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Deutsch-brasilianischer Doppelpass zum Klimagipfel

3. Dezember 2009

Brasilien und Deutschland wollen ihre Zusammenarbeit deutlich ausbauen. Dies vereinbarten Bundeskanzlerin Merkel und der brasilianische Präsident Lula da Silva in Berlin. Auch Fußball war ein Thema bei dem Treffen.

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Bundeskanzlerin Angela Merkel, rechts, und der brasilianische Staatspraesident Lula da Silva (Foto: AP)
Angela Merkel empfängt Luiz Inácio Lula da Silva in BerlinBild: AP

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zählt zurzeit vermutlich zu den begehrtesten Gästen unter den Staats- und Regierungschefs der Welt. Schließlich vertritt Lula nicht nur das fünftgrößte Land der Erde, sondern auch ein aufstrebendes Schwellenland, das sich beinahe gänzlich unbeeindruckt von der Wirtschaftskrise zeigt. Im Gegenteil: In Brasilien herrscht Aufbruchstimmung. Die Nachricht, dass das Land Ausrichter der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 sowie der Olympischen Spiele 2016 sein wird, hat das ganze Land in Euphorie versetzt. Im kommenden Jahr soll die brasilianische Wirtschaft um rund fünf Prozent wachsen - konträr zur deutschen Wirtschaft, die voraussichtlich um fünf Prozent schrumpfen wird.

Brandrodung in Brasilien (Foto: AP)
Brasilien bemüht sich um das Weltklima, lässt aber auch Brandrodung zuBild: AP

Unter diesen unterschiedlichen Vorzeichen empfing Bundeskanzlerin Angela Merkel am Donnerstag (03.12.2009) den brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva in Berlin. Beide betonten dabei vier Tage vor dem Klima-Gipfel in Kopenhagen ihre gemeinsamen Positionen im Klimaschutz. Deutschland und Brasilien wollen in Kopenhagen an einem Strang ziehen und möglichst ein "politisches Abkommen, das dann in den folgenden Monaten noch in einen juristischen Text eingearbeitet wird", erarbeiten, wie Merkel sagte. Die Bundeskanzlerin forderte bindende Eckpunkte als Ergebnis der Kopenhagener Konferenz.

Lula betonte seinen Optimismus im Vorfeld der Verhandlungen, räumte aber ein, dass es nicht zu dem Vertrag kommen werde, "von dem wir alle träumen". Wichtig sei, dass die ärmeren Länder bei ihrer Entwicklung nicht dieselben Fehler machten wie die reicheren Nationen zu Beginn der industriellen Revolution. Merkel lobte ausdrücklich die brasilianischen Klimaschutz-Bemühungen. Beide Länder unterzeichneten in Berlin eine Klimaschutz-Vereinbarung, mit der sie sich zum Zwei-Grad-Ziel bekennen - also der Begrenzung der globalen Erwärmung auf höchstens zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Deutsche Unterstützung für WM und Olympia

Neben den klimapolitischen Gemeinsamkeiten unterstrichen Merkel und Lula die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Kooperation. Dazu gehört auch die deutsche Unterstützung bei der Vorbereitung auf die sportlichen Großereignisse Fußball-WM 2014 und Olympische Spiele 2016 in Brasilien. Die deutsche Wirtschaft will von den zahlreichen Bau- und Infrastruktur-Projekten profitieren, die Brasilien bis 2014 auflegen will. Mehr als 200 Milliarden Euro will das südamerikanische Land in den nächsten Jahren in diese Maßnahmen investieren.

Brasilianische Fans feiern die Vergabe der Olympischen Spiele 2016 an Rio de Janeiro (Foto: AP)
Überschäumende Freude: Brasilien feiert die Vergabe der Olympischen Spiele 2016 an Rio de JaneiroBild: AP

Ekkehard Schulz, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), bezeichnete die beschlossene engere Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Brasilien als "Meilenstein" in den Wirtschaftsbeziehungen der beiden Länder. Die Kooperation soll vor allem die Felder Energie, Infrastruktur und Sicherheitstechnologien betreffen. "Unsere Erfahrungen aus der erfolgreichen FIFA-Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland sind für Brasilien von besonderem Interesse. Brasilien fragt gezielt nach innovativen und nachhaltigen Technologien made in Germany", betonte Stefan Zoller, Vorsitzender des BDI Brazil Board.

Empfang Ahmadinedschads sorgte für Irritationen

Erst vor wenigen Tagen hatte der brasilianische Präsident jedoch für politische Irritationen in der westlichen Welt gesorgt: Er empfing den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und betonte das Recht des Iran auf den Aufbau einer eigenen Nuklearenergie mit der Ergänzung, dass diese "friedlichen Zwecken" dienen solle. Gleichzeitig warnte er die Welt vor einer Isolation des Irans.

Autor: Joscha Weber (mit dpa, ap, rtrd, epd, afp)

Redaktion: Martin Schrader