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Israel zieht Zaun zu Ägypten

11. Januar 2010

Erst eine Mauer zum Westjordanland, und nun ein elektronisch überwachter Zaun an der Grenze zu Ägypten: Israel schottet sich Schritt für Schritt und mit aufwändigen Mitteln von seinen Nachbarn ab.

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Eine acht Meter hohe Mauer trennt Israel vom palästinensich verwaltetetn Westjordanland (Foto: dpa)
Die Mauer zum Westjordanland wurde vom Internationalen Gerichtshof als illegal verurteiltBild: picture-alliance / dpa
Israels Premierminister Netanjahu spricht vor der Knesset (Foto: AP)
Mauert sein Land weiter ein: Israels Ministerpräsident NetanjahuBild: AP

Von einer "strategischen Entscheidung" sprach Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in einer am Sonntag (10.01.2006) veröffentlichten Erklärung. Zäune und Überwachungsanlagen sollen "Eindringlinge und Terroristen" daran hindern, über Ägypten ins Land zu gelangen. Es gehe darum, den "jüdischen und demokratischen Charakter des Staates Israel" zu bewahren. Zugleich beteuerte Netanjahu, dass sein Land weiterhin für Flüchtlinge aus Konfliktgebieten offen stehe. "Wir können aber nicht Zehntausende illegaler Arbeiter ins Land lassen", fügte er hinzu.

Wirtschaftsmigranten und "Kriminelle"

Über die durchlässige Grenze zu Ägypten sind in den vergangenen Jahren Tausende Migranten aus Afrika und anderen Ländern nach Israel gekommen, manche auf der Flucht vor Konflikten, andere auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Die Polizei in Israel geht davon aus, dass jede Woche 100 bis 200 Flüchtlinge und illegale Arbeitssuchende, aber auch "Kriminelle" die israelisch-ägyptische Grenze passieren. Nach Angaben der Zeitung "Haaretz" hat Ägypten seinerseits die Überwachung der rund 266 Kilometer langen Grenze verstärkt, um den Menschenschmuggel zu unterbinden. Die ägyptische Grenzpolizei habe seit Mai mindestens 17 Illegale getötet, die versuchten die Grenze zu überqueren, heißt es weiter.

Der israelische Grenzzaun mit Bewegungsmeldern und weiteren Überwachungsanlagen wird voraussichtlich 270 Millionen Dollar kosten. In zwei Jahren soll die Grenzanlage fertig sein. Die Barriere wird nach Netanjahus Plänen zunächst in zwei Teilen gebaut werden, beginnend bei Eilat am Roten Meer sowie nahe der israelischen Grenze zum Gazastreifen.

Illegale Mauer

Israel hat bereits die Grenze zum palästinensisch verwalteten Westjordanland mit Zäunen und Mauern befestigt. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hatte diese Anlage schon im Jahr 2004 als illegal erklärt und ihren Abriss gefordert.

Palästinensicher Tunnelbauer in einer der unterirdischen Verbindungen zwischen Gaza und Ägypten (Foto: dpa)
Lebensadern für Hunderttausende: Die Schmugglertunnel zwischen dem Gazastreifen und ÄgyptenBild: picture-alliance/ dpa

Ägypten baut zudem an der Grenze zum Gazastreifen eine neue Grenzanlage aus Stahl. Die Sperre soll den Schmuggel in das von der radikal-islamischen Hamas beherrschte Gebiet unterbinden. Immer wieder werden die Tunnel von der israelischen Luftwaffe angriffen, da durch sie auch Waffen für Extremisten in den Gazastreifen gelangen. Seit der israelischen Besetzung des Gazastreifens von 1967 bis 2005 verbindet ein Tunnel-Labyrinth das Gebiet mit Ägypten. Wie viele Tunnel es gibt, ist unbekannt.

Autor: Rolf Breuch (dpa, rtr, BBC)

Redaktion: Martin Schrader