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Interkulturelle Woche

27. September 2009

"Mischt mit!" ist das Motto der Interkulturellen Woche - einer Initiative der Kirchen. Sie fordern mehr Rechte für in Deutschland lebende Ausländer. Und stellen klare politische Forderungen.

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Eine Gruppe von Ausländern in Berlin-Kreuzberg (Foto: dpa)
Ausländer in Berlin-KreuzbergBild: dpa

Die Liste ist lang: Nachhaltiges Bleiberecht von langjährig geduldeten Ausländern, Erleichterungen beim Nachzug von Eheleuten, Aufnahme besonders Schutzbedürftiger. Deutschland und die anderen EU-Staaten sollten mehr Flüchtlinge aufnehmen - das ist eine zentrale Forderung der Bischöfe in einem gemeinsamen Schreiben zur Interkulturellen Woche.

Nach den Worten von Johannes Friedrich, des evangelisch-lutherischen Landesbischofs von Bayern, ist es unmenschlich und ungerecht, Ausländer abzuschieben, die lange in Deutschland gelebt haben, integriert sind und die deutsche Sprache sprechen. Außerdem könne ein Christ keine rechtsextreme Partei wählen, sagte der bayerische Landesbischof mit Blick auf die Bundestagswahl.

"Es kamen Menschen"

Johannes Friedrich (Foto: Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern)
Bischof Johannes FriedrichBild: Evangelisch-lutherische Kirche in Bayern

Ins Leben gerufen wurde die Interkulturelle Woche im Jahr 1975. Nach dem Anwerbestopp von Gastarbeitern aus Nicht-EG-Staaten im Jahr 1973 war deutlich geworden, dass die ausländischen Arbeiter bleiben würden. Seither gilt das dem Schweizer Schriftsteller Max Frisch zugeschriebene Wort: "Es wurden Arbeitskräfte gerufen, es kamen aber Menschen!"


Kirchen schaffen Integration

Der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos während des Gottesdienstes (Foto: Daniel Knopp)
Der griechisch-orthodoxe Metropolit AugoustinosBild: Daniel Knopp

Mehr als 30 Jahre später wollen sich die Kirchen zusammen mit den Kommunen während der Interkulturellen Woche für die Integration ausländischer Mitbürger stark machen, erklärt einer der Mitbegründer der Interkulturellen Woche, der griechisch-orthodoxe Metropolit Augoustinos. Viel Zeit habe man bereits verloren, doch man müsse endlich lernen, miteinander zu leben, einander zu achten und solidarisch zu leben, um eine Integration zu erreichen, bevor es zu spät sei, sagt Augoustinos. Nach den Worten des griechisch-orthodoxen Metropoliten steht in Deutschland die Uhr in Sachen Integration auf "5 vor 12".

Eine Erfahrung, die auch die evangelische Pfarrerin Gabriella Costabel von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg bestätigen kann. Sie ist Seelsorgerin einer Migrantengemeinde in Stuttgart. Auf der Interkulturelle Woche kann sie vor allem Kontakte knüpfen, die für ihre Arbeit von Nutzen sind. Nicht jeder Kontakt sei dabei nachhaltig, doch der jährliche Event sei dennoch wichtig für ihr Engagement an der Basis, betont die evangelische Pfarrerin. Gerade bei Migranten sei die Religion besonders wichtig, sie schaffe Gemeinschaft, getragen von einem gemeinsamen Glauben, betont die Theologin.

Religion als kulturelle Basis

Erzpriester Apostolos Malamousis (Foto: Daniel Knopp)
Erzpriester Apostolos MalamousisBild: DW

Zustimmung bekommt Gabriella Costabel von einem Kollegen, dem griechisch-orthodoxen Erzpriester Apostolos Malamousis aus München. Laut Malamousis ist die Religion eine kulturelle Basis für die Integration, denn die Religion predige Liebe, Toleranz und Vergebung. Zu lange habe man die Zugereisten in Deutschland nicht integrieren wollen. Auch habe man zu lange auf die Rückkehr der so genannten Gastarbeiter in ihre Heimatländer gehofft und sei deshalb untätig geblieben, sagt der griechisch-orthodoxe Priester Apostolos Malamousis. Somit seien die Interkulturellen Wochen eine Chance - nicht nur für die Migranten in Deutschland, sondern auch für die Kirchen, um Versäumtes in der Praxis des Alltags nachzuholen.

Autor: Daniel Knopp
Redaktion: Klaus Krämer