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Gas aus Nigeria

6. Juli 2009

Gerade erst hat die Debatte über Solarstrom aus der Sahara die Schlagzeilen beherrscht. Schon legen Nigeria, Niger und Algerien nach: Sie wollen eine Gaspipeline durch die Wüste bis zum Mittelmeer bauen.

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Erdgas-Pipeline durch die Wüste (Foto: AP)
Die geplante Pipeline soll durch die gesamte Sahara führenBild: AP

Geht es nach den Plänen von Nigeria, Niger und Algerien, dann könnte die Transsahara-Pipeline künftig 30 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr aus Nigeria nach Europa liefern. Der weltgrößte Gasproduzent Russland will dabei eine gewichtige Rolle spielen. Nach dem Afrika-Besuch von Russlands Präsident Medwedew könnte Nigeria für Russland zum Türöffner für den afrikanischen Energiemarkt werden: Denn um Frankreichs Energiekonzern Total und der britisch-niederländischen Firma Shell zuvorzukommen, hat sich die russische Gazprom in Nigeria gerade mit mehr als zwei Milliarden Euro eingekauft.

EU hofft auf Gas aus Afrika

Hauptquartier des russischen Konzerns Gazprom in Moskau (Foto: AP)
Russland liefert etwa ein Viertel des in Europa benötigten ErdgasesBild: AP

Mit Nigerias staatlichem Energieversorger NNPC hat Gazprom ein neues Unternehmen mit dem Namen NIGAZ gegründet. Zum Bau von Raffinerien, Leitungen und Kraftwerken. Im letzten Jahr war es noch die Europäische Union, die Nigeria angeboten hatte, mit europäischem Geld am Bau einer Gaspipeline mitzuhelfen. In der EU hatte man gehofft, durch afrikanisches Gas endlich unabhängiger von Russland zu werden, das ja bekannt dafür ist, aus politischen Gründen ab und zu den Gashahn abzudrehen. Doch nun könnte Russland in Nigeria den Zuschlag bekommen, und in der EU fürchtet man, wieder in die leere Röhre zu gucken.

Algerien als Alternative

Erdgasgewinnung in Algerien (Foto: picture-alliance/dpa)
Algerien gehört zu den weltweit größten Flüssiggas-ExporteurenBild: picture-alliance/ dpa

Doch Europa sei nicht auf Gas aus Nigeria angewiesen, betont Andreas Hergenröther, Geschäftsführer der deutschen Außenhandelskammer in Algier. Er sieht vorerst keine neue Abhängigkeit von Gazprom. Schließlich biete Algerien, hinter Russland der zweitgrößte Flüssiggasproduzent der Welt, spätestens ab 2010 klare Alternativen. Es sei geplant, dass zwei Gaspipelines von Algerien mit algerischem Gas direkt nach Europa gingen. Die eine durch das Mittelmeer nach Almeria in Spanien, die andere zur italienischen Insel Sardinien. "Natürlich müssen da entsprechende Verträge mit den europäischen Gasversorgern geschlossen werden, aber das wären in der Tat Alternativen, die für eine Diversifizierung in der Gasversorgung in Betracht kommen", so Hergenröther.

Riskante Investitionen

Anschlag auf Gas-Pipeline (Foto: picture-alliance/dpa)
Auf Gas-Pipelines werden immer wieder Anschläge verübtBild: picture-alliance/ dpa

Doch die Faszination Transsahara-Pipeline bleibt. Während nigerianische Zeitungen von einem umwerfenden Angebot der Russen sprechen, geht Gazprom mit seiner Investition in Afrika allerdings ein hohes Risiko ein. Heino Elfert vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID sieht die geplanten Investitionen kritisch: "Ich würde bei allen Gazprom-Investitionen vorsichtig sein, denn man weiß nicht, von welchen Gaspreisen die in Zukunft ausgehen. Es ist wahrscheinlich, dass der Gaspreis wesentlich weiter sinken wird, als man bei Gazprom annimmt." Doch nicht nur die Preisfrage entscheidet die Zukunft.

Auch die Sicherheit: Mehr als 4000 Kilometer soll das Gas durch drei Länder und die gesamte Sahara geleitet werden. Das dürfte die Pipeline anfällig machen. Denn die Strecke ist durch Krisen gezeichnet: vom Niger-Delta über die Tuareg im Niger, Al Kaida im Maghreb und radikale Islamisten in Algerien. Die Wüstenpipeline könnte für Afrikas neue Gasgiganten ein schöner Traum bleiben. Oder gar platzen - wie eine Gasleitung.

Autor: Alexander Göbel

Redaktion: Katrin Ogunsade