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Köhler: "Indien ist Partner für Deutschland"

2. Februar 2010

Bundespräsident Horst Köhler hat zu Beginn seines Staatsbesuches in Indien ein besseres Regelwerk für globale Gerechtigkeit gefordert. Die asiatische Demokratie könne ein Partner mit Vorbildwirkung sein.

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Köhler mit Ministerpräsident Manmohan Singh (Foto: AP)
Köhler mit Ministerpräsident Manmohan SinghBild: AP
Das Bundespräsidentenpaar am Grab von Mahatma Gandhi (Foto: AP)
Das Bundespräsidentenpaar an der Einäscherungsstätte von Mahatma GandhiBild: AP

Es herrschte eine feierliche Stimmung, als Bundespräsident Horst Köhler am Dienstag (02.02.2010) gemeinsam mit seiner Frau Eva Luise Blüten auf die Einäscherungsstätte von Mahatma Gandhi in Neu Delhi streute. Der indische Freiheitskämpfer war vor 62 Jahren von einem Hindu-Extremisten ermordet worden. Die Stelle, an der sein Leichnam nach indischer Tradition eingeäschert wurde, dient heute als Erinnerungsstätte an den Vater der indischen Nation, wie Gandhi oft genannt wird.

Beziehungen sollen vertieft werden

Am Morgen war Köhler von Indiens Präsidentin Pratibha Devisingh Patil mit militärischen Ehren begrüßt worden. Auch Ministerpräsident Manmohan Singh und mehrere Minister waren bei der Zeremonie anwesend. Er sei gekommen, um Indien seine Referenz zu erweisen, sagte Köhler anschließend vor Journalisten. Indien sei ein aufgehender Stern in der Weltpolitik. Er erwarte, dass Deutschland und Indien ihre Beziehungen weiter vertieften. "Indien ist für uns ein strategischer Partner", sagte Köhler. Er sei überzeugt, dass das Potenzial dieser Partnerschaft noch nicht ausgeschöpft sei und zum Nutzen beider Länder intensiviert werden könne.

Köhler: Begrüßung durch Indiens Präsidentin Pratibha Devisingh Patil (Foto: AP)
Begrüßung durch Indiens Präsidentin Pratibha Devisingh PatilBild: AP

Schwerpunkt von Köhlers siebentägigem Besuch auf dem Subkontinent ist der Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Indien. Der Bundespräsident wolle ausloten, inwiefern Indien mit seinen 1,2 Milliarden Menschen ein Partner sein könne bei der Neuregelung der internationalen Finanz- und Wirtschaftsbeziehungen, hieß es in der Umgebung Köhlers zu Beginn der Reise.

Globalisierung braucht Gerechtigkeit

Bei einer Rede vor Vertretern der indischen Wirtschaft und der deutsch-indischen Handelskammer sagte Köhler, die Globalisierung bringe zwar Wachstumschancen und damit mehr Chancen für Prosperität. Dies müsse aber gerecht geschehen. Es müsse verhindert werden, dass immer mehr Menschen das Gefühl hätten, vom Wohlstand ausgeschlossen zu sein. "Was wir weltweit benötigen, ist ein deutlich besseres Regelwerk für mehr Gerechtigkeit." Die Welt brauche eine wirkliche Global Governance - eine globale Regierung, die der Tatsache Rechnung trage, dass das Schicksal aller Länder unabhängig von ihrer Größe immer stärker voneinander abhänge. "Gemeinsame Lösungen werden nur dann akzeptiert werden, wenn alle sie als gerecht empfinden", unterstrich Köhler.

Dies gelte auch für den Klimaschutz. Indiens Treibhausgas-Emissionen lägen pro Kopf der Bevölkerung weit unter denen westlicher Industriestaaten. Dennoch sei es auch für die indische Wirtschaft von Nutzen, wenn sie auf grünes und umweltschonendes Wachstum setze.

Im kulturellen Wirbelwind der Globalisierung

Köhler mit Ministerpräsident Manmohan Singh (Foto: AP)
Großes Lob für die indische DemokratieBild: AP

Ausdrücklich würdigte Köhler das indische Modell. "Indien müsste mit seinem Konzept der Einheit in Vielfalt auf den kulturellen Wirbelwind der Globalisierung bestens vorbereitet sein", sagte er und fügte hinzu: Wie es der größten Demokratie der Welt unter teils schwierigsten Rahmenbedingungen gelungen sei, über eine Milliarde Menschen unterschiedlichster Herkunft, Sprache und Religion in einem Staat zu vereinigen, sei einzigartig auf der Welt und nötige ihm tiefen Respekt ab.

Neben den Wirtschaftsbeziehungen will Köhler sich auch für die Vertiefung der Zusammenarbeit im Bereich Kultur und Wissenschaften stark machen.

Nach Neu-Delhi wird Köhler auch die Wirtschaftsmetropole Mumbai, die Auto-Stadt Pune mit dem neuen VW-Werk und die ländliche Region besuchen. Am Sonntag wird er von Mumbai aus nach Südkorea weiterreisen.

Autorin: Bettina Marx, zurzeit in Indien

Redaktion: Kay-Alexander Scholz