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Chopin auf Mallorca

27. Februar 2010

Tausende von Besuchern strömen noch heute nach Valdemossa: Hier haben Fréderic Chopin und seine Lebensgefährtin George Sand einen Winter verbracht. Zahlreiche Legenden ranken sich um das ungleiche Paar.

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Stadtansicht von Valdemossa (Foto: Uwe Gerig/ dpa)
ValdemossaBild: picture alliance / dpa

Keine Frage: Sie haben die Wintermonate auf Mallorca völlig unterschätzt. Chopin hofft, hier seine Lungenkrankheit kurieren zu können, George Sand arbeitet wie besessen, kämpft mit den widrigen Verhältnissen auf der verregneten Insel und pflegt den kranken Komponisten - alles andere als ein erholsamer Urlaub.

Eine "unsympathische Frau"

Die französische Schriftstellerin und Journalistin George Sand (Foto: dpa)
Die französische Schriftstellerin George SandBild: dpa

Nein - es war keine Liebe auf den ersten Blick, im Gegenteil. Als Chopin die emanzipierte Schriftstellerin kennen lernte, die gern Männerkleidung trug, war er entsetzt: "Ist's denn wirklich eine Frau? Ich möchte es bezweifeln" - notierte er in sein Tagebuch. Sechs Monate später allerdings sieht die Sache schon anders aus. Er schwärmt von der "Glut ihrer Augen", sie hat nach sieben Jahren mit wechselnden Begleitern wieder Lust auf eine feste Beziehung zu dem sieben Jahre jüngeren Komponisten.

Kreative Idylle

Man genießt den Sommer 1838 gemeinsam und beschließt einen Winterurlaub auf Mallorca. Dafür gibt es aber nicht nur romantische Gründe. Chopin hofft, hier seinen Husten ausheilen zu können, George Sandes Sohn soll seine rheumatischen Beschwerden kurieren. Bei der Ankunft ist man zunächst begeistert: Chopin schwärmt von Palmen, der Wärme und dem azurblauen Meer. Aber der Winter steht auch auf Mallorca vor der Tür und die Majorquiner sind den Fremden nicht gerade wohlgesonnen.

Geschöpfe des Teufels

Porträt Chopin (Foto: ullstein bild - adoc-photos)
Frederic ChopinBild: ullstein bild - adoc-photos

Chopins Zustand verschlechert sich, die Ärzte können nicht helfen. Das reicht, um die Gäste aus dem angemieteten Haus zu weisen. Chopins Krankheit wird als gerechte Strafe für die uneheliche Familie angesehen. Man zieht in zwei kleine Zellen des früheren Karhäuserklosters in den Bergen. Hier ist es nass und kalt. Trotz aller Schwierigkeiten komponiert der schwerkranke Chopin immer noch, gequält von gelegentlichen Wahnvorstellungen. George Sand kümmert sich aufopferungsvoll um den Gefährten.

Schnell weg

Nach drei Monaten beschließen sie abzureisen. Die Überfahrt nach Barcelona gestaltet sich als Katastrophe. Chopin erbricht Blut, er ist "dem Tod näher als dem Leben", notiert George Sand. Erst in Marseille finden sie Hilfe, Chopin erholt sich so weit, dass er weiter reisen kann - auf das Landgut der Familie Sand. Hier endet der Reisebericht von George Sand "Ein Winter auf Mallorca". Alles andere also als der oft beschriebene Liebesurlaub der beiden so verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten.

Autor: Walter Gontermann

Redaktion: Gudrun Stegen