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Tödlicher Anschlag auf Schwule in Tel Aviv

2. August 2009

Bei einem Angriff auf ein Schwulen- und Lesbenzentrum wurden in Israel zwei Menschen getötet. Der Täter konnte fliehen, die Polizei leitete eine Großfahndung ein. Hunderte demonstrierten gegen homophobe Gewalt.

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Gedenken (Foto: dpa)
Gedenken in Tel AvivBild: picture-alliance / dpa

Zwei Tote, elf Verletzte - das ist die traurige Bilanz nach dem Anschlag auf ein Jugendzentrum für Schwule und Lesben in Tel Aviv. Laut Augenzeugen stürmte in der Nacht zum Sonntag (02.08.2009) ein maskierter, schwarz gekleideter Mann mit einem Maschinengewehr in die Einrichtung im Stadtzentrum und schoss wild um sich. Eine 17-jährige Frau und ein 23-jähriger Mann wurden dabei tödlich getroffen.

Die Polizei fahndet

Verletzter (Foto: dpa)
11 Menschen wurden verletztBild: dpa

Der Täter konnte unerkannt entkommen. Die Polizei begann mit der Großfahndung, hunderte Beamte kamen zum Einsatz, die Polizei errichtete Straßensperren und setzte auch Hubschrauber ein. Nähere Details wurden nicht bekannt, weil die Polizei eine Nachrichtensperre verhängte. Laut einem Fernsehbericht wurden außerdem als Vorsichtsmaßnahme alle öffentlichen Schwulen-Treffpunkte von Tel Aviv geschlossen.

Tel Aviv gilt als Hochburg der Schwulen und Lesben in Israel. Die Polizei geht von einem Hass-Anschlag auf Homosexuelle aus. Das Jugendzentrum "Café Noir", in dem der Täter zuschlug, liegt im Keller eines Gebäudes, in dem auch der Verband der Lesben und Schwulen seinen Sitz hat.

Entsetzen in Israel

Tatort (Foto: AP)
Polizei und Rettungskräfte am TatortBild: AP

Politiker und Homosexuellen-Vertreter äußerten sich entsetzt. Der Minister für Innere Sicherheit, Jizchak Aharonowitsch, vermutete Homosexuellenfeindlichkeit als Motiv für den Angriff. Der bekennend homosexuelle Parlamentsabgeordnete Nizan Horowitz sprach vom bislang schwersten Anschlag auf die Schwulenszene in Israel und nannte die Tat einen "blindwütigen Angriff auf unschuldige Jugendliche" und einen "Anschlag auf die Freiheit". Auch streng religiöse Politiker verurteilten die Tat.

Nach der Tat demonstrierten hunderte Menschen mit Plakaten und Kerzen gegen homophobe Gewalt. "Angesichts der Anstiftung zum Hass gegen die homosexuelle Gemeinschaft ist es nicht überraschend, dass so ein Verbrechen begangen werden kann", sagte der Präsident der Tel Aviver Homosexuellen-Vereinigung, Mai Pelem, mit Blick auf schwulenfeindliche Äußerungen in religiösen Kreisen. Das Zentrum sei schon in der Vergangenheit mit Hakenkreuzen beschmiert worden. Der Anschlag ist nicht die erste Bluttat gegen Homosexuelle: 2005 wurden drei Teilnehmer einer Homosexuellenparade erstochen. Der Täter, ein ultraorthodoxer Jude, wurde zu zwölf Jahren Haft verurteilt. (det/qu/afp/ap/dpa)