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Eiskarambolage in der Antarktis

26. Februar 2010

In der Antarktis ist ein Eisberg von der Größe Luxemburgs von einer Gletscherzunge abgebrochen. Diese war zuvor von einem anderen Eisberg gerammt worden. Experten warnen nun vor einer Veränderung der Meeresströmung.

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Gletscherzunge und Eisberg (Foto: ap)
Vom Satelliten beobachtet: Gletscherzunge und Eisberg kurz vor der KollisionBild: AP

Die Wissenschaftler nennen es eine Jahrhundertkollision: Durch den Zusammenstoß eines Eisbergs mit einer schwimmenden Gletscherzunge ist in der Antarktis ein 78 Kilometer langer und bis zu 39 Kilometer breiter Eiskoloss entstanden. So etwas komme einmal in 50 bis 100 Jahren vor, erklärte der australische Gletscherexperte Neal Young am Freitag (26.02.2010). Young warnte gleichzeitig vor den Auswirkungen der Kollision. Ein Eisberg dieser Größe könne die Meeresströmung und damit auch das Wetter tausende Kilometer entfernt beeinflussen.

Der Koloss, der von den australischen Forschern zunächst inoffiziell Mertz-Eisberg genannt wurde, driftet nun langsam nach Norden. Seinen Namen verdankt er dem Mertz-Gletscher, von dem er abgebrochen war. Erste Risse im Gletscher wurden schon vor 20 Jahren entdeckt. Nun hat der Zusammenstoß mit einem anderen Eisberg dafür gesorgt, dass sich ein Stück Eis in der Größe Luxemburgs vom Gletscher ablöste.

Satellitenbild des Eisberges (Foto: ap)
Der neu entstandene Eisberg kurz nach dem ZusammenprallBild: AP

Kein Zusammenhang mit Klimawandel

Der Mertz-Gletscher fließt mit etwa einem Kilometer pro Jahr ins Meer und transportiert dabei zehn bis zwölf Milliarden Tonnen Eis in den Ozean. Der nun abgebrochene Eisberg brauchte daher rund 70 Jahre, um sich zu bilden. Der verbliebene Stummel der Gletscherzunge ragt nur noch etwa 25 Kilometer ins offene Meer, zieht sich landeinwärts allerdings noch durch einen etwa 60 Kilometer langen Fjord.

Experten halten es für ausgeschlossen, dass der Klimawandel die Abspaltung des Eisberges vom Gletscher beschleunigt haben könnte. "Das Kalben der Antarktisgletscher ist ein natürlicher Prozess", erläuterte der deutsche Polarforscher Klaus Grosfeld vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven. "Das ist letztlich nichts besonderes, aber dass es in diesem Fall durch eine Kollision entstanden ist, ist natürlich schon spektakulär."

Autor: Dominik Jozic (dpa)
Redaktion: Martin Schrader