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General schlägt Alarm: BW-Ausrüstung in Afghanistan ist mangelhaft.

19. September 2009

Wenn es nach den Worten des scheidenden Kommandeurs der Bundeswehr im Norden Afghanistans geht, dann stehen die deutschen Soldaten dort vor unlösbaren Aufgaben, weil ihre Ausrüstung mangelhaft ist.

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Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) und ISAF-Kommandeur Nord, Brigadegeneral Jörg Vollmer auf dem Rollfeld in Masar-i-Scharif(Afghanistan) (Foto:dpa)
Brigadegeneral Jörg Vollmer mit seinem Dienstherrn Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU)Bild: picture-alliance/ dpa

Brigadegeneral Jörg Vollmer hat eine 155 Punkte umfassende Mängelliste zusammengetragen. Sein aktueller "Erfahrungsbericht" liest sich wie eine Liste jahrelanger Versäumnisse. Seine Vorwürfe sind nicht neu, an Brisanz haben sie aber nichts verloren. Es fehle an geschützten Fahrzeugen, die genügend Sicherheit vor Terroranschlägen und Attacken aus dem Hinterhalt gewährten, schreibt er in seinem dem Magazin "Focus" vorliegenden Report. Von den seit Januar 2009 ausgefallenen 38 Fahrzeugen sei keines ersetzt worden.

Ein deutscher Marder-Schützenpanzer der schnellen Eingreiftruppe (Quick Reaction Force, QRF) fährt Marmal-Gebirge bei Masar-i-Scharif durch den Sand (Foto:dpa)
Schützenpanzer "Marder" bei schneller Fahrt im Marmal-Gebirge bei Masar-i-SharifBild: picture-alliance/ dpa

Aber auch die einsatzfähigen Fahrzeuge weisen Mängel auf. Der Schützenpanzer "Marder" etwa heize sich in der Hitze Afghanistans derart auf, dass wegen einer fehlenden Klimaanlage die Innentemperatur auf bis zu 80 Grad steigen könne.

Zudem seien die Hubschrauber der Bundeswehr zur wirksamen Unterstützung nur bedingt einsatzfähig. Vollmer weist ferner daraufhin, dass mit der Zahl der Kampftruppen in der Gegend um Kundus eine – wie er es formuliert – "sofortige und raumgreifende Lageverbesserung" nicht zu erreichen sei. Das deutsche Kontingent, folgert der Brigadegeneral, benötige eine "zusätzliche Infanteriekompanie, um die Initiative wieder zu erlangen."

Fast noch schwerwiegender scheint da der Mangel an geeigneter Munition zu sein. "Die Hartkernmunition für das Sturmgewehr G36 ist aufgrund der fehlenden Mannstoppwirkung ungeeignet," heißt es in dem Bericht des Generals. Zudem reichten die beiden eingesetzten Maschinengewehre nicht aus, um die landestypischen Häuser und Wälle zu durchschlagen. Und als ob das nicht alles schon ernüchternd genug ist, stuft Jörg Vollmer die Englischkenntnisse der Soldaten als "teilweise grenzwertig" ein, was die Verständigung mit Verbündeten und Dolmetschern erschwere.

Bundeswehrsoldat vor einem Schützenpanzer "Marder". Das Außenminsterium sieht keinen Grund, weitere Soldaten nach Afghanistan zu entsenden
Das Bundesaußenministerium sieht das deutsche Kontingent der ISAF-Truppe gut ausgerüstet. Das Augenmerk liegt eher auf einem Rückzugszenario, das ab 2013 eine Reduzierung der internationalen Truppen in Afghanistan ermöglichtBild: picture-alliance/ dpa

Auf die Mängel angesprochen reagiert das Verteidigungsministerium mit nüchternen Zahlen. 875 geschützte Fahrzeuge seien vor Ort und die Bundeswehr brauche einen Vergleich mit anderen militärischen Kontingenten der ISAF-Truppe nicht zu scheuen. 100 Fahrzeuge seien in diesem Jahr schon nach Afghanistan geschickt worden, weitere 150 werden demnächst an den Hindukusch geschickt. Kanzlerkandidat und Außenminister Frank-Walter Steinmeier sprach sich auch angesichts der Kritik des Kommandeurs gegen eine weitere Aufstockung der deutschen Truppen in Afghanistan aus. Vielmehr müsse es jetzt um ein Szenario gehen, das einen Truppenabzug nach 2013 ermöglicht. (hel/HF/ap/afp)