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Kernkraft-Pläne alarmieren Montenegros Umweltschützer

16. April 2009

Albanien und Kroatien wollen ein Kernkraftwerk im Grenzgebiet zu Montenegro bauen. Diese Nachricht ruft Umweltschützer auf den Plan.

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Die Regierungschefs von Albanien und Kroatien, Sali Berisha und Ivo Sanader, haben Einigkeit demonstriert: Beide Länder seien am Bau eines Kernkraftwerks interessiert. Man wolle auch Montenegro und Bosnien-Herzegowina auffordern, sich an dem Bau eines Werks in Albanien zu beteiligen. Podgorica hingegen bestreitet, eine Aufforderung zur Beteiligung am Bau eines Kernkraftwerks am Ufer des Grenzsees Skadarsko Jezero erhalten zu haben. Wie es in der entsprechenden Mitteilung des Ministeriums für Tourismus und Umweltschutz weiter heißt, sei in Montenegro seit 1995 der Bau von Kernkraftwerken zudem gesetzlich verboten.

Montenegro hofft, dass es eine Handhabe gegen den Bau des Kernkraftwerks in der Hand hat und beruft sich auf internationale Konventionen. Es sei Usus, das Einverständnis der Anrainerstaaten einzuholen, falls die möglichen ökologischen Auswirkungen grenzübergreifend sind.

Details sind bereits bekannt

Unterdessen schreiten die albanisch-kroatischen Planungen fort. Die Regierungschefs Berisha und Sanader sollen Ende April einen Vertrag über den Bau eines gemeinsamen Werks unterzeichnen. Einzelheiten dieses Vertrags sind bereits öffentlich bekannt. Das Kraftwerk soll vier Milliarden Euro kosten und 1500 Megawatt Strom produzieren. Mit dem Bau soll der kroatische Versorger HEP betraut werden, folglich soll auch Kroatien der größere Teil an erzeugter Stromenergie zukommen. Die beiden Regierungen wollen eine paritätisch besetzte Arbeitsgruppe bilden. Als Standort ist die Gegend um den Skadar See vorgesehen. Ausgerechnet dort entspringt zudem der Grenzfluss Bojana.

Furcht um Ökosysteme

Der Vorsitzende des montenegrinischen Umweltvereins „Grüner Schritt“, Dzelal Hodzic, sagte der Deutschen Welle, Montenegro müsse sich schon aus Gründen des Gewässerschutzes gegen das Projekt aussprechen. Podgorica sei angehalten, die albanische Regierung davon zu überzeugen, das Kraftwerk nicht zu bauen. Hodzic argumentiert, das Ökosystem, sowohl des Sees als auch des Flusses, könnte vollkommen zerstört werden. „Das Kühlwasser, das in den See und den Fluss gelangt, ist fünf bis sechs Grad wärmer als normal. Das wäre tödlich für die Artenvielfalt in diesem Gewässern“, so der Umweltschützer.

Der ehemalige montenegrinische Umweltminister Vukic Pulevic sieht noch weitere Probleme. Der Deutschen Welle sagte er, der Bau eines Kernkraftwerks würde die bilateralen Beziehungen politisch und wirtschaftlich belasten. Außerdem würde ein Kernkraftwerk dem aufkeimenden Tourismus einen Bärendienst erweisen.

Autor: Mustafa Canka / Mirjana Dikic

Redaktion: Birgit Görtz