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Vorwürfe nach Moschee-Tragödie in Marokko

22. Februar 2010

Nach dem Einsturz eines Minaretts in Marrokko mit 41 Toten wird die Kritik an den Behörden immer lauter. Anwohner und Menschenrechtler bemängeln, dass die Moschee trotz ihrer Baufälligkeit nicht renoviert worden sei.

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Trümmer vor der Moschee in Meknès (Foto: AP)
Trümmer vor der Moschee in MeknèsBild: AP

Der Imam der Bab-Berdieyinne-Moschee in der Altstadt von Meknès im Norden Marokkos hatte gerade mit dem Freitagsgebet begonnen (19.02.2010), als ein lautes Grollen seine Worte unterbrach. Nur wenige Augenblicke später stürzte das Minarett der Moschee in sich zusammen. Die Trümmer des rund 400 Jahre alten Turms durchschlugen das Moscheedach und begruben viele der rund 300 Gläubigen in dem Gotteshaus unter sich.

Schwierige Bergungsarbeiten

Noch bevor Feuerwehr und Zivilschutz eintrafen, begannen Passanten mit bloßen Händen nach den Verschütteten zu graben. Anwohner schrien verzweifelt nach ihren Angehörigen. Darunter viele Frauen, deren Männer sich zum Gebet in dem Gebäude versammelt hatten. Doch auch als später Soldaten eintrafen, stand ihnen nicht viel mehr als Schaufel und Spitzhacke zur Verfügung. Denn für Bagger und Räumungswagen gab es in den engen Gassen der Altstadt zunächst kein Durchkommen. Helfer bildeten eine Menschenkette und schafften Trümmerteile in Eimern und Plastiksäcken nach draußen.

Zwischen Trauer und Wut

Blick auf die Einsturzstelle auf dem Dach der Moschee (Foto: AP)
Blick auf die Einsturzstelle auf dem Dach der MoscheeBild: AP

In der Nacht zum Samstag konnten dann zwar noch zwei Opfer lebendig geborgen werden. Doch am Morgen stand die erschütternde Bilanz der Katastrophe in der alten Königsstadt fest: 41 Tote und mehr als 80 Verletzte. Die Opfer sind ausschließlich männlich, denn Frauen waren zum Gebet in dieser Moschee nicht zugelassen. In die Trauer mischt sich nun immer mehr Wut. Nach Angaben von Anwohnern war das Gotteshaus aus dem 18. Jahrhundert schon lange baufällig. Eine Bürgerinitiative hat nach eigenen Angaben schon seit langer Zeit auf die Schieflage des Minaretts hingewiesen.

Viele Menschen in der Umgebung nehmen es den Behörden nicht ab, dass der Dauerregen und der Sturm der vergangenen Tage als alleinige Ursache den Turm zum Einsturz gebracht haben soll. Die Katastrophe habe sich seit langem angekündigt und hätte verhindert werden können, wenn die Moschee besser instandgehalten worden wäre.

Konsequenz aus der Katastrophe

König Mohammed der VI. von Marokko (Foto: AP)
Will das Minarett wieder aufbauen lassen - König Mohammed VI.Bild: AP

Als erste Konsequenz aus dem Unglück ordnete König Mohammed VI. landesweit eine Überprüfung aller alten Moscheen an. Den Bewohnern von Meknès versprach er, das Minarett – eines der Wahrzeichen der Stadt – originalgetreu wieder aufzubauen. Meknès ist neben Fés, Marrakesch und Rabat eine der vier Königsstädte Marokkos. Sie war früher der Sitz einer der im Land herrschenden Dynastien. Die Altstadt von Meknès gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und ist ein beliebtes Ziel für Touristen.

Autorin: Katrin Ogunsade (dpa, afp)

Redaktion: Klaudia Pape