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Regierung geht gegen Demonstranten vor

9. Juli 2009

Erstmals seit mehr als einer Woche haben im Iran wieder Anhänger der Opposition protestiert. Warnschüsse und Tränengas von Polizei und regimetreuen Milizen machten den Kundgebungen allerdings ein schnelles Ende.

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Demonstranten skandieren Protest-Solgans (Foto: AP)
Nach Tagen der Ruhe wieder sicht- und hörbar: die iranische OppositionBild: AP

Wie Augenzeugen am Donnerstag (09.07.2009) berichteten, zogen mehrere hundert Demonstranten durch die Innenstadt von Teheran und skandierten "Tod dem Diktator". Zuvor hatte der Gouverneur der Stadt die Anhänger von Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi vor weiteren Demonstrationen gewarnt und mit deren Niederschlagung gedroht.

Atemschutzmasken in Grün

Etwa 300 Personen hätten sich, so heißt es, in der Nähe der Universität versammelt. Innerhalb kürzester Zeit sei ihre Zahl auf etwa 700 angewachsen. Auch an anderen Plätzen im Stadtzentrum kamen danach wieder Hunderte von Demonstranten zusammen. Viele von ihnen trugen Atemschutzmasken in Grün, der Kennfarbe Mussawis. Mit dem Einsatz von Tränengas und Schüssen in die Luft habe die iranische Polizei die Versammlung schließlich aufgelöst und einige Oppositionelle festgenommen.

Oppositionschef Mussawi (Foto: AP)
Seine Anhänger wollen die Proteste wiederbeleben: Oppositionschef MussawiBild: AP

Mussawis Anhänger bemühen sich bereits seit Tagen um eine Wiederbelebung der Protestbewegung gegen den am 12. Juni offiziell wiedergewählten Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad. Vor knapp zwei Wochen hatten die iranischen Sicherheitskräfte Massendemonstrationen gewaltsam beendet. Nach offizieller Lesart waren dabei mindestens 20 Demonstranten getötet und etwa eintausend festgenommen worden.

Studentenrevolte vor zehn Jahren

Die Opposition gedachte mit den neuen Kundgebungen zugleich der Studentenproteste an der Teheraner Universität vor zehn Jahren. Bei deren blutiger Niederschlagung am 9. Juli 1999 war ein Student in einem Wohnheim getötet worden. Anlass für die Unruhen war das Verbot der reformorientierten Tageszeitung "Salam" gewesen. Auch in den vergangenen Jahren hatte es jeweils zum Jahrestag Gedenkveranstaltungen gegeben.

Protestierende Studenten bei Unruhen im Juli 1999
Wie sich die Bilder gleichen: Studentenaufstand in Teheran im Juli 1999

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" verurteilte unterdessen die jüngste Festnahme des Menschenrechtsanwaltes Mohammed Ali Dadchah. Der Jurist vertritt Journalisten und Blogger vor Gericht und gilt als ein Mitstreiter der Friedensnobelpreisträgerin Schirin Ebadi. Beide haben gemeinsam das iranische "Human Rights Defenders Center" in Teheran aufgebaut. Die Inhaftierung Dadchahs reiht sich in eine Verhaftungswelle ein, die nach Informationen von "Reporter ohne Grenzen" bisher 35 Journalisten und Bloggern zumindest zeitweilig die Freiheit kostete. (win/mag/dpa/rtr/ap/afp/epd)