1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Jemen im Visier Amerikas

3. Januar 2010

Die USA richten ein immer stärkeres Augenmerk auf den Jemen: Der zuständige militärische Befehlshaber war gerade dort, es werden Bündnisse geschmiedet, Medien spekulieren über weitere bevorstehende Militärschläge.

https://p.dw.com/p/LIzQ
Soldat vor Runinen (Foto: Klaus Heymach)
Jemenitischer Soldat: Künftig gemeinsam mit den USA kämpfen?Bild: DW / Heymach

El-Kaida-Stellungen im Jemen geraten nach dem vereitelten Flugzeug-Attentat von Detroit offensichtlich immer mehr ins Visier amerikanischer Militärs. US-Medien hatten bereits vor Tagen berichtet, es würden mögliche Ziele für Angriffe ausgekundschaftet. Am Samstag flog nun David Petraeus, Kommandeur des Central Command für Nahost und Zentralasien, zu einem Gespräch mit dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdallah Saleh nach Sanaa, wie US-Medien berichteten.

Saleh mit Anhängern (Foto: AP)
Politischer Überlebenskünstler: Ali Abdallah Saleh, seit mehr als 30 Jahren PräsidentBild: AP

CNN meldete unter Berufung auf US-Regierungskreise, dass Saleh dabei weitere Hilfe seines Landes für amerikanische Anti-Terror-Aktionen anbot. Einzelheiten wurden allerdings nicht genannt. Petraeus hatte erst kürzlich eine Verdoppelung der Militär- und Sicherheitshilfen für den Jemen versprochen. Bislang soll das Land rund 70 Millionen Dollar Hilfen pro Jahr erhalten. Laut einem Bericht der "New York Times" vom Ende des vergangenen Jahres begannen geheime Sonderkommandos aus den USA schon vor einem Jahr damit, jemenitische Sicherheitskräfte im Anti-Terror-Kampf auszubilden.

Mit Unterstützung der Regierung?

Jüngste Angriffe auf mutmaßliche El-Kaida-Stellungen unter Führung der USA haben anscheinend schon mit Unterstützung der jemenitischen Regierung stattgefunden. Wie der Fernsehsender CBS am Samstag unter Berufung auf den "US-Experten für Sondereinsätze und Ausbilder jemenitischer Offiziere", Sebastian Gorka, berichtete, gab es Angriffe mit Flugmarschkörpern, die mit Angriffen militärischer Einheiten am Boden kombiniert waren.

Wie am Samstag in Sanaa bekannt wurde, wurden zusätzliche jemenitische Truppen in die östlichen Provinzen El Baida, Abian und Tschabwa entsandt, um dort gegen "El-Kaida-Elemente" zu kämpfen.

Petreaus gestikuliert (Foto: AP)
Was hat Petraeus ausgehandelt?Bild: AP

Die jemenitische Regierung führt im Norden des Landes mit Unterstützung von Saudi-Arabien Krieg gegen schiitische Rebellengruppen. Die Regierung versucht zugleich, eine Protestbewegung zu zerschlagen, die für eine Abspaltung des Südjemens eintritt. Süd- und Nordjemen haben sich 1990 wiedervereinigt.

Obama beschuldigt El Kaida im Jemen

US-Präsident Barack Obama selbst hatte ebenfalls am Samstag erstmals öffentlich das Terrornetzwerk El Kaida im Jemen beschuldigt, hinter dem vereitelten Flugzeug-Attentat von Detroit an Weihnachten zu stecken. Der Täter sei in den Jemen gereist, wo ihn El Kaida ausgebildet und mit Sprengstoff versorgt habe. Obama unterstrich, dass sich die jemenitische El Kaida schon seit längerem auf US-Ziele konzentriere.

Bundesgenosse Brown

Zudem haben sich die USA einen alten Bundesgenossen zur Seite gestellt. Das Büro des britischen Premierministers Gordon Brown erklärte am Sonntag (03.01.2010), beide Länder wollten den gemeinsamen Anti-Terrorkampf im Jemen verstärken. Zu den vereinbarten Maßnahmen gehöre die gemeinsame Finanzierung einer Sondereinheit der Polizei zur Terrorabwehr im Jemen. Außerdem solle die jemenitische Küstenwache mehr Unterstützung erhalten.

Brown und Obama (Foto: dpa)
Einig: Brown und ObamaBild: picture-alliance/dpa

Brown hatte schon zu Neujahr ein internationales Treffen zum Jemen für Ende Januar vorgeschlagen. Dabei solle es um die Bekämpfung von Extremisten im Jemen gehen.

Beide Länder seien sich ferner einig, dass in Somalia eine "größere Friedenssicherungstruppe erforderlich" sei. Sie würden sich dafür im UN-Sicherheitsrat einsetzen. Derzeit sind etwa 5300 Soldaten der Mission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM) in dem nordostafrikanischen Land stationiert. Sie unterstützen seit dem Abzug der äthiopischen Interventionstruppen im Januar des vergangenen Jahres die schwache somalische Übergangsregierung, die nur noch einige Teile der Hauptstadt Mogadischu kontrolliert, gegen die bewaffnete islamische Opposition.

Autor: Oliver Samson (dpa, ap, afp)
Redaktion: Gerd Winkelmann