1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Kampf gegen Malaria

11. November 2009

Sie sieht aus wie ein Petersilie - und wirkt Wunder: Die Heilpflanze "Artemisia annua" hilft gegen Malaria. Für Afrika könnte das ein Durchbruch sein. Denn hier ist Malaria noch immer die häufigste Todesursache.

https://p.dw.com/p/HeEl
Moskito (Foto: dpa)
Die Infektionskrankheit Malaria fordert besonders in Afrika viele MenschenlebenBild: picture-alliance /dpa

Die "Artemisia annua" ist billig, pflegeleicht und kann in Malaria-Gebieten kultiviert und leicht zu Tee verarbeitet werden. Und sie wirkt offenbar bei Malaria. Ihr Inhaltsstoff Artemisinin wird schon heute für Malaria-Tabletten verwendet. Es müssen aber keine teuren Pillen sein, Tee reiche schon, sagt die Entwicklungshelferin Hannelore Klabes aus Kassel. In ihrem Vorgarten stehen die Pflänzchen. Schön aufgereiht, in Blumentöpfen. In ein paar Monaten werden es mannshohe Büsche sein. Dann ist es soweit: Die 80-jährige verarbeitet ihre "Artemisia annua"-Büsche mit einem einfachen Haushaltssieb zu Tee, packt ihn in den Rucksack und bringt ihn nach Gitega in Burundi. Dort wird er Malaria-Patienten verabreicht.

Anbau in Afrika

Solche Reisen mit "Artemisia annua" im Gepäck werden künftig immer seltener notwendig sein. Die Entwicklungshelferin unterweist nämlich Einheimische in Burundi, Tansania, Kongo, Malawi und seit Neuestem auch in Benin darin, die Heilpflanze selbst neben ihren Hütten anzubauen und zu verwenden. Nach Meinung von Hannelore Klabes ist das "Hilfe zur Selbsthilfe“. Malaria könne nämlich nur dann wirksam bekämpft werden, wenn die Mittel billig und schnell verfügbar sind. Denn der Zustand eines Erkrankten kann sich in wenigen Stunden rapide verschlimmern.

Hilfe zur Selbsthilfe

Die Entwicklungshelferin Hannelore Klabes zwischen Sträuchern der Heilpflanze Artemisia annua (Foto: DW)
Hannelore Klabes setzt auf die Heilkraft der Pflanze Artemisia annuaBild: Hannelore Klabes

Wenn arme Familien im afrikanischen Busch erst noch zur nächsten Krankenstation laufen müssten, so Klabes, sei die Hilfe weder schnell noch billig. Denn die gängigen Medikamente könnten sich die wenigsten leisten. Die 80-jährige sagt, sie habe selbst unzählige Male erlebt, dass Mütter ihre todkranken Babys Kilometer weit geschleppt haben. In der Krankenstation angekommen, war es für die Kinder dann oft zu spät. Laut WHO sterben jährlich immer noch rund eine Million Menschen an der Tropenkrankheit.

Burundi ist für die Entwicklungshelferin eine Art Vorzeigeprojekt. Sie arbeitet dort schon seit vielen Jahren mit der katholischen Missionsstation in Gitega zusammen. Hannelore Klabes hat die Missionsschwester Candida Mazunsu ausgebildet, die inzwischen die "Artemisia annua"-Projekte leitet. Sie klärt die Dorfbevölkerung auf, unterrichtet Frauen und Kinder, bildet sie darin aus, die Pflanze anzubauen und zu Tee zu verarbeiten. Die meisten Kinder in Gitega sind nach Angaben Klabes inzwischen so sensibilisiert, dass sie, sobald die ersten Symptome eines Malaria-Schubes auftauchen, sich selbst mit Tee oder Pulver versorgen.

Bittere Medizin ohne Nebenwirkungen

Helferinnen tragen die Heilpflanze Artemisia annua zu einem bereitstehenden LKW (Foto: DW)
"Hilfe zur Selbsthilfe"Bild: Hannelore Klabes

Vier Teelöffel voll "Artemisia annua"-Pulver pro Tag reichen aus für eine erfolgreiche Malaria-Therapie, sagt Hannelore Klabes. Entweder als Tee oder unters Essen gemischt. Eine Therapie dauere sieben bis zehn Tage. Das Pulver schmecke zwar bitter, habe aber im Gegensatz zu den gängigen Pharmapräparaten keine Nebenwirkungen, gegen die laut Malaria-Forschung inzwischen viele Erreger resistent sind, so Klabes.

Auch wenn die Pflanze erfolgreich im Kampf gegen Malaria eingesetzt wird: "Artemisia annua" ist kein anerkanntes Mittel und wird deshalb auch nicht in Apotheken vertrieben. Obwohl die internationale Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen“ bereits festgestellt hat, dass Artemisinin hochpotent, schnell wirksam und gut verträglich ist. Bereits nach der ersten Dosis seien 90 Prozent der Erreger vernichtet. Als Naturheilmittel hat die Pflanze eine 2000-jährige Tradition. Wohl auch wegen ihrer Vielseitigkeit - über 60 Inhaltsstoffe sind bekannt. Einer davon, das Artemisinin, wirkt gegen Malaria. In über 70 Ländern wird die Pflanze deshalb bereits gezielt kultiviert und zur Therapie eingesetzt.

Autorin: Beatrice Weiskircher

Redaktion: Christine Harjes