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Mehr Handel?

1. September 2009

Brasilien sei ein wichtiger Standort für deutsche Investitionen, sagte Wirtschaftsminister zu Guttenberg in einem DW-Exklusiv-Interview. Deutschland wolle sich künftig noch stärker engagieren.

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Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (Foto: ap)
Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu GuttenbergBild: AP

"Ich bin sehr optimistisch, dass die deutschen Investitionen in Brasilien noch weiter ausgebaut werden können", sagte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg auf den deutsch-brasilianischen Wirtschaftstagen im Interview mit DW-TV. Er habe auf der Tagung die Möglichkeiten zu einem stärkeren Engagement der deutschen Industrie in Brasilien besprochen. Auch die Chancen des Dienstleitungssektors seien thematisiert worden. Zu Guttenberg betonte, die deutschen Firmen stellten sich mit starkem Selbstbewusstsein dem internationalen Wettbewerb.

Die deutsch-brasilianischen Wirtschaftsgespräche gelten als wichtiges Netzwerk-Treffen der wirtschaftlichen und politischen Größen beider Länder. Insgesamt nahmen in diesem Jahr mehr als 250 Gäste bei der Tagung in der brasilianischen Stadt Vitoria, nödlich von Rio de Janeiro, teil.

Große Vorbereitungen

Deutsche Fans am Mannschaftsbus der Nationalmannschaft (Foto: ap)
Die WM 2006 in Deutschland verlief sehr erfolgreichBild: picture-alliance/ dpa

Besonders gute Investitions-Chancen sieht der Bundeswirtschaftsminister angesichts der Fußball-Weltmeisterschaft 2014: "Wir können dort enormes Know-How anbieten, aufgrund der Erfahrungswerte, die wir bei der Fußball-WM in Deutschland gesammelt haben", sagte er. "Das ist unser Angebot an Brasilien, denn wir sind da bestens aufgestellt."

Bei der Vorbereitung der Fußball-WM stehen in Brasilien Investitionen in Höhe von rund 40 Milliarden Euro an. Die Infrastruktur soll verbessert, Stadien- und Flughäfen ausgebaut werden. Auch bei Hotels, Logistik und Sicherheit wird investiert. Die deutsche Industrie rechnet sich daher gute Auftragschancen aus. Deutschland wolle mit seinem Erfahrungen Partner der Weltmeisterschaft sein und dazu beitragen, dass die WM in Brasilien zum Erfolg werde, sagte zu Guttenberg.

Starker Mittelstand

Zurzeit sind bereits rund 1200 deutsche Firmen in Brasilien aktiv. Das bilaterale Handelsvolumen belief sich 2008 auf knapp 18 Milliarden Euro und hat sich damit in den letzen zehn Jahren mehr als verdoppelt. Aus brasilianischer Sicht gehört Deutschland bereits jetzt zu den wichtigsten Handelspartnern. Nach Daten des brasilianischen Handelsministeriums war Deutschland im Jahr 2008 der fünftgrößte Abnehmer brasilianischen Exporte und der viertwichtigster Lieferant von Importen. Die brasilianischen Exporte nach Deutschland sind 2008 im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent auf knapp 8,9 Milliarden Dollar gestiegen. Die Deutschen kaufen vor allem Eisenerz, Kaffee und Soja.

Und längst nicht nur die großen deutschen Firmen sind in Brasilien angesiedelt. "Auch der Mittelstand wird hier sehr geschätzt", sagte zu Guttenberg. "Wir finden hier einen Wirtschaftsstandort, der wirklich als globale Wirtschaftsmacht zu sehen ist. Es gibt mit Deutschland viele Anknüpfungspunkte. Der Mittelstand kann hier aufgrund seiner stabilen und wettbewerbsfähigen Art nur gewinnen."

Ein deutscher "Trem-Bala"?

Transrapid in Shangai (Foto: ap)
Wird eine deutsche Firma den Schnellzug zwischen Rio und Sao Paulo bauen?Bild: AP

Mit Blick auf den geplanten Hochgeschwindigkeitszug zwischen Sao Paulo und Rio de Janeiro, genannt "Trem-Bala", sicherte der Bundeswirtschaftsminister den interessierten Firmen aus Deutschland die Unterstützung der Bundesregierung zu. Deutsche Firmen bieten im Wettbewerb sowohl die traditionelle Rad-Schienen- als auch die Magnetschwebebahn-Technologie an. Sowohl Siemens, als auch der Transrapid-Konzern sind an dem Projekt interessiert.

Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie äußerte sich bei der Wirtschaftstagung entschlossen: "Wir wollen hier gewinnen. Die deutsche Industrie spielt nicht auf unentschieden." Brasilien frage mittlerweile bereits gezielt nach der innovativen und nachhaltigen Technologie "Made in Germany".

Hilfe von der Politik?

Wirtschaftsminister zu Guttenberg zusammen mit seinem brasilianischen Amtskollegen Miguel Jorge (l) und dem Präsidenten des BDI Keitel (Foto: ap)
Zu Guttenberg mit seinem brasilianischen Amtskollegen Miguel Jorge (l) und dem Präsidenten des BDI KeitelBild: DW

Wirtschaftminister zu Guttenberg zeigte sich sehr offen, alle deutschen Firmen in Brasilien in der Wirtschaftskrise zukünftig aktiver zu fördern. "Die Instrumentarien, die wir in der Bundesrepublik haben, müssen hier nachgeschärft werden. Zum Beispiel Warenkredit-Versicherungen oder Export-Garantien." Außerdem räumte zu Guttenberg ein, dass Politiker anderer Länder in der Vergangenheit wesentlich aktiver um Brasilien geworben hatten als Deutschland. Nach Angaben des brasilianischen Handelsministeriums wuchsen beispielsweise die chinesischen Exporte nach Brasilien zwischen 2007 und 2008 um 59 Prozent. Der Anteil Chinas an den Importen des südamerikanischen Landes beträgt heute 12 Prozent, fast doppelt so hoch wie der Anteil Deutschlands. "Wir haben hier etwas nachzuschärfen", sagte Guttenberg. "Deswegen bin ich jetzt hier, trotz Wahlkampf in Deutschland." (ako/ahe/dpa/ap/afp)