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Rezession in Europa verschärft sich

15. Mai 2009

Das Bruttoinlandsprodukt in der Europäischen Union fällt im ersten Quartal um 2,5 Prozent. Als größte Volkswirtschaft zieht Deutschland die Eurozone mit seinem Rekordminus tief in die roten Zahlen.

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Ein Arbeitnehmer legt den Kopf auf den Tisch (Foto: AP)
EUROSTAT: Freier Fall geht weiterBild: AP

Das europäische Statistikamt EUROSTAT in Luxemburg veröffentlichte am Freitag tief rote Zahlen: Die Wirtschaft der Eurozone, also der 16 EU-Länder, die den Euro als Gemeinschaftswährung haben, ist im ersten Quartal des Jahres so stark geschrumpft wie nie zuvor. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Wirtschaftsleistung um 4,6 Prozent ab. Im Vergleich zum letzten Quartal 2008 registrierte die Luxemburger Behörde für die Eurozone ein Minus von 1,6 Prozent. Das ist der schlechteste Wert seit der Gründung des Euro Mitte der Neunziger Jahre.

Deutschland geht in die Knie

Ein Arbeiter bei der Automontage (Foto: AP)
Waren 'Made in Germany' sind im Moment in der Welt nicht mehr so gefragtBild: AP

Die größte Volkswirtschaft in der Eurozone, Deutschland, geht besonders stark in die Knie und reißt die restlichen 15 Euroländer mit. Im ersten Quartal schrumpfte die deutsche Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 6,9 Prozent. Auch Frankreich (-3,2 Prozent), Italien (-5,9 Prozent) und Spanien (-2,9 Prozent) als die nächst größeren Volkswirtschaften in der Eurozone stecken tief in der Rezession. Die Slowakei, die erst im Januar den Euro als 16. EU-Land eingeführt hat, ist ebenfalls hart getroffen. Im Vergleich zum ersten Quartal 2008 schrumpfte die slowakische Wirtschaft um 5,4 Prozent. Stellt man das erste Quartal dieses Jahres dem letzten Quartal 2008 gegenüber, dann brach die slowakische Wirtschaft sogar um 11,2 Prozent ein.

Lettland: Minus 18,6 - Zypern: plus 1,6

Auch außerhalb der Eurozone sind die Zahlen, die die Statistikbehörde veröffentlichte nicht weniger dramatisch. Großbritanniens Wirtschaftsleistung ging verglichen mit dem ersten Quartal 2008 um 4,1 Prozent zurück. Am stärksten gebeutelt sind die baltischen Staaten: Estland minus 15,6 Prozent, Lettland minus 18,6 Prozent und Litauen minus 10,9 Prozent. Noch liegen nicht alle Daten aus allen 27 Mitlgliedsstaaten vor, aber einen Ausreißer gibt es zu vermelden. Auf der Mittelmeerinsel Zypern wuchs die Wirtschaft im Gegensatz zu allen anderen Staaten, und zwar um 1,6 Prozent.

Die Rezession fiel in Europa schärfer aus als in den Vereinigten Staaten von Amerika. In den USA ging die Wirtschaftsleistung verglichen mit dem ersten Quartal "nur" um 2,6 Prozent zurück.

Wo ist die Talsohle?

EU-Währungskommissar Almunia (Foto: picture-alliance)
EU-Währungskommissar Almunia geht von einem Rückgang der EU-Wirtschaft um vier Prozent ausBild: picture alliance / Photoshot

Die schlechten Zahlen der europäischen Statistiker lassen bei Experten die Hoffnungen schwinden, dass die Talsohle bereits erreicht sein könnte. In den letzten Tagen hatte es zarte Andeutungen gegeben, dass der Wendepunkt der wirtschaftlichen Entwicklung bereits in Sicht sei. Der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer, sagte der Deutschen Welle, dass er davon ausgeht, dass sich der Schrumpfungsprozess verlangsamen wird. Die Talsohle sei aber noch nicht erreicht. Das könne niemand mit Gewissheit sagen. Erst im kommenden Jahr sei mit einem ganz leichtem Wachstum und einer gewissen Erholung zu rechnen. Der Chefsvolkswirt der Bank ING, Carsten Brzeski, sagte der Financial Times Deutschland, die Zahlen seien keine wirkliche Überraschung, aber immer noch ein Schock.

Mitglieder der Eurozone sind Belgien, Deutschland, Irland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Zypern, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, die Slowakei und Finnland.

Autor: Bernd Riegert

Redaktion: Richard A. Fuchs