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Deutschlehrertagung

7. August 2009

1300 Vorträge, Hunderte Workshops, ein Tagungsprogramm so dick wie ein Buch – vor allem aber: Gedankenaustausch. In Jena treffen sich Deutschlehrer aus aller Welt.

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Teilnehmer bei der Internationalen Deutschlehrerkonferenz 2009 in Jena (Foto: DW)
Ein Rucksack voller InformationenBild: DW

Es ist wie bei den Bundestagswahlen. Oder den Olympischen Spielen. Auch die Internationale Deutschlehrerkonferenz findet nur alle vier Jahre statt. Inspiriert vom Tagungsmotto "Deutsch bewegt" kamen jetzt 3000 Deutsch-Lehrkräfte nach Jena und verliehen der ansonsten eher beschaulichen Universitätsstadt internationales Flair bei dieser "größten internationalen Botschafterkonferenz der deutschen Sprache" – so Gernot Erler, Staatsminister im Auswärtigen Amt, anlässlich der Eröffnung.

Deutsch begeistert

Die Deutschlehrerkonferenz ist eine Mischung aus Messe, Jahrmarkt und Fortbildungsveranstaltung. Schulbuchverlage präsentieren ihre Produkte, in die praktischen Tagungsrucksäcke passen viele Broschüren und Werbegeschenke – das

Informationsangebot ist riesig und reicht von Tipps für den Unterrichtsalltag bis zu kniffligen grammatikalischen Fragestellungen. Der Deutsche-Welle-Stand mit Informationen zum Sprachkurs-und Programmangebot stößt dabei auf reges Interesse. Deutsch ist 'lingua franca' auf dem Campus der Universität und in der malerischen Altstadt von Jena. Deutsch ist aber auch das Unterrichtsfach, dem Lehrer und Studierende auf allen Kontinenten sich mit Begeisterung und Engagement widmen.

Deutsch bereichert

Internationale Deutschlehrerkonferenz 2009 in Jena, Teilnehmer Ägypten (Foto: DW)
Ägypten bietet Jobs für Leute mit DeutschkenntnissenBild: DW

Die Gründe dafür sind vielfältig. "Die Sprache ist ein Mittel, eine Tür, die uns in den Bereich der Kultur eines Landes hineinführt. Deutschland ist bekannt für seine Philosophen, seine Schriftsteller – und wenn man die Sprache kann, dann kann man auch diese schönen Werke lesen und sein Leben bereichern", sagt ein indischer Tagungsteilnehmer. "Bei uns gibt es viele deutsche Firmen", berichtet ein Dozent aus Ägypten: "Die brauchen Einheimische, die gut Deutsch sprechen. Ein anderer Bereich ist die Übersetzung literarischer Texte, ein dritter der Tourismus. Das heißt, für junge Leute, die Interesse haben an der deutschen Sprache, gibt es viele interessante Jobs."

Deutsch auf dem Rückzug?

Internationale Deutschlehrerkonferenz 2009 in Jena, Teilnehmerin Kosovo (Foto: DW)
Im Kosovo spricht jeder Zweite DeutschBild: DW

In der Republik Kongo wird Deutsch unter anderem gebraucht, weil dort in einem Straßenbauprojekt deutsche Maschinen eingesetzt und bedient werden müssen. Im Kosovo wiederum bessern viele Rückkehrer und deren Kinder ihre Deutschkenntnisse auf. In Kirgisistan wollen sich Studierende Richtung Europa orientieren und lernen Englisch und Deutsch. In dieser Reihenfolge. Was Nadeshda Kulkowa aus Bischkek bedauert: "Wir arbeiten daher unter dem Motto Englisch muss – Deutsch plus."

Sprecht mehr deutsch!

Deutsch hat Konjunktur, sagen die Konferenzteilnehmer in Jena. Rund 17 Millionen Menschen lernen derzeit weltweit die deutsche Sprache. Deutsch gehört zu den großen internationalen Sprachen, liegt freilich mit deutlichem Abstand hinter Chinesisch, Hindi, Urdu, Englisch und anderen.

Die Vorsitzende des Internationalen Deutschlehrerverbandes, Helena Hanuljakova, wendet sich mit einem Appell an deutsche Institutionen. Es sei verständlich, aber nicht akzeptabel, wenn die Botschaften der Bundesrepublik im Ausland Einladungen in Englisch verschickten oder Goethe-Institute Veranstaltungen in englischer Sprache abhielten.

Internationale Deutschlehrerkonferenz 2009 in Jena, Professor Helena Hanuljakova, Präsidentin des Internationalen Deutschlehrerverbandes (Foto: DW)
Die Präsidentin des Internationalen Deutschlehrerverbandes Helena HanuljakovaBild: DW

Wissenschaftler dagegen haben ermittelt, dass die Zahl der Deutschlernenden zurückgeht. Besonders hoch sei der Schwund in Russland und im übrigen Osteuropa. Und dies hat Gründe, stellt Ulrich Ammon, Professor an der Universität Duisburg, kritisch fest. Verantwortlich dafür sind nach seiner Auffassung Wirtschaft und Politik: "Ich glaube, es gibt kein verbreitetes Bewusstsein unter den deutschen Firmen, dass Menschen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen, zugleich Türöffner für die deutsche Wirtschaft sein können und die besten Multiplikatoren eines positiven Deutschlandbildes sind." Kritikwürdig sei auch die Sprachenpolitik in der EU, die das Deutsche - immerhin eine von drei Arbeitssprachen - benachteilige, eine Entwicklung, die von der Bundesregierung ohne nennenswerten Widerstand hingenommen werde.

Internationale Deutschlehrerkonferenz 2009 in Jena, Teilnehmer aus Indien
Aus Bangalore nach JenaBild: DW

Deutsch? Super!

Die wirklich Begeisterten aber lassen sich von Trends und Zahlen so leicht nicht entmutigen. Ein junger Mann aus Indien betont: "Ich lerne seit 2003 Deutsch, habe Germanistik studiert und arbeite nun bald für ein deutsches Unternehmen – also ich finde die Sprache super."

Autorin: Cornelia Rabitz

Redaktion: Jochen Kürten