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Strom statt Sprit - das Auto der Zukunft?

19. August 2009

Bis 2020 sollen in Deutschland eine Millionen Elektroautos fahren. Das ist das Ziel des Aktionsplans, den die Bundesregierung am Mittwoch (19.08.) vorstellte. Doch es gibt noch viele offene Fragen.

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Grüner Stromstecker (Foto: Deutsche Messe AG)
Bild: Deutsche Messe AG

Elektroautos sind umweltfreundlicher, weil sie keine klimaschädlichen Abgase mehr ausstoßen. Und sie sind leise, eine Wohltat für lärmgeplagte Bewohner großer Städte. Allerdings wird es wohl noch Jahre dauern, bis Elektroautos Menschen und Umwelt entlasten.

Geht es nach dem Willen der derzeitigen Bundesregierung, dann fahren im Jahr 2020 mindestens eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen. Zum Vergleich: Heute gibt es in Deutschland 41 Million PKW - aber nur 1000 mit reinem Elektroantrieb.

Der Staat hilft

Und selbst das relativ bescheidene Ziel von einer Million Elektroautos ist nur erreichbar mit staatlicher Förderung. Die Bundesregierung stellt bis 2015 rund 700 Millionen Euro bereit, davon 500 Millionen aus dem Konjunkturpaket zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise. Die Mittel sollen auch die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Wissenschaft und Politik verbessern.

Batterie des Chevrolet Volt (Foto: upi)
Wie kann man Batterien leichter und leistungsfähiger machen?Bild: picture alliance / landov

Zum Beispiel bei der Entwicklung besserer Batterien. Die sind zur Zeit noch teuer und wenig leistungsfähig. Ein Beispiel: Der i-MiEV, nach Angaben des Herstellers Mitsubishi das weltweit erste Elektroauto für den Massenmarkt und ab Juli in Japan erhältlich, kostet umgerechnet rund 34.000 Euro. Mit vollen Batterien kann er immerhin 160 Kilometer weit fahren. Das Aufladen der Batterien an der Steckdose dauert allerdings sieben Stunden.

Ladeschwierigkeiten

Carolin Reichert von RWE, dem zweitgrößten deutschen Stromerzeuger, erwartet in einigen Jahren Aufladezeiten von etwa 20 Minuten – allerdings mit Strom, dessen Spannung höher ist als der im gewöhnlichen Haushalt. Das macht große Investitionen im Stromnetz nötig. Genaue Zahlen für RWE will Carolin Reichert nicht nennen. Allerdings ist der Stromversorger optimistischer als die Bundesregierung und erwartet für das Jahr 2020 rund 2,4 Millionen Elektroautos in Deutschland.

Lademöglichkeiten testet RWE demnächst in Berlin. Der Stromkonzern arbeitet mit Europas größtem Parkhausbetreiber APCOA zusammen. Dabei werden 20 Berliner Parkhäuser in zentralen Einkaufslagen mit Ladestationen ausgerüstet. Hier können die 100 Elektroautos vom Typ Smart aufgeladen werden, die der Hersteller Daimler zum Test beisteuern wird.

Grundsätzlich stellt sich bei Elektroautos die Frage, wie in Zukunft die Ladepunkte ans Stromnetz angeschlossen werden können. Als Beispiel nennt Gernot Spiegelberg von Siemens eine Schlange von Taxis, die am Flughafen auf Kunden warten. "Die fahren immer ein bisschen vor, bis sie vorne den Kunden aufnehmen. Die kann man in dieser Zeit also nicht mit einem Kabel aufladen. Wir arbeiten daher an berührungsloser Übertragung des Stroms."

Tests in Deutschland

Prototyp eines Elektroautos der Loremo AG aus Marl
Prototyp eines Elektroautos der Loremo AG aus MarlBild: picture alliance / dpa

Neben dem Elektro-Smart von Daimler hat auch BMW hat ein Elektroauto im Programm, ebenfalls nur zu Testzwecken. Der sogenannte "Mini E" wird derzeit in München, Berlin, den USA und Schottland erprobt. Zu Plänen, ob und wann BMW ein reines Elektroauto für den Massenmarkt produzieren will, macht der Hersteller keine Angaben. BMW-Konkurrent Daimler hat sich im Mai dieses Jahres mit zehn Prozent an Tesla beteiligt, einem kalifornischen Hersteller von Elektroautos. Daimler erhofft sich davon Fortschritte in der Batterie-Technologie. Massentauglich sind die Elektro-Sportwagen von Tesla allerdings nicht, sie kosten rund 100.000 US-Dollar.

Serienproduktion in Japan

In Japan ist man hier einen Schritt weiter: Neben Mitsubishi hat Subaru einen Elektro-Kleinwagen für den Sommer angekündigt, Nissan will 2010 mit der Vermarktung seines ersten Serien-Elektroautos starten. Allerdings planen die Hersteller zunächst nur geringe Stückzahlen. Mitsubishi will zunächst nur Betreiber von Autoflotten beliefern, und Subaru baut in diesem Jahr nur 170 Fahrzeuge. Hybridautos, bei denen ein Verbrennungsmotor mit einem Elektromotor kombiniert wird, spielen im Vergleich in einer anderen Liga. Die Marktführer Toyota und Honda verkaufen weltweit jährlich eine halbe Millionen Hybridfahrzeuge.

Umweltbilanz

Solaranlage in Israel (Foto: AP)
Nur Strom aus erneuerbaren Energiequellen macht Elektroautos wirklich umweltfreundlichBild: AP

Auch die Erzeugung herkömmlichen Stroms belastet die Umwelt. Wenn Elektroautos einen wirklichen ökologischen Fortschritt darstellen, sollten daher mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen geladen werden. Michael Carus, Geschäftsführer beim Nova-Institut für Ökologie und Innovation, hält das für realistisch. "Selbst bei einem Marktanteil für Elektroautos von 50 Prozent läge der zusätzliche Strombedarf unter zehn Prozent. Das könnte leicht über mehr Ökostrom gedeckt werden", so Carus, dessen Institut im Juni auch den ersten deutschen Elektro-Mobil Kongress in Bonn veranstaltete.

Hohe Preise, geringe Reichweiten und keine flächendeckende Versorgung mit Ladestrom - es gibt noch viel zu tun, wenn sich Elektroautos am Markt durchsetzen sollen. Allerdings sind diese Probleme typisch für neue Technologien im Anfangsstadium. 1886, als Carl Benz das erste Automobil mit Verbrennungsmotor vorstellte, waren Pferde schneller, verlässlicher und günstiger als Autos.

Autor: Andreas Becker

Redaktion: Rolf Wenkel