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"Eine neue Qualität der Gewalt"

2. Mai 2009

Es waren die schwersten Mai-Krawalle seit Jahren: In der Nacht am 1. Mai lieferten sich Autonome und Polizisten in mehreren deutschen Städten Straßenschlachten. Auf beiden Seiten gab es Verletzte.

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Polizisten im Einsatz (Foto: AP)
273 Polizisten wurden bei den Krawallen verletztBild: AP

Im Berliner Bezirk Kreuzberg warfen zumeist vermummte Randalierer am Freitagabend (01.05.2009) Steine, Flaschen und sogar Brandbomben auf Polizisten. Sie errichteten Barrikaden und zündeten auf den Straßen Feuer an. Bei den Krawallen sind 273 Polizisten verletzt worden. Die Einsatzkräfte nahmen am Freitag und in der Nacht zum Samstag 289 Personen fest, wie Polizeipräsident Dieter Glietsch berichtete. 14 verletzte Polizisten konnten nicht weiterarbeiten. Es habe sich "eine neue Qualität der Gewalt" gezeigt, sagte der Polizeipräsident. Die Zahl der Gewalttäter sei höher gewesen und die Angriffe heftiger. 2008 hatte es nur zwölf verletzte Polizisten und 139 Festnahmen gegeben."In dem Bemühen, einen friedlichen 1. Mai zu bekommen, haben wir einen Rückschlag erlitten", sagte Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) am Samstag vor Journalisten.

Jugendlicher Steinewerfer (Foto: AP)
Gewalt in KreuzbergBild: AP

Die Demonstration am Freitagabend unter dem Motto "Kapitalismus ist Krieg und Krise", an der nach Angaben der Behörden 5000 Menschen teilnahmen, wurde vorzeitig beendet - unter anderem weil Teilnehmer gegen das Vermummungsverbot verstoßen hatten. Laut Polizei war der als besonders militant geltende "Schwarze Block" dieses Mal mit rund 400 Leuten besonders stark vertreten.

Auch aus Hamburg wurden am Abend des 1. Mai Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der autonomen Szene und Polizisten gemeldet. Die Sicherheitskräfte gingen mit Wasserwerfern gegen Randalierer vor.

Protest gegen Neonazis

Demonstration in Berlin (Foto: AP)
Demonstration gegen NPD-Veranstaltung in KöpenickBild: AP

Zu Ausschreitungen und Krawallen war es am Freitag auch am Rande von Demonstrationen linker und rechter Gruppen gekommen. Bei einem Aufmarsch von rund 1000 Neonazis in Ulm wurden etwa 50 Polizisten und Demonstranten durch Stein- und Flaschenwürfe linker Gewalttäter verletzt. In Dortmund nahm die Polizei etwa 200 Rechtsradikale nach Attacken in Gewahrsam. Auch im niedersächsischen Rotenburg störten Mitglieder des rechten Spektrums eine Veranstaltung des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

In Mainz wurde ein geplanter Aufmarsch von Rechtsextremisten durch die Innenstadt abgesagt. Die Zufahrtswege zum Mainzer Hauptbahnhof, wo der rechte Marsch starten sollte, waren von Gegendemonstranten blockiert worden. Im Berliner Stadtteil Köpenick protestierten mehr als 1000 Menschen gegen eine Veranstaltung der rechtsextremen NPD, an der nach Polizei-Angaben 350 Sympathisanten teilnahmen. Die Aktionen verliefen bis auf eine kurzzeitige Blockade der S-Bahn-Gleise durch eine Gruppe Autonomer weitgehend friedlich.

"Deutliches Signal"

Christian Wulff (Foto: AP)
Christian WulffBild: AP

In Hannover kamen mehr als 10.000 Menschen zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus zusammen. Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff sprach von einem deutlichen Signal gegen Rassismus. Nachdem das Bundesverfassungsgericht eine Veranstaltung rechter Kameradschaften in Hannover in letzter Minute endgültig verboten hatte, blieb es in der niedersächsischen Landeshauptstadt angesichts der massiven Polizei-Präsenz ruhig. (wa/mag/se/dpa/ap/afp/rtr)