Enges Rennen bei Wahl in der Ukraine
7. Februar 2010Fünf Jahre nach der sogenannten "Orangenen Revolution" stehen sich in der Stichwahl der pro-russische Oppositionsführer Viktor Janukowitsch und die pro-westliche Regierungschefin Julia Timoschenko gegenüber.
Bei der ersten Wahlrunde vor drei Wochen hatte Janukowitsch mit 35 Prozent die meisten Stimmen erhalten, die erforderliche absolute Mehrheit damit jedoch verfehlt. Timoschenko kam auf rund 25 Prozent.
Knapper Wahlausgang erwartet
Politische Beobachter rechnen damit, dass Timoschenko deutlich mehr Anhänger ausgeschiedener Bewerber für sich mobilisieren kann als Janukowitsch. Dem 59-Jährigen waren bei der Präsidentenwahl Ende 2004 massive Fälschungen zur Last gelegt worden.
Damals hatten die Ukrainer mit Protesten eine neue Abstimmung erzwungen, aus der der amtierende Staatschef Viktor Juschtschenko als Sieger hervorging. Die heute 49-jährige Timoschenko war seine Verbündete bei der "Orangenen Revolution", beide sind aber inzwischen zerstritten.
Juschtschenko war in der ersten Wahlrunde weit abgeschlagen auf dem fünften Platz gelandet - wohl eine Quittung für nicht eingehaltene Reformversprechen. Allerdings hatte auch Timoschenko den Niedergang der ukrainischen Wirtschaft nicht stoppen können.
Zerrüttet und korrupt
Wichtigstes Ziel des neuen Präsidenten oder der neuen Präsidentin dürfte es sein, das Land aus dem politischen und wirtschaftlichen Chaos zu führen. Viele Ukrainer beklagen, dass das zweitgrößte Flächenland Europas nach wie vor sozial zerrüttet und extrem korrupt ist. Ein Staatsbankrott konnte zuletzt nur mit Hilfe eines Milliardenkredits des Internationalen Währungsfonds abgewendet werden.
Die Europäische Union erhofft sich, dass sich nach der Wahl die politischen Verhältnisse in Kiew stabilisieren. Die Ukraine ist das wichtigste Transitland der EU für Gaslieferungen aus Russland.
Wahlberechtigt sind etwa 36 Millionen Menschen. Mit ersten Hochrechnungen wird kurz nach Schließung der Wahllokale am Sonntagabend (07.02.2010) gerechnet. Erste Teilergebnisse sollen in der Nacht zum Montag vorliegen.
Autor: Christian Walz (dpa, rtr, apn, afp)
Redaktion: Hans Ziegler