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Kompromissbereit

17. September 2009

Mazedoniens Präsident George Ivanov hat mit der Deutschen Welle anlässlich eines Deutschlandbesuches über die bilateralen Beziehungen und den seit Jahren ungelösten Namensstreit mit Griechenland gesprochen.

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Mazedoniens Präsident George IvanovBild: Petr Stojanovski

DW-Mazedonisch: Herr Präsident, beginnen wir mit einer Einschätzung zu den deutsch-mazedonischen Beziehungen. Die aktuellsten Informationen haben Sie aus erster Hand von Bundespräsident Horst Köhler und Ihren anderen Gesprächspartnern hören können.

George Ivanov: Allein dass es zu diesem Treffen kommen konnte, spricht dafür, dass der politische Dialog auf dem höchsten Niveau stattfindet. Deutschland ist der größte Handelspartner Mazedoniens. Das Land unterstützt die Bemühungen Mazedoniens für eine NATO- und EU-Integration.

Mehrmals haben Sie festgestellt, dass es für Mazedonien keinen anderen Weg gibt als die euroatlantische Integration. Diese Integration, so wie es im Moment aussieht, wird keine Fortschritte erzielen, ohne dass ein Kompromiss im Namensstreit mit Griechenland um die gleichnamige griechische Provinz bzw. den Staatsnamen Mazedonien gefunden wird. Wird dieser Streit zum Haupthindernis für Mazedonien?

Alles, was unsere Pflicht war, haben wir bis jetzt erfolgreich absolviert. Sie wissen, in der UN-Resolution 817 von 1993 ist vorgesehen, dass Gespräche geführt werden. Mazedonien führt seit 16 Jahren Gespräche über das Problem bzw. das griechische Problem mit dem Namen. Wir handeln konstruktiv, bieten Vorschläge an. Sogar vor dem NATO-Gipfel 2008 in Bukarest haben wir den letzten Vorschlag des UN-Vermittlers Matthew Niemetz angenommen. Aber der Kompromiss ist wie ein Tango. Zum Tango braucht man zwei. Unseren Weg zum Kompromiss haben wir absolviert. Wir haben unsere Verfassung geändert, die Flagge. In der Verfassung haben wir festgestellt, dass wir keine Ansprüche auf das Territorium haben und gute nachbarschaftliche Beziehungen pflegen. Viele Mazedonier machten dieses Jahr Urlaub in Griechenland, griechische Geschäftsleute sind in Mazedonien vertreten. Es gibt keine Abkühlung in den Beziehungen auf dem gesellschaftlichen Niveau. Das Problem sind die politischen Eliten. Wir zeigen einen guten Willen, Konstruktivität und tragen dazu bei, damit eine Lösung gefunden wird. Nun, die Frage ist, ob die andere Seite die Frage ebenso behandelt, damit eine Lösung gefunden wird.

Die Gespräche sind wegen der bevorstehenden Parlamentswahl in Griechenland wieder einmal ins Stocken geraten. Glauben Sie, dass es möglich ist, eine Lösung zu finden, die beide Seiten zufrieden stellen wird bzw. eine Lösung, mit der beide Seiten leben können?

Kompromiss bedeutet, dass man fähig ist, auf etwas zu verzichten. Eine Situation zu finden, in der es keine Verlier und keine Gewinner gibt. Abgesehen davon, haben wir die Einstellung, dass wir nicht auf das, was wir erzielt haben, verzichten können. Wir können nicht darauf verzichten, dass 126 Länder uns als Republik Mazedonien anerkannt haben. Wir können nicht darauf verzichten, dass wir mit weiteren 30 Ländern in der bilateralen Kommunikation als Republik Mazedonien fungieren. Das ist unser Recht. Daher klingt die griechische Position unpassend, einen Namen für den allgemeinen Gebrauch zu finden. Deswegen bestehen wir auf dieser doppelten Formel. Das, was erworben ist, sollte beachtet werden, und dass was uns bevorsteht, sollte auf gemeinsamer Zustimmung beruhen.

Sie wollen den griechischen Präsidenten nach Skopje einladen, als eine Geste des guten Willens. Wie weit sind Sie in dieser Sache gekommen?

Wir haben dem griechischen Präsidenten zwei Einladungen geschickt. Der gute Wille unserseits besteht. Es ist mir bewusst, dass eine solche Begegnung nicht das Problem lösen wird, aber es wird ein Signal senden, dass eine Kommunikation entsteht, die den Präsidenten zweier Nachbarstaaten würdig ist. Wir haben mit der griechischen Botschafterin in Mazedonien Gespräche geführt. Die Erklärung war, dass vor den Präsidentschaftswahlen im Frühjahr kein Besuch stattfinden kann.

Autoren: Zoran Jordanovski / Aleksandra Trajkovska

Redaktion: Bernd Johann