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Ägypten jagt Hisbollah

14. April 2009

Nach der Festnahme von Hisbollah-Aktivisten am Wochenende spekulieren Experten über die Ursachen der Krise. Ägyptens Jagd auf die Hisbollah – auch eine Drohbotschaft an den Iran?

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Hassan Nassrallah, Foto: AP
"Daran mitarbeiten, dem Widerstand in Palästina zu helfen"- Hisbollah-Chef Nasrallah bekannte sich zu den Aktivitäten seiner Organisation in Ägypten.Bild: AP

"Die Hisbollah hat es auf unser Land abgesehen!" – so oder so ähnlich titeln seit einigen Tagen die ägyptischen Tageszeitungen. Es scheint eine regelrechte Hetzjagd auf die libanesische Organisation ausgebrochen zu sein. Aktueller Anlass der Krise: Im Sinai nahmen die ägyptischen Sicherheitsbehörden über zwei Dutzend mutmaßliche Hisbollah-Aktivisten fest. Ihnen wird vorgeworfen, in der an Israel angrenzenden und von israelischen Touristen frequentierten Halbinsel Terroranschläge geplant zu haben.

Was steckt hinter dem Medienhype?

"Das ist ein gravierender Fehler seitens der Hisbollah gewesen, eine Terrorzelle auf ägyptischem Territorium einzupflanzen,“ meint der ehemalige Vizechef der ägyptischen Sicherheitspolizei, Fuad Allam. Andererseits findet er den Medienhype, der infolgedessen in Ägypten entbrannt ist, ebenso unangebracht.

Strand mit Bergen im Hintergund. Quelle: AP.
Die bergige Landschaft des Sinai bietet optimalen Unterschlupf für Terroristen und WaffenschmugglerBild: picture-alliance / dpa

Inzwischen hat auch Hisbollah-Anführer Hassan Nasrallah die Aktivitäten seiner Organisation im Sinai bestätigt. Experten beklagen jedoch die Art und Weise, wie dieser Konflikt ausgetragen wird. Sie wittern politisches Kalkül – offenbar hat sich das ägyptische Regime fest vorgenommen, die Hisbollah öffentlich platt zumachen.

Der ehemalige ägyptische Vizeaußenminister Abdullah al-Ashaal etwa ist sich sicher, dass hier vor allem politische Faktoren eine Rolle spielen und weniger Sicherheitsaspekte. "Gesetzt den Fall,“ sagt al-Ashaal, "dass es sich hier in der Tat um ein Sicherheitsproblem handelt – hätte man das nicht hinter verschlossenen Türen mit der Hisbollah austragen können? Dieser Medienrummel schadet doch nicht zuletzt den Ägyptern!“

Ägypten bangt um seine Vorherrschaft

Einige Beobachter bringen die aktuellen Entwicklungen vor allem den Annäherungsversuchen zwischen den USA und dem Iran in Zusammenhang. Der Iran gilt als wichtigster Verbündeter der Hisbollah. Der jüngste Aufruhr also auch eine Botschaft an den Iran? Sicher ist wohl, dass eine Verbesserung der Beziehung zwischen dem Iran und den Vereinigten Staaten Ägyptens Rolle als Hauptvermittler im Nahen Osten negativ beeinflussen würde. Der Politikwissenschaftler Wahid Abdel Meguid sieht dennoch die Ursachen des Disputs nicht in der neuen US-Außenpolitik. Laut Meguid reichen die Ursachen weiter zurück, noch vor die Zeit Obamas."Das hier ist die Antwort auf die Vorwürfe, die Hassan Nasrallah während des Gaza-Krieges an Ägypten gerichtet hat. Nun wollen sich die Ägypter natürlich revanchieren.“

Während des Gaza-Krieges attackierte das Oberhaupt der Hisbollah die ägyptische Führung offen für ihre passive Haltung – und war damit nicht der Einzige. Nachbarstaaten und ein Großteil der ägyptischen Bevölkerung bemängelten vor allem, dass Ägypten seine Grenzen zum Gaza-Streifen geschlossen hielt – sowohl für Hilfsgüter in den Gaza-Streifen hinein, als auch für Flüchtlingsströme heraus. Hassan Nasrallah ging jedoch soweit, die ägyptische Armee zur Meuterei aufzurufen und von der ägyptischen Bevölkerung zu verlangen, sie solle die Grenze zum Gaza-Streifen notfalls mit Gewalt einreißen. Ein diplomatischer Fauxpas, der sich nun zu rächen scheint.

Autor: Mahmoud Tawfik
Redaktion: Diana Hodali