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Drahtzieher des Völkermords in Ruanda gefasst

6. Oktober 2009

Er soll einer der Verantwortlichen für den Völkermord in Ruanda sein: 15 Jahre nach dem Genozid wurde Idelphonse Nizeyimana in Uganda festgenommen. Er war unter falschem Namen aus der DR Kongo nach Uganda eingereist.

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Schädel in einer Gedenkstätte (Foto: AP)
Noch immer konnten viele Verantwortliche nicht verurteilt werdenBild: AP

Der ehemalige Geheimdienstchef soll auf dem Weg nach Nairobi gewesen sein, als er festgenommen wurde. Er wurde sofort nach Tansania ausgeflogen. Im tansanischen Arusha hat das Internationale Tribunal für den Völkermord in Ruanda (ICTR) seinen Sitz. Dort werden die Prozesse gegen die mutmaßlichen Kriegsverbrecher geführt.

Maßgebliche Beteiligung am Völkermord vermutet

Logo des Internationalen Tribunals für den Völkermord in Ruanda
Bild: UN

Nizeyimana ist in Arusha wegen Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Er soll militärische Spezialeinheiten geleitet haben, die 1994 den Völkermord an der Tutsi-Minderheit und an gemäßigten Hutu mit organisierten und Massaker verübten.

Friedhof mit Holzkreuzen (Foto: AP)
Eine Vergangenheit, die in Ruanda niemand vergessen kannBild: AP

Die ICTR-Anklage wirft dem Ex-Geheimdienstchef vor, eine dieser Spezialeinheiten beauftragt zu haben, Tutsi-Königin Rosalie Gicanda zu töten und 25 Flüchtlinge aus einem Kloster zu enführen. Bei den Flüchtlingen handelte es sich hauptsächlich um Frauen und Kinder - sie wurden nie wieder gesehen. Außerdem soll der Angeklagte Straßensperren errichtet haben, an denen Tutsi brutal mit Macheten abgeschlachtet wurden. Desweiteren soll er seine Untergebenen aufgefordert haben, Studenten und Lehrkräfte an einer Uni zu töten.

Wenig Verurteilungen

Seit seiner Gründung hat der UN-Gerichtshof in Arusha Verfahren gegen 97 Verantwortliche des Völkermords in Ruanda eingeleitet. Mehr als 80 konnten bisher gefasst werden. Der ICTR wird allerdings häufig als wenig effektiv kritisiert. Bisher konnten erst einige Dutzend Angeklagte tatsächlich verurteilt werden.

Während des Genozids 1994 starben in Ruanda mindestens 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu. Das Morden dauerte 100 Tage - die internationale Gemeinschaft griff nicht ein.

Autorin: Christine Harjes (dpa, ap, epd)
Redaktion: Klaudia Pape