1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schwierige Mission

7. Mai 2009

Eine EU-Beobachtermission soll in Georgien schauen, ob sich Georgier, Südosseten und Russen an das Waffenstillstandsabkommen halten, das nach dem Krieg im August 2008 beschlossen wurde. Eine schwierige Mission.

https://p.dw.com/p/HlHX
Die ersten EU-Beobachter landen am Flughafen in Tiflis (Foto: dpa)
Die ersten EU-Beobachter landen im September 2008 am Flughafen in TiflisBild: picture-alliance/dpa

Um acht Uhr früh macht sich eine Patrouille der European Union Monitoring Mission (EUMM), der Beobachtermission der Europäischen Union, zur Abfahrt bereit: Vor einem großen Wohnhaus im Ort Mzcheta, etwa eine halbe Autostunde von der georgischen Hauptstadt Tiflis entfernt, stehen zwei Geländewagen und dazu ein georgischer Krankenwagen - für alle Fälle.

Verwaltungsgrenzlinie statt Grenze

Karte von Georgien und Südossetien (Grafik: DW-TV)
Russen und Südosseten verwehren den EU-Beobachtern den Zutritt nach Südossetien

Heute führt die Rumänin Alina Doroftej den kleinen Konvoi an. Die Fahrt gehe in eine Gegend mit fünf bis sechs Dörfern, in denen Osseten und einige Georgier lebten, sagt sie. "Die Dörfer liegen sehr dicht an der Verwaltungsgrenzlinie. Wir werden überprüfen, wie die Sicherheitslage ist und wie es den Leuten insgesamt so geht."

Mit Verwaltungsgrenzlinie meint Doroftey die Grenze nach Südossetien. Grenze darf sie nicht sagen, weil Südossetien nach georgischer und nach internationaler Lesart nach wie vor zu Georgien gehört.

Kein Zugang für die EU-Mission

Ein Georgier schaut den abziehenden russischen Panzern hinterher (Foto: AP)
Der Georgienkrieg hat Opfer auf allen Seiten gefordertBild: AP

Nach einer halben Stunde ist das erste Dorf erreicht: Mtschadidschwari. Alina Doroftej und ihr Dolmetscher begrüßen zwei Georgier, die vor der Kirche auf den Bus warten. Die Lage sei ruhig und stabil, sagen die Männer. Und das, obwohl in den umliegenden Dörfern Osseten wohnen. Die EU-Beobachter nicken zufrieden.

Vor einigen Wochen kursierten Berichte über Explosionen auf der südossetischen Seite. Und pünktlich zum Beginn der Nato-Manöver in Georgien sollen die Russen ihre Soldaten direkt an die Grenze verlegt haben. Die EU-Beobachter können das nicht überprüfen. Die Russen und Südosseten verwehren ihnen den Zutritt nach Südossetien. Dabei ist die Mission gemäß dem im August 2008 zwischen der EU, Russland und Georgien vereinbarten Abkommen für ganz Georgien zuständig. "Unser Ziel ist natürlich, mit den Südosseten zu reden und ihnen zu erklären, was unsere Mission hier will, damit sie uns vertrauen. Aber da wir keinen Zutritt haben, können wir das nicht. Das ist ein Teufelskreis", erklärt die Rumänin Alina Doroftej.

Keine einfache Aufgabe

Hansjörg Haber, Chef der EU-Mission
Der Chef der EU-Mission Hansjörg Haber verhandeltBild: picture-alliance/dpa

Nicht überall ist die Lage so entspannt wie in Mtschadidschwari. Das Dorf ist vom Krieg verschont geblieben. Wenige Kilometer weiter ist das anders: Dort sind bis zu 80 Prozent der Häuser zerstört. Die Menschen haben Angst, vor allem auf dem letzten Stück vor der Grenzlinie, wo es immer wieder zu Zwischenfällen kommt. Seit Herbst 2008 sind dreizehn georgische Polizisten im Grenzgebiet umgekommen.

Künftig wollen sich die Konfliktparteien - Georgier, Russen und Südosseten - wöchentlich im Grenzgebiet treffen und gemeinsam mit den EU-Beobachtern die Lage besprechen. Darauf haben sie sich bei Verhandlungen in Genf geeinigt. Ende April 2009 fand bereits ein erstes Vorbereitungstreffen nahe der Grenze zu Südossetien statt. Es gehe um die Fragen, wer den Vorsitz der Treffen führe und wo sie stattfänden, berichtet Hansjörg Haber, Chef der EU-Mission. "Alles ist natürlich auch ein bisschen mit Statusfragen verknüpft, und das macht es schwierig."

Patrouillieren für mehr Sicherheit

Die Patrouille hat mittlerweile in einem anderen Ort Halt gemacht, noch näher an der Grenze. Hier leben Osseten auf georgischem Gebiet. Ein Mann hat seine Panduri hervorgeholt, ein traditionelles Saiteninstrument. Alina Doroftej ist zufrieden mit dem Tag: "Die Leute fühlen sich sicherer, wenn wir da sind. Wir könnten noch viel mehr tun, wenn wir nach Südossetien kämen. Aber auch so schaffen wir ein bisschen Vertrauen und die Leute bitten uns, öfter zu kommen und in ihren Dörfern zu patrouillieren."

Autorin: Gesine Dornblüth
Redaktion: Julia Kuckelkorn