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Wieder Nachbeben in Haiti

25. Januar 2010

Haiti ist von einem weiteren Nachbeben erschüttert worden. Die Erdstöße erreichten eine Stärke von 4,7 und versetzten die Bewohner von Port-au-Prince in Angst. Die UN verlangten Hilfe zur Bewältigung der Katastrophe.

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Erdbebenschäden in Haiti (Foto: ap)
Haiti kommt nicht zur RuheBild: AP

Die US-Erdbebenwarte USGS informierte über das Nachbeben. Es ereignete sich am Sonntag (24.01.2010) am frühen Abend. Über neue Verletzte wurde bislang nichts bekannt.

Hilfskonferenz in Montreal

Rot-Kreuz-Helfer in haiti (Foto: ap)
Die Hilfe reicht längst noch nichtBild: AP

Der Übergangschef der UN-Hilfsmission in Haiti, Edmond Mulet, forderte umfangreiche internationale Verstärkung für den Hilfseinsatz. Er brauche Personal, er brauche Soldaten, sagte Mulet dem US-Nachrichtensender CNN. An diesem Montag soll im kanadischen Montreal eine internationale Hilfskonferenz beginnen.

Rund 150.000 Todesopfer

Mulet führt seit dem Erdbeben in Haiti die inzwischen mehr als 12.000 Mann umfassende UN-Mission auf der Karibikinsel. Sein Vorgänger, der Tunesier Hédi Annabi, war durch die Erdstöße in Port-au-Prince ums Leben gekommen. Insgesamt wird die Zahl der Getöteten mittlerweile auf 150.000 Menschen geschätzt.

Rettung eines Verschütteten in Haiti (Foto: ap)
Elf Tage nach dem Beben wurde dieser Mann noch geborgenBild: AP

Die Suche nach Verschütteten wurde inzwischen weitgehend eingestellt. Am Samstag war elf Tage nach dem großen Beben noch ein junger Mann aus den Trümmern geborgen werden. Er hatte in einem eingestürzten Lebensmittelladen mit Hilfe von Cola, Bier und Keksen überlebt.

Tumulte und Plünderungen

Auch am Sonntag gab es wieder Plünderungen und Gewalt in Haiti. Bei der Verteilung von Hilfsgütern kam es ebenfalls zu Tumulten. Soldaten der Vereinten Nationen mussten Tränengas einsetzen, um eine Eskalation der Lage bei der Ausgabe von Nahrungsmitteln zu verhindern.

Plünderungen in Haiti (Foto: ap)
Immer wieder PlünderungenBild: AP

Augenzeugen berichteten, mehrere hundert Menschen hätten zunächst ruhig für Nahrungsmittel und Wasser angestanden. Dann habe es kleinere Rangeleien gegeben, schließlich habe sich die Menge auf die zu verteilenden Güter gestürzt. Das UN-Welternährungsprogramm stellte die Ausgabe von Lebensmitteln an mehreren Orten Haitis aus Sicherheitsgründen vorübergehend ein.

Eine Million Menschen obdachlos

Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa eine Million Menschen obdachlos sind und versuchen werden, in die Landesteile Haitis zu fliehen, die von den Folgen des Erdbebens weniger betroffen sind. Im Katastrophengebiet existieren inzwischen Hunderte wilde Camps, in denen die Menschen ums Überleben kämpfen.

Hafen der Hauptstadt wieder geöffnet

In Port-au-Prince hatte es am Wochenende erste Anzeichen für eine leichte Entspannung der Lage gegeben. Erstmals seit dem Erdbeben hattene einige Banken geöffnet, Straßenhändler legten zwischen den Trümmern ihre Waren aus. Bereits am Freitag war der Hafen der Hauptstadt teilweise wieder geöffnet worden.

Adoptierte Waisenkinder
Was geschieht mit den Waisenkindern?Bild: picture-alliance/dpa

Aus Sorge vor Kinderhandel verbot Haitis Regierung Adoptionen und verstärkte außerdem die Überwachung der Grenzen. Die UN-Truppen hätten die Krankenhäuser um strengere Kontrollen gebeten, teilte ein Sprecher der Vereinten Nationen mit. Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF über den vereinzelten Raub von Kindern in den vergangenen Tagen wollte der Sprecher jedoch nicht bestätigen.

Die Bundesregierung hat ihre Hilfe für Haiti aufgestockt. Entwicklungsminister Dirk Niebel stellte weitere fünf Millionen Euro bereit, um den vielen Obdachlosen schnell Unterkünfte zu bauen. Insgesamt erhöhte die Bundesregierung damit die Hilfe auf 15 Millionen Euro.

Autor: Marko Langer (dpa, rtr, apn)

Redaktion: Gerd Winkelmann