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Armenien hofft auf den Nachbarn im Süden

18. Juni 2009

Nach der Inbetriebnahme einer Gasleitung planen Jerewan und Teheran nun eine Ölleitung. Auch im Verkehrsbereich gibt es Projekte. Armenien suche so einen Ausweg aus seiner schwierigen geografischen Lage, meinen Experten.

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Armenien will ErdölprodukteBild: picture-alliance/ dpa

Der Teheran-Besuch des armenischen Präsidenten Sersch Sarkisjan Anfang des Jahres hat den Wirtschaftsbeziehungen zwischen Armenien und dem Iran neue Impulse verliehen. Verhandelt wurde unter anderem über den Bau einer Pipeline vom iranischen Täbris bis zum armenischen Ort Ararat, heißt es im armenischen Energieministerium. Die Leitung könnte Armenien mit Erdölprodukten versorgen, was die Transportkosten und Preise auf dem armenischen Markt deutlich senken würde. Das Projekt ist auch deswegen von Bedeutung, weil es eine Alternative zu den bestehenden Benzin- und Diesellieferungen bietet. Bislang wird Armenien von einigen wenigen privaten Firmen mit Erdölprodukten beliefert.

Experten zufolge soll mit dem Bau der neuen Pipeline noch in diesem Sommer begonnen werden. Die Kosten werden auf fast 250 Millionen Dollar geschätzt. Wahrscheinlich ist, dass der Iran die Kosten vollständig übernimmt, da Armenien aufgrund gegenwärtiger Finanzschwierigkeiten nicht in der Lage ist, den eigenen Anteil an dem Projekt zu decken. Teheran hofft, dass Jerewan mit der Zeit die ausgegebenen Mittel zurückzahlt.

Intensivierte Zusammenarbeit

Der unabhängige armenische Wirtschaftsexperte Aleksandr Awanesow sagte der Deutschen Welle, sein Land sei gezwungen, eine Zusammenarbeit mit dem südlichen Nachbarn Iran einzugehen. Nach wie vor gebe es große Probleme mit Aserbaidschan und der Türkei. "Wenn man die geopolitische Lage betrachtet, dann bietet eine Zusammenarbeit mit Teheran dem Land Vorteile", unterstrich der Experte.

So sei erst vor kurzem die Gasleitung Iran-Armenien in Betrieb genommen worden, über die das Land bereits etwa sieben Millionen Kubikmeter Erdgas erhalten habe. Geprüft werde derzeit, ob bei einer Verlängerung dieser Pipeline in Zukunft auch Lieferungen turkmenischen Erdgases Richtung Armenien möglich wären. Noch in diesem Sommer werde mit dem Bau einer dritten Elektrizitätsleitung zwischen dem Iran und Armenien begonnen. "Das ist ein regionales Projekt, an dem sich auch Georgien beteiligt", erläuterte Awanesow. Er fügte hinzu, verhandelt werde ferner über den Bau einer Eisenbahnlinie, die Armenien über iranisches Territorium sowohl mit den Ländern des Persischen Golfs als auch mit denen Zentralasiens verbinden würde.

Die Zusammenarbeit mit dem Iran werde die Qualität des armenischen Energienetzes verbessern und nicht zuletzt die Energiesicherheit des Landes erhöhen, meint Awanesow. Wichtig sei zudem, dass nach der Umsetzung der Projekte Armenien eine größere Rolle nicht nur in der Region, sondern vielleicht auch für Europa spielen könnte.

Ausweg aus der Isolation?

Armenien sucht damit eine engere Zusammenarbeit mit dem Iran in wichtigen Breichen wie Energie, Verkehr und Kommunikation, während gleichzeitig internationale Sanktionen gegen Teheran in Kraft sind. Offenbar sieht das Land keinen anderen Ausweg aus seiner schwierigen außenpolitischen Lage: Aufgrund des ungelösten Konfliktes um die Region Berg-Karabach dauert die Blockade Armeniens durch die Türkei und Aserbaidschan an. Auch die Probleme in den Beziehungen zwischen Georgien und Russland haben Auswirkungen auf Armenien. Das Land ist deshalb geografisch sehr isoliert. Es hat den Anschein, als suche Armenien nun zunehmend einen Zugang zur Außenwelt über den Iran.

Autor: Aschot Gasasjan / Markian Ostaptschuk
Redaktion: Birgit Görtz