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Aufklärung im Fall Politkowskaja gefordert

8. Oktober 2009

Vor drei Jahren wurde Anna Politkowskaja ermordet. Kollegen der Journalistin erinnern an den unaufgeklärten Mord in einer Pressekonferenz. Vertreter der Organisation "Reporter ohne Grenzen" war die Teilnahme verwehrt.

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Anna PolitkowskajaBild: picture-alliance / dpa
Reporter ohne Grenzen Demonstration
Menschenrechtsaktivisten vor der russischen Botschaft in Berlin (7.10.2007)Bild: picture-alliance/ dpa

Die russischen Behörden haben zwei Vertretern von "Reporter ohne Grenzen" - ROG -, darunter Generalsekretär Jean-Francois Julliard, keine Einreisegenehmigung erteilt. Die Botschaft der Russischen Föderation in Paris teilte mit, Russland habe den Vertretern der Organisation nicht aus politischen Motiven heraus die Einreise verweigert, sondern die Visa hätten aufgrund fehlerhaft ausgefüllter Anträge nicht ausgestellt werden können. Die beiden Vertreter von ROG wollten in Moskau an der Pressekonferenz anlässlich des dritten Todestages von Anna Politkowskaja teilnehmen.

Politkowskajas Kollegen recherchieren weiter

Der Mord an der russischen Journalistin ist nach wie vor nicht aufgeklärt. Politkowskajas Kollegen setzen ihre eigenen Nachforschungen fort. So teilte der Chefredakteur der Nowaja Gaseta, für die auch Politkowskaja gearbeitet hatte, vor Journalisten mit, Rustam Machmudow, den die Ermittler als unmittelbaren Vollstrecker der Tat ansehen, sei im Ausland untergetaucht - vermutlich in einem EU-Mitgliedsland. Sergej Sokolow zufolge hätte der mutmaßliche Mörder Politkowskajas im April dieses Jahres festgenommen werden können. Dazu sei es aber nicht gekommen, weil die Rechtsschutzorgane im Westen ihren russischen Kollegen nicht vertrauten, erläuterte der Chefredakteur.

Sergej Sokolow
Sergej SokolowBild: Sergej Morozow

Unterdessen sollen im Mordfall Politkowskaja weitere Ermittlungen eingeleitet werden. Wie Sokolow berichtete, gebe es neue Hinweise auf Personen, die auf eine Beteiligung an dem Verbrechen hin überprüft würden. Um wen es sich handelt, teilte der Journalist nicht mit. Er sagte lediglich, es handele sich um Personen, deren Namen bisher öffentlich nicht genannt worden seien. "Ich hoffe, dass sie bald zur Verantwortung gezogen werden", so Sokolow.

Angehörige verlieren die Hoffnung

Der Sohn der ermordeten Journalistin, Ilja Politkowskij, bestätigte, die Ermittler würden derzeit mehrere Versionen möglicher Auftraggeber des Verbrechens verfolgen. Auch er selbst verfolge die Entwicklungen, mochte sich aber zu Details nicht äußern. "Ich möchte niemanden ohne Beweise beschuldigen", erklärte er.

Russland Moskau Prozeß Anna Politkowskaja Sohn Ilja
Politkowskajas Sohn IljaBild: AP

Die Angehörigen und Kollegen von Anna Politkowskaja schließen nicht aus, dass die Behörden über den Mordfall mehr wissen als sie zugeben. Sowohl Politkowskajas Kinder als auch die Kollegen der ermordeten Journalistin sind der Ansicht, dass für die Aufklärung des Falls politischer Wille der heutigen Staatsführung notwendig sei. Anzeichen dafür, dass im Kreml irgendjemand wahrhaftig an der Aufklärung des Mordes interessiert sei, gebe es keine. Das Gegenteil sei eher der Fall. Politkowskajas Tochter Wera gab zu, die Familie verliere immer mehr die Hoffnung, dass alle Beteiligten an dem Mord ausfindig gemacht und verurteilt werden.

Autoren: J. Winogradow, J. Lovkis / M. Ostaptschuk
Redaktion: Birgit Görtz