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Ein Stück Zukunft

4. Februar 2010

Kenias Hauptstadt hat die größten Elendsviertel ganz Ostafrikas. Dagegen will die kenianische Regierung nun aktiv vorgehen: Sie plant, den größten Slum Nairobis einfach aufzulösen.

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Kinder im Slum Kibera (Foto: DW)
Schmutz ist Normalität: Kinder in KiberaBild: DW

Rostige Wellblechdächer, verrotteter Müll, stinkende Fäkalien: Kibera ist der größte Slum Nairobis, eines der größten Elendsviertel Afrikas überhaupt. Rund eine Million Menschen leben hier, die Zahlen schwanken zwischen 800.000 und 1,2 Millionen. Die Bahnlinie ins westkenianische Kisumu durchquert den Slum. Links und rechts der Gleise gibt es Unmengen kleiner Marktstände, Werkstätten und Geschäfte. Jeder versucht sich irgendwie durchzuschlagen, das Überleben ist für viele ein täglicher Kampf.

"Fliegende Toiletten"

Öffentliche Toilette in Kibera (Foto: DW)
Für viele zu teuer: öffentliche ToilettenBild: DW

Es gibt keine funktionierende Kanalisation in Kibera. In offenen Gräben verrotten Müll und Fäkalien. Wenn es regnet, laufen sie regelmäßig über. Ein gefährlicher Krankheitsherd. In den ärmlichen Wellblechhütten gibt es weder Badezimmer noch Toiletten. Geduscht wird mit einem Eimer Wasser, Fäkalien werden meist in Plastiktüten eingeknotet und "entsorgt". Die Bewohner schleudern sie dann möglichst weit weg von ihrer eigenen Behausung. Sie landen dann in den Straßen, nicht selten aber auch vor oder auf anderen Hütten. "Fliegende Toiletten" heißen die mit Fäkalien gefüllten Plastikbeutel deshalb unter Slumbewohnern. Die Alternative - die wenigen öffentlichen Toiletten - können oder wollen viele sich nicht leisten. Die Benutzung kostet zwar nur ein paar Schillinge, doch selbst die haben viele Großfamilien einfach nicht übrig.

Das "gelobte Land"

Blick auf Kibera (Foto: DW)
Viele träumen davon, dem täglichen Elend zu entkommenBild: DW

Die kenianische Regierung will in dem Elend in Kibera nun Abhilfe schaffen. Ein Umsiedlungsprojekt soll neuen Wohnraum bringen, und dabei helfen, den Slum nach und nach aufzulösen. Bereits vor einigen Monaten sind erste Slumbewohner umgezogen - in eine Siedlung mit subventionierten Sozialwohnungen. Fließendes Wasser soll es dort geben und sogar Toiletten und Duschen. Das Areal mit rund 600 Häusern, das die kenianische Regierung zusammen mit dem UN-Wohnungsprogramm "Habitat" finanziert hat, wird in Kibera schon jetzt als "Kanaan" bezeichnet. Das gelobte Land. Gut 100 Familien sind im August 2009 mit ihrer bescheidenen Habe in die neuen Häuser gezogen. Insgesamt sollen im ersten Abschnitt des Projektes 1500 Familien ein besseres Zuhause finden. Das Programm ist für die nächsten zehn Jahre geplant. Dann soll der Slum Kibera mit seinen Wellblechhütten und offenen Abwässergräben Geschichte sein.

Wohnparadies mit Tücken

Wasserverkauf in Kibera (Foto: DW)
Teures Gut: Wasserverkauf in KiberaBild: DW

Noch hat das "gelobte Land" seine Tücken. Die ersten Bewohner klagen, dass sie noch immer nicht an das Stromnetz angeschlossen seien. Nach wie vor gebe es noch kein fließendes Wasser. Und natürlich sind auch die Kosten für die meisten nicht ganz unwesentlich: 1000 kenianische Schilling müssen sie für eine Wohneinheit pro Monat aufbringen. Das sind umgerechnet etwa zehn Euro. Für einige ist selbst dieser Betrag ein Vermögen, sie sind daher gegen einen Umzug. Andere haben Angst vor Mieterhöhungen. Sie müssen mehr Geld für Transportkosten zahlen, damit sie selbst zur Arbeit und die Kinder zur Schule gelangen. Doch der Traum von einem menschenwürdigeren Leben lässt die meisten Einwohner von Kibera dennoch auf eine schnelle Zuteilung für eine Sozialwohnung hoffen.

Autorin: Katrin Ogunsade (dpa, ips)
Redaktion: Anna Kuhn-Osius