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Flucht in die Freiheit

14. August 2009

Die Themen Exil und Heimat interessieren den iranischen Regisseur Arash T. Riahi besonders. Flucht aus dem Iran und die Hoffnung, in den Westen zu gelangen, sind die Themen des neuen Films "Ein Augenblick der Freiheit".

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Mann mit zwei Kindern, Szene aus dem Film 'Ein Augenblick Freiheit' (Foto: dpa)
Zeigt die Flucht in eine ungewisse Zukunft: der Film "Ein Augenblick Freiheit"Bild: picture-alliance / dpa

Irgendwo im heutigen Iran: Zwei junge Männer sind mit zwei kleinen Kindern unterwegs. Und sie haben ein bestimmtes Ziel: die Grenze zur Türkei. Denn die Reise ist keine gemütliche Spazierfahrt, sondern eine Flucht aus dem islamischen Gottesstaat. Die beiden Männer wollen die Kinder zu ihren Eltern bringen, die bereits nach Österreich geflüchtet sind. Alle wissen, dass sie sich auf ein riskantes und gefahrvolles Unterfangen eingelassen haben.

Autobiografisch, aber nicht historisch

Mehrere Menschen an einer Bushaltestelle, Szene aus 'Ein Augenblick Freiheit' (Foto: apomat)
Keine vergnügliche Reise: Szene aus dem FilmBild: apomat

Der iranische Regisseur Arash T. Riahi weiß, wovon er spricht, denn in seinem neuen Film "Ein Augenblick Freiheit" verarbeitet er ein Stück Familiengeschichte: 1972 im Iran geboren, flüchtete er nach der Vertreibung des Schahs und der Machtübernahme durch die Ayatollahs 1979 mit seinen Eltern zunächst in die Türkei und zwei Jahre später nach Österreich. Seine jüngeren Geschwister, die anfangs bei Verwandten im Iran untergebracht waren, wurden später auf abenteuerliche Weise aus dem Land in den Westen geschmuggelt – so wie die beiden Kinder im Film.

Kein sicherer Boden in der Türkei

Iraner, die in die Türkei flüchten, sind noch lange nicht vor den Schergen ihres islamischen Heimatlandes sicher und müssen darüber hinaus auch die türkische Polizei fürchten. Das erfuhr Arash T. Riahi, als er sich zu Recherchezwecken mehrfach in die Türkei begab. Der engagierte Filmemacher redete mit vielen Flüchtlingen, die bange an der Grenze warteten. Von ihnen erfuhr er, dass der iranische Geheimdienst flüchtige Landsleute in der Türkei aufgespürt, verschleppt und gefoltert hat. Arash T. Riahi zeigt dies auch in seinem Film und er erinnert sich an seine Gespräche mit den Flüchtlingen: "Man hat in die Augen dieser Menschen gesehen und gemerkt, dass sie einfach in täglicher, permanenter Angst leben."

Exil und Humor

Ein Mann hält den Kopf eines Schwans in der Hand, Szene aus 'Ein Augenblick Freiheit' (Foro: Olaf Benold)
Her mit dem Geflügel - auch wenn es ein Schwan istBild: Olaf R. Benold

Zum Thema Exil hat Arash T. Riahi bereits 2006 den mitreißenden Dokumentarfilm "Exile Family Movie" gedreht. Hier hielt er ein heimliches Familientreffen in einem Hotel in Mekka fest, in dem sich seine aus Österreich angereisten Eltern und Geschwister mit im Iran verbliebenen Verwandten trafen. "Diese Treffen sind ebenso rührend wie komisch; ohne den persischen Humor könnten wir vieles nicht überleben", meint der Filmemacher, der ein lupenreines Deutsch mit österreichischem Akzent spricht. Auch in "Ein Augenblick Freiheit" geht es bei allem Ernst des Stoffes durchaus auch mal komisch zu, etwa wenn zwei junge Männer sich um eine junge Frau streiten oder ein Schwan im Kochtopf landet. Arash T. Riahis neuer Film ist ebenso nachdenklich wie auch phasenweise poetisch und tragikomisch - und geht unter die Haut.

Geld regiert die Welt

Regisseur Arash T. Raihi mit den Kinderdarstellern während der Dreharbeiten (Foto: Olaf Benold)
Regisseur Arash T. Raihi mit den Kinderdarstellern während der DreharbeitenBild: Olaf Benold

Wenn es um die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Beziehungen vieler westlicher Länder zum Iran geht, nimmt Arash T. Riahi kein Blatt vor den Mund. Er spricht offen über die aktuellen politischen Ereignisse und bedauert, dass "Geld die Welt regiert", die Menschlichkeit dagegen aber als zweitrangig erachtet wird. So kritisiere die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zwar den iranischen Staat, gleichzeitig würden deutsche Firmen wie beispielsweise Siemens dem iranischen Geheimdienst jedoch absolute Top-Software und Computertechnik zur Verfügung stellen - mit der sich dann Telefonate abhören lassen. Das Fazit von Arash T. Riahi: "Man könnte viel mehr tun, wenn man nur wollte."

Autor: Jörg Taszman

Redaktion: Klaus Gehrke