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Das Leben vietnamesischer Boatpeople in Deutschland

19. Mai 2010

Vor 30 Jahren flüchteten Hunderttausende Vietnamesen über das Meer aus ihrem vom Krieg zerstörten Land. Deutschland nahm mehr als 20.000 von ihnen auf. Viele haben sich in Deutschland ein neues Leben aufgebaut.

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Flucht über das Wasser - vietnamesische Flüchtlinge in den 70er JahrenBild: dpa

Es war eine Reise ins Ungewisse, als vor 30 Jahren Hunderttausende Vietnamesen aus ihrer Heimat fliehen mussten. Auf überfüllten, maroden Booten, ohne Wasser und Proviant versuchten sie, über den Seeweg zu entkommen. Das Leid und die Not der sogenannten Boat People löste damals in Deutschland eine ungeahnte Welle der Solidarität aus. Deutschland nahm mehr als 20.000 von ihnen auf.

Integration durch Bildung

Jutta Schuhmann ist eine von den Paten, die sich damals um die Boat People kümmerte. Gemeinsam mit ihrer Familie half sie den vietnamesischen Familien, sich in der Ferne einzuleben. "Sie waren sehr fleißige Schüler", erinnert sich Jutta Schuhmann. "Sehr gebildete Leute. Auch die Kinder haben unheimlich schnell gelernt."


Bildung spielt in den meisten vietnamesischen Familien eine große Rolle. Denn Bildung bedeutet Integration und ist Grundvoraussetzung für sozialen Aufstieg dar. Vor allem jene, die in Vietnam ein Studium begonnen hatten, es wegen des Krieges aber unterbrechen mussten, legten Wert auf eine solide Ausbildung ihrer Kinder. Und so führte für viele der Weg nach dem Abitur direkt an die Universität.

Leben wagen, Heimat finden

Bildgalerie Horst Fass Vietnamkrieg
Vietnam während des Krieges - ein Land, aus dem Hunderttausende verzweifelt weg wolltenBild: AP


Integration hängt zu einem Großteil von der Mentalität der Betroffenen ab, sagt Peter Junk. Vor 30 Jahren kümmerte er sich als Integrationsbeauftragter um die ersten Boat People in Deutschland. "Wenn jemand neu in ein Land kommt, dann entwickelt er ganz andere Fähigkeiten", sagt Junk. "Das ist ein ganz großes Plus der Vietnamesenn. Denn sie haben damals die Herausforderung angenommen und versucht, sie positiv für sich umzusetzen."

Auch den Mut, völlig neu anzufangen, findet Peter Junk bemerkenswert. Viele wussten nicht, ob sie jemals wieder nach Vietnam zurückkehren würden. "Leben wagen, Heimat finden" - so lautete damals ein gängiges Sprichwort unter den Boat People.

Vietnamesische Erfolgsgeschichte

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler
Paradebeispiel für gelungene Integration: Philipp Rösler, Minister für GesundheitBild: AP

Die Vietnamesen leben heute in zweiter Generation hier. Längst sind sie in der deutschen Gesellschaft angekommen. Viele von ihnen haben angesehene Berufe als Ärzte, Lehrer oder Ingenieure und finden sich in allen Bereichen der Gesellschaft wieder. Seit einigen Wochen hat Deutschland auch einen asiatisch-stämmigen Bundesminister – Philipp Rösler, zuständig für das Ressort Gesundheit. Auch er stammt aus Vietnam.

Autor: Chi Viet Giang

Redaktion: Silke Ballweg