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Ökostromnetz

5. Januar 2010

Deutschland und acht weitere EU-Staaten planen, ein Ökostromnetz durch die Nordsee zu legen. Wirtschaftsminister Rainer Brüderle will damit den "Sprung in das regenerative Zeitalter" schaffen.

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Eine Pilotwindanlage in Betrieb (Foto: AP)
Offshore-Windparks sollen in Zukunft allen Nordseeanrainern Energie bringenBild: AP

Bisher galt Wirtschaftsminister Rainer Brüderle nicht als Vorreiter der ökologischen Energieeffizienzdebatte. Jetzt sieht er den Bau des geplanten Ökostromnetzes durch die Nordsee als Quantensprung im Kampf gegen den Klimaschutz an: "Für Deutschland als Land mit ambitionierten Offshore-Ausbauplänen hat die Initiative große Bedeutung", erklärte Brüderle am Dienstag (05.01.2010) gegenüber Medienvertretern. "Wir wollen dazu beitragen, dass uns möglichst schnell der Sprung in das regenerative Zeitalter gelingt. Dies muss mit neuesten Technologien und auf wirtschaftliche Weise erfolgen."

Projekt ist in der Planungsphase

Noch befindet sich das Ökostromnetz-Projekt in der frühen Planungsphase. Erst in etwa zehn Jahren könnte das Höchstspannungsnetz fertig sein. Das Wirtschaftsministerium verwies auf ein Treffen der Nordseeanrainerstaaten Anfang Dezember. Mit einer politischen Erklärung wurde damals das "North Seas Countries' Offshore Grid Initiative" ins Leben gerufen - das erste gemeinsame Projekt in Sachen Netzanbindung von Offshore-Anlagen. Noch dieses Jahr wollen die Regierungen in einer weiteren gemeinsamen Erklärung das weitere Vorgehen abstecken. Bis zu 30 Milliarden Euro sollen investiert werden, wie die "Süddeutsche Zeitung" am Dienstag meldete.

Rainer Brüderle (Foto: dpa)
Rainer Brüderle setzt sich für Ökostromnetz einBild: AP

Wie intensiv sich die Nordsee-Anrainerstaaten beteiligen wollen, ist bisher offen. Zu den Gründern der Initiative zählen Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Dänemark, die Niederlande, Irland, Luxemburg und Norwegen. Es geht um Tausende Kilometer Hightech-Kabel. Laut der "Süddeutschen Zeitung" sollen nicht nur die Nordsee-Windparks verkabelt werden. Geplant sei zudem eine Verbindung mit Wasserkraftwerken in Norwegen, mehrere so genannte Gezeitenmeiler an der belgischen und der dänischen Küste sowie Wind-und Solaranlagen auf dem europäischen Festland. Das könnte das Problem mildern, dass die Ökostromproduktion vom Wetter abhängig ist: Schwankungen könnten ausgeglichen werden.

Positive Resonanz, aber auch Kritik für das Projekt

Das Solarstromprojekt Desertec (Foto: desertec.org)
Solarstrom aus der Wüste: Das Projekt DesertecBild: Solar Millennium AG, Erlangen

Das geplante Netz erntet überwiegend positive Resonanz. "Das ist auf jeden Fall der richtige Weg" kommentiert Philipp Vohrer, der Sprecher der Agentur für Erneuerbare Energien, die Pläne. Er verwies darauf, dass die Pläne binnen weniger Monate bereits das zweite große Ökostrom-Vorhaben nach dem Wüstenstrom-Projekt Desertec seien. "Es ist sehr erfreulich, dass die großen Akteure auf den Zug aufspringen." Technisch sei der Netzausbau realisierbar. Ansätze gebe es bereits mit entsprechenden Leitungen zwischen Norwegen und den Niederlanden.

Applaus gibt es auch vom politischen Gegner: Grünen-Umweltexpertin Bärbel Höhn sprach von einer guten und sinnvollen Idee. "Man wird sehen, ob das federführende Wirtschaftsministerium erstmalig seine Kräfte für den Ausbau von Erneuerbaren Energien voll einsetzen wird". Nicht so überzeugt äußerte sich SPD-Energieexperte Hermann Scheer. Im MDR sagte er, das Ökostromnetz nütze vor allem den großen Stromkonzernen.

Autor: Marcus Bölz (AP, dpa)

Redaktion: Ursula Kissel