1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Düstere Aussichten für Afrika

12. Mai 2009

Einmal im Jahr veröffentlicht die OECD einen Bericht zu den wirtschaftlichen Aussichten Afrikas. Nun prognostiziert er einen starken Wachstumsrückgang als Folge der Weltwirtschaftskrise. Doch es gibt Hoffnung.

https://p.dw.com/p/HoGk
Symbolbild Finanzkrise in Afrika (Foto: AP/DW)
Afrikas Wirtschaft wird viel langsamer wachsen, heißt es im OECD-BerichtBild: AP/DW Fotomontage

Ob man es wirklich Optimismus nennen konnte, sei einmal dahingestellt. Doch zu Beginn der weltweiten Finanzkrise herrschte die Hoffnung, dass Afrika nicht so stark betroffen sein könnte. Der Grund - anders als Europa oder Asien sei der Kontinent noch nicht so stark in internationale Finanzströme integriert. Unterentwicklung als Schutz vor Fehlentwicklungen - das war, zugespitzt, die Hoffnung der Experten. Nun ist klar: Sie hat sich nicht erfüllt.

Die OECD, die Organisation der führenden Industrienationen hat ihre Wachstumsprognosen deutlich gesenkt. Nur noch 2,8 Prozent soll die Wirtschaft des Kontinents im Jahr 2009 wachsen. "Nach einem halben Jahrzehnt starken Wachstums mit über fünf Prozentpunkten sind die Aussichten für 2009 doch eher düster", konstatiert Johannes Jütting, Entwicklungsexperte bei der OECD. Und es könnte noch schlimmer kommen. Denn die Daten stammen vom Beginn des Jahres. Seitdem hätten sich die Prognosen für die Weltwirtschaft noch weiter verschlechtert.

Fallende Rohstoffpreise treffen Erzeuger hart

Vier Gründe sehen die OECD-Experten dafür, dass die afrikanische Wirtschaft nun doch stark unter den Folgen der Krise leidet. Zum einen werde der Kontinent dadurch in Mitleidenschaft gezogen, dass der Welthandel insgesamt zurückgehe. Dann treffen die fallenden Rohstoffpreise insbesondere ölreiche Länder hart. Drastischstes Beispiel: Angola. Wuchs die Wirtschaft in dem Petrostaat 2008 noch um 16 Prozent, so wird sie wohl dieses Jahr um sieben Prozent schrumpfen. Der dritte Punkt sei, dass potentielle Investoren vor allem aus Europa und den USA das Geld zusammenhalten. Gerade die Direktinvestitionen gingen stark zurück. Und viertens schickten Emigranten weniger Geld nach Hause. Sie haben in den westlichen Ländern meist sozial schlecht abgesicherte Jobs und sind die ersten, die von der Krise betroffen sind.

Solide Bilanz

Ein Händler repariert auf einem Markt in der nigerianischen Hauptstadt Abuja alte Mobiltelefone (Foto: dpa)
Der Wachstumseinbruch - nur eine Verschnaufpause?Bild: picture-alliance / dpa

Langfristig sehe die Lage der afrikanischen Staaten dennoch nicht so schlecht aus, wie man angesichts dieser Daten vermuten könnte, heißt es in dem Bericht, der am Montag (11.05.09) in Berlin präsentiert wurde. Helmut Asche, Spezialist für afrikanische Wirtschaft an der Universität Leipzig, spricht sogar von einer äußerst soliden Bilanz der letzten Jahre. Afrika habe bis einschließlich 2008 die "längste und stärkste Wachstumsperiode seit der Zeit vor der ersten Ölkrise", also seit den siebziger Jahren erlebt. Und gerade der Finanzsektor habe sich als äußerst stabil erwiesen. So sei keine einzige afrikanische Bank durch die amerikanische Subprime-Krise zusammengebrochen - auch dank einer wirksamen Regulierung des Bankensektors in vielen Ländern. "Wir haben auch im Bereich des finanziellen Sektors eine Solidität erreicht, die wir uns nicht hätten träumen lassen", sagt Asche, "selbst in früheren Chaos-Ländern wie Nigeria".

Chance China

Chinesen vor einem Symbolbild Afrikas (Foto: AP)
China hält am Afrika-Engagement festBild: AP

Afrika, so die Schlussfolgerung, gehe gut vorbereitet in die Krise. Soll heißen: Solange die Krise dauert, werde der Kontinent zwar stark darunter leiden. Doch wenn die weltweite Konjunktur wieder anziehe, dann werde auch Afrika schnell wieder zu den Wachstumsraten der vergangenen Jahre zurückfinden. Dazu trage auch bei, dass die Abhängigkeit der afrikanischen Länder von Europa gesunken sei – dank des Engagements Chinas und zunehmend auch Indiens auf dem Kontinent.

Obwohl China selbst einen starken Rückgang des Wachstums hinnehmen müsse, halte es an den meisten Projekten in Afrika fest. Vor allem eins falle ihm immer wieder auf, sagt Asche. China beurteile die langfristigen Perspektiven in Afrika weit optimistischer als die Europäer - "von den großen staatlichen Betrieben bis hinunter zur chinesischen Privatwirtschaft.“

Bei deutschen Firmen hingegen würden Investitionen in afrikanischen Ländern immer noch zu pauschal als riskant eingestuft. Dabei könne man auch in der Krise in bestimmten Branchen auf ein sicheres Wachstum zählen. Allen voran: der Telekommunikationsmarkt. Nirgends auf der Welt steige der Verkauf neuer Mobiltelefone schneller als südlich der Sahara. Und weil erst weniger als die Hälfte der Afrikaner Mobiltelefone besitzt, werde das auch noch eine Weile so bleiben.

Autor: Mathias Bölinger

Redaktion: Zhang Danhong/og