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Baskisch - Europas älteste Sprache

Julia Macher17. September 2009

In Spanien gibt es vier anerkannte Sprachen: Spanisch, Katalanisch, Galizisch und Baskisch. Baskisch ist die einzige dieser Sprachen, die keine romanischen Wurzeln hat. Noch bis heute ist ihr Ursprung unbekannt.

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Dorf Mutriku in der autonomen baskischen Provinz Gipuzkoa (Foto: Fremdenverkehrsamt Gipuzkoa)
Im Dorf Mutriku wird Baskisch gesprochenBild: Fremdenverkehrsamt Gipuzkoa

Wenn Maripi Odriozabala mit Mann und Tochter unterwegs ist, schwirren drei Sprachen durch die Luft: Die Eltern reden Spanisch miteinander, der Vater mit der Tochter Katalanisch und die Mutter wendet sich auf Baskisch an das Kind. Seit zehn Jahren lebt die Familie in der Nähe von Barcelona; ihre Muttersprache pflegt Maripi weiterhin. "Ich könnte in gar keiner anderen Sprache mit Iraia reden", sagt Maripi und streicht der Fünfjährigen über den Kopf. "Das ist die Sprache, die mir in die Wiege gelegt wurde."

Landschaft und Meer Gipuzkoa, baskische Provinz (Foto: Fremdenverkehrsamt Gipuzkoa)
Gipuzkoa ist eine autonome Provinz des BaskenlandesBild: Fremdenverkehrsamt Gipuzkoa

Aufgewachsen ist die junge Frau in Villabona, einem Dorf in der Provinz Gipuzkoa, einer von drei Provinzen des spanischen Baskenlandes. Baskisch oder Euskera ist dort Erstsprache. Damit gehören die Bewohner zu einer Minderheit, die an Bedeutung gewinnt. 27 Prozent der Basken sprechen Baskisch, Tendenz steigend. Die Straßenschilder sind ebenso wie alle offiziellen Dokumente zweisprachig.

Es ist das Ergebnis einer Förderpolitik, die mit dem Beginn der Demokratie einsetzte. Davor, während der Diktatur des Generals Francisco Franco, war das Baskische ebenso verboten wie alle anderen regionalen Sprachen Spaniens. "Wenn meine Mutter in der Schule Spanisch sprach, gab es was hinter die Ohren", erzählt Maripi Odriozabala. Sie selbst lernte Baskisch auf einer Privatschule.

Kinder lernen Baskisch in der Schule

Seit das baskische Autonomiestatut von 1979 die Bildung in die Hand der Regionalregierung legte, haben Eltern grundsätzlich die Wahl: Sie können ihre Kinder entweder ausschließlich auf Baskisch oder Spanisch unterrichten lassen oder sich für eine Schule entscheiden, in der zur Hälfte auf der einen, zur Hälfte auf der anderen Sprache unterrichtet wird. Inzwischen schicken auch immer mehr spanischsprachige Eltern ihre Kinder auf eine "ikastolak", eine rein baskische Sprachschule. "Häufig sind das Eltern, die selbst gerne Baskisch gelernt hätten, aber von der Diktatur daran gehindert wurden", sagt Aitor Arruti vom baskischen Kulturverein Euskal Etxea.

Feierlichkeiten beim katholischen Fest "Corpus Christi" (Foto: Fremdenverkehrsamt Gipuzkoa)
Die Basken feiern das katholische Fest Corpus ChristiBild: Fremdenverkehrsamt Gipuzkoa

Doch der Trend hat nicht nur mit dem wieder erwachten Stolz auf die kulturelle Eigenständigkeit zu tun, sondern auch mit praktischen Überlegungen: Im öffentlichen Dienst sind Baskisch-Kenntnisse ein Plus und so nebenbei, beim Spielen auf der Straße, lässt sich Euskera kaum lernen.

Die Sprache mit den vielen "Ks" und "Xs" und "Zs" ist weder mit den romanischen noch mit den indogermanischen Sprachen verwandt. Über den Ursprung des Baskischen rätseln Linguisten noch heute: Vermutlich war es die Sprache, die auf der nördlichen iberischen Halbinsel - vor der Invasion der Indogermanen - gesprochen wurde. Isoliert durch die hohen Berge und zerklüfteten Küsten überlebte sie über die Jahrhunderte. Andere Theorien haben versucht, eine Verwandtschaft zu den Berber- und Kaukasus-Sprachen zu rekonstruieren.

Mündlich überlieferte Sprache

Da Euskera jahrhundertelang hauptsächlich mündlich überliefert wurde, gibt es kaum Schriftzeugnisse. Das älteste Buch stammt gerade einmal aus dem Jahr 1545. Festgelegte syntaktische und orthographische Normen gibt es erst seit 1968; doch ganz abgeschlossen ist der Prozess der Standardisierung noch immer nicht. "Eine Zeitlang behaupteten manche sogar, es sei unmöglich auf Baskisch zu schreiben", sagt Arruti. "Von der herrschenden Sprache, dem Spanischen, wurde das Baskisch als simple Bauernsprache diskriminiert."

Baske in einer baskischen Bar (Foto: Julia Macher)
Aitor Arruti vom baskischen Kulturverein "Euskal Etxea"Bild: Julia Macher

Erst im 18. und 19. Jahrhundert, mit dem Beginn der politischen Romantik, die auch die Entstehung des baskischen Nationalismus begünstigte, änderte sich diese Wahrnehmung. Romane auf Euskera erschienen, alte Traditionen wurden neu entdeckt und bis heute gepflegt. Ein Beispiel hierfür sind die Bertsolari, singende und reimende Boten, die früher von Dorf zu Dorf zogen.

"Bei uns auf dem Dorf gibt es bei Volksfesten unter den Jugendlichen Bertsolari-Wettbewerbe", erzählt Maripi. "Das gilt nicht als antiquiert, sondern ist Teil der Kultur." Vielleicht, so hofft sie, kann sie auch ihrer Tochter Iraia einmal beim Dichten aus dem Stegreif zuhören.