt der Europäischen Union festgeschrieben sind. Griechenland hat zudem mehr als 300 Milliarden Euro Schulden. Mit dem "Schock-Sparplan" will die Regierung nun die drohende Zahlungsunfähigkeit des Landes abwenden.

Autor: Herbert Peckmann (rtr, dpa, afp)
Redaktion: Martin Schrader/Frank Wörner

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