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Die Mossad-Affäre

23. Februar 2010

Einer der Agenten, der an der Ermordung von Mahmud al-Mabhuh beteiligt gewesen sein soll, hat sich offensichtlich seinen Pass in Köln ausstellen lassen – offenbar ganz legal. Die EU-Außenminister zeigen sich besorgt.

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Passbild von dem Verdächtigen, der unter dem Namen Michael Bodenheimer in Dubai eingereist ist (Foto:dpa)
Er hat sich seinen Pass in Köln ausstellen lassen - einer der VerdächtigenBild: picture-alliance/dpa

Immer mehr Indizien weisen darauf hin, dass der israelische Geheimdienst Mossad hinter der gezielten Ermordung von Hamas-Funktionär Mahmud al-Mabhuh steckt. Der Agent mit dem Pass, der auf den Namen Michael Bodenheimer ausgestellt wurde, besaß offensichtlich einen echten deutschen Pass. Er hatte sich diesen 2009 in Köln ausstellen lassen, nachdem er eine deutsche Heiratsurkunde seiner Eltern und einen israelischen Pass vorgezeigt hatte. Er hatte behauptet, seine Eltern seien von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs verfolgt worden.

Mit diesem Pass reiste demnach am 19. Januar 2010 der mutmaßliche Agent des israelischen Geheimdienstes Mossad in Dubai ein, der dann wenig später an dem Mord von Mahmud al-Mabhuh beteiligt gewesen sein soll.

Wer ist Michael Bodenheimer?

Der "einzige" Michael Bodenheimer, den es in Israel zu geben scheint, ist ein strengreligiöser Rabbiner im konservativen Ort Bnei Brak, nahe der Mittelmeerstadt Tel Aviv. Er ist Lehrer an einer Religionsschule und trägt einen weißen Vollbart. Der Rabbi streitet vehement ab, etwas mit dem Mord an Al-Mabhuh zu tun zu haben. "Ich habe weder einen deutschen Pass beantragt noch jemals einen besessen", sagte Rabbi Bodenheimer der israelischen Zeitung "Maariv" im Interview. "Es ist wahr, dass meine Eltern in Deutschland geboren wurden", sagt er, "aber ich bin in den USA zur Welt gekommen und dort habe ich meinen Pass her." Seit sein Name bekannt wurde, belagern Journalisten aus aller Welt sein Haus.

Ermittlungen werden eingeleitet

Staatsminister im Auswärtigen Amt Werner Hoyer (Foto: DW)
Staatsminister im Auswärtigen Amt Werner Hoyer will die Staatsanwaltschaft unterstützenBild: DW

Auch die Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt in diesem Fall. Auf dem Passbild, das den Agenten Bodenheimer zeigt, ist kein Mann mit Bart zu sehen, sondern ein Mann mit kurz geschorenen Haaren. "Das ist natürlich ein sehr beunruhigender Vorgang", sagte der deutsche Staatsminister im Auswärtigen Amt Werner Hoyer. "Wir dringen darauf, dass wir eine volle Übersicht darüber bekommen, was da geschehen ist", sagte Hoyer, "deswegen wird die Bundesregierung die Staatsanwaltschaft auch in vollem Umfang bei der Aufklärung dieses Vorgangs unterstützen."

Experten gehen davon aus, dass im Fall Bodenheimer, wie bei dem Großteil des restlichen elfköpfigen Mordkommandos, die Identität eines unschuldigen Israelis mißbraucht wurde.

EU-Außenminister besorgt wegen gefälschter Pässe

Auch die EU-Außenminister, die am Montag (22.02.2010) in Brüssel zusammen treffen, zeigen sich beunruhigt. "Wir sind extrem besorgt, dass europäische Pässe, die sehr offizielle Dokumente sind, in anderer Form für andere Zwecke eingesetzt werden", sagte Spaniens Außenminister Miguel Angel Moratinos. Spanien hat zurzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne.

Israels Außenminister Avigdor Lieberman in Brüssel (Foto: AP)
Israels Außenminister Avigdor Lieberman in BrüsselBild: AP

In einer Erklärung verurteilten die EU-Außenminister am Montag "den Diebstahl der Ausweise von EU-Bürgern" scharf. Allerdings sollen weder Israel noch der Mossad in dem Text verurteilt werden. "Ich will Israel keine Vorhaltungen machen - worauf soll sich das gründen?", sagte der österreichische Außenminister Michael Spindelegger zu der Erklärung. Es sei noch nicht erwiesen, dass es sich wirklich um einen Auftragsmord handele und die israelische Regierung daran beteiligt gewesen sei. Einem EU-Diplomaten zufolge zielt die Stellungnahme der EU aber auf Israel ab. Auch Israels Außenminister Avigdor Lieberman hält sich zurzeit in Brüssel auf und soll am Rande der Außenminister-Gespräche auf seine europäischen Kollegen treffen.

Dubai beschuldigt Mossad

Der Hamas-Führer Mahmud al-Mabhuh, der von Israel unter anderem für die Entführung und Ermordung zweier israelischer Soldaten verantwortlich gemacht wird, ist am 20. Januar in einem Luxushotel in Dubai ermordet worden. Bei dem Mordkomplott waren mutmaßlich zehn Männer und eine Frau im Spiel, die nach Angaben der Ermittler in Dubai mit falschen Pässen eingereist waren. Offenbar kamen die Verdächtigen in den Besitz der europäischen Papiere, nachdem diese für Israelis mit doppelter Staatsangehörigkeit ausgestellt worden waren.

Dubai macht den israelischen Geheimdienst Mossad für die Tat verantwortlich. Angeblich habe Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu höchstpersönlich sein Einverständnis dazu gegeben. Israel weist die Vorwürfe von sich. Die Internationale Polizeibehörde "Interpol" fahndet jetzt nach den Verdächtigen.

Autorin: Diana Hodali (dpa, rtr, ap)

Redaktion: Anne Allmeling