1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Junge 'Komasäufer'

15. Dezember 2009

Saufen bis der Arzt kommt: Das scheint das Motto vieler partywütiger Jugendlicher in Deutschland zu sein. Die Zahl der Alkoholvergiftungen bei jungen Menschen nimmt drastisch zu. Politiker schlagen Alarm.

https://p.dw.com/p/L3JL
Betrunkener Jugendlicher (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/ dpa

Immer mehr Kinder und Jugendliche müssen mit akuten Alkoholvergiftungen stationär im Krankenhaus behandelt werden. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im Jahr 2008 insgesamt 25.700 junge Menschen im Alter zwischen zehn und 20 Jahren aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums in Kliniken gebracht. Das sind elf Prozent mehr als 2007.

Mädchen am Strand mit Bierflaschen in der Hand (Foto: dpa)
Bild: dpa

Junge Mädchen besonders betroffen

Im Vergleich zum Jahr 2000, als es noch 9.500 gewesen waren, stieg die Zahl der jungen "Komasäufer" sogar um 170 Prozent und verdreifachte sich damit fast. Rund ein Fünftel der Betroffenen sind Kinder unter 15 Jahren. Besonders drastisch zeigt sich der Anstieg "akuter Alkoholintoxikationen" bei jungen Mädchen. Statt zu Barbie oder Bravo greifen diese anscheinend immer öfter zu Becks und Bourbon. Die Zahl der zehn- bis 14-jährigen Mädchen, die wegen Alkoholmissbrauch behandelt werden mussten, stieg im Vergleich zu 2007 um 22 Prozent, bei den Jungen waren es 16 Prozent. In der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (15 bis 20 Jahre) verdreifachte sich die Gesamtzahl von 7320 auf rund 21200.

Krankenwagen (Foto: bilderbox)
"Saufen bis der Arzt kommt"Bild: BilderBox

Drogenbeauftragte fordert Ausweiskontrollen

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), forderte entschiedenes Handeln gegen die besorgniserregenden Trends. Noch nie habe sich eine so große Zahl von Kindern und Jugendlichen "derart hemmungslos" betrunken, sagte sie. Offenbar reichten die bisherigen Präventionsmaßnahmen nicht aus. Dyckmans sprach sich für eine Ausweitung der Ausweiskontrollen beim Alkoholkauf bis zu einem geschätzten Alter von 25 Jahren aus. Notwendig seien zudem eine stärkere Förderung der Alkoholprävention an den Schulen und eine bessere Einbeziehung der Eltern in die Aufklärung.

Die Deutsche Kinderhilfe warf Bund und Ländern vor, bislang zu wenig gegen das Problem getan zu haben. Ihr Vorsitzender Georg Ehrmann forderte die Politik zum Handeln auf und sprach sich unter anderem für ein nächtliches Alkoholverkaufsverbot aus.

Erwachsene kein gutes Vorbild

Allerdings fehlen den Jugendlichen auch gute Vorbilder. Auch die Erwachsenen trinken häufiger als früher einen oder mehrere über den Durst. Wenn es um den Alkoholmissbrauch bei über 20-Jährigen geht, sehen die Zahlen wenig besser aus. Nach Angaben des Bundesamtes stieg die Zahl der stationären Behandlungen bei den Erwachsenen ab 20 Jahre von 2007 auf 2008 um elf Prozent. Besonders stark war der Anstieg unter Senioren. Alkoholmissbrauch war bei Erwachsenen auch der zweithäufigste Grund für einen Krankenhausaufenthalt.

Autor: Jan Bruck (ap, afp)
Redaktion: Martin Muno