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Fast ein Heimspiel

Victoria Eglau27. April 2009

"Hier kommt Alex", "Eisgekühlter Bommerlunder" - in Deutschland kennt diese Hits jeder - in Argentinien auch. Die deutschen Altpunker Tote Hosen füllen hier Stadien. Seit 17 Jahren, ununterbrochen. Warum nur?

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"Extrem viel Leidenschaft und Liebe" - Hosen-Frontman Campino mit einem argentinischen FanBild: DW/Victoria Eglau

"Buenas noches, hermanas y hermanos, somos Die Toten Hosen de Düsseldorf en Alemania" – es ist Samstagabend in Buenos Aires und Campino, Sänger der erfolgreichsten deutschen Punkrock-Band, begrüßt seine Fans. Die haben sehnsüchtig auf dieses erste Konzert der Toten Hosen in Argentinien seit fast vier Jahren gewartet. „Immer, wenn die Hosen auftreten, ist es unglaublich. Wir hören ihre Musik schon seit siebzehn Jahren“, sagt Daniela. Sie und ihre Freundin Berenice sind aufgeregt. Für die beiden ist es das siebte Konzert der Toten Hosen. Kennengelernt haben sie sich vor Jahren in einem Hotel in Buenos Aires, wo beide ihrer Lieblingsgruppe auflauerten.

Erfolgreichster deutscher Starexport

Tote Hosen Bühne im Teatro Colegiales in Buenos Aires
Komplett ausverkauft - die Toten Hosen in Buenos AiresBild: DW/Victoria Eglau

„Es ist schon eine besondere Beziehung, ganz klar“, meint Andreas Meurer, Bassist der Toten Hosen. Diese besondere Beziehung der Band zu Argentinien begann 1992 durch einen Zufall: Ein deutscher Fan war in das südamerikanische Land ausgewandert und entdeckte, dass es auch hier eine Punkrock-Szene gab. Er schickte Flugtickets, organisierte ein Konzert – und es war so etwas wie Liebe auf den ersten Blick.

Frontmann Campino erinnert sich: „Wir sind dann gekommen und waren ganz ergriffen von dem Geist dieser Stadt". Sie sei "irgendwo Europa-fixiert, aber dann doch mit dem heissen Blut von Südamerika." Eine ganz spezielle Mischung eben. Dieser "Schuss Wahnsinn", der in Buenos Aires überall anzutreffen war sei genau der Humor der Punkrocker gewesen. er glaube, dass die Argentinier das Verrückte an ihnen schätzen, sagt Campino: "dieses über die Geländer und Balkons klettern, Abstürzen und so."

Der Schuss Wahnsinn und die Verückten

Auch bei den beiden Auftritten am Freitag und Samstag in Buenos Aires gehört Campinos Sprung ins Publikum natürlich dazu. Dafür erntet er Begeisterung pur bei den Fans, die bei einem anderen Konzert der Toten Hosen im Jahr 2000 sogar einmal die Bühne zum Einsturz brachten. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt: "Was Campino macht, das bringt jede Menge Adrenalin, das ist echt verrückt. Das macht sonst keiner, das ist einzigartig", versichern Daniela und Berenice. "Die Hosen" hätten Charisma und Energie. Und genau deswegen gäbe es zwischen der Band und dem argentinischen Publikum "extrem viel Leidenschaft und Liebe."

Deutschlernen für die Hosen

Tote Hosen in Argentinien Besucherinnen des Konzerts
Können alle Texte auswendig - argentinische FansBild: DW/Victoria Eglau

"Hier kommt Alex", "All die ganzen Jahre" oder "Eisgekühlter Bommerlunder" - Daniela, Berenice und die anderen argentinischen Fans können die Lieder der Toten Hosen auswendig mitsingen. Berenice hat sogar extra Deutsch gelernt, um die Texte zu verstehen. Gitarrist Michael Breitkopf wiederum hat sich Spanisch beigebracht, und Campino singt immer mal wieder in der Landessprache. "Auf meiner persönlichen Top-20-Liste mit den schönsten Konzerten meines Lebens gehören bestimmt fünf aus Argentinien dazu", betont der Tote Hoten-Frontmann.

Das Besondere am argentinischen Publikum sei, so Campino, dass es die Band und ihre Beziehung zu ihr sehr persönlich nehme. „Die Tatsache, dass wir Anfang 2000 während der großen Wirtschaftskrise trotzdem hierher gekommen sind und für einen Peso gespielt haben, als einzige internationale Band in dem Jahr, hat die Fans sehr beeindruckt. Das haben die sich für immer gemerkt.“

Soli-Punker

Das bestätigt Mariano Asch, der die Toten Hosen in Buenos Aires managt. Als Campino & Co. in schwierigen Zeiten für wenig Geld auftraten, hätten die Fans gemerkt, dass die Band wirklich gerne komme. Für Mariano Asch besteht kein Zweifel daran, dass die Toten Hosen heute die bekannteste deutsche Gruppe in Argentinien sind. Andere Punkrock-Bands aus Deutschland, wie Die Ärzte oder Einstürzende Neubauten, seien selten oder nie nach Buenos Aires gekommen.

Nur die E-Musik-Band Kraftwerk habe einen ähnlichen Bekanntheitsgrad erreicht. „Kraftwerk war ein paar Mal hier, aber hat immer andere Gruppen begleitet, wie vor kurzem Radiohead." Die Gefühle des argentinischen Publikums für die Toten Hosen würde keine andere deutsche Band hervorrufen. "Wenn hier morgen die Scorpions vor sechzigtausend Leuten aufträten, würde nicht so eine Leidenschaft entstehen wie bei zehn- oder zwanzigtausend Hosen-Fans.“