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Kurzprosa aus dem Internet

23. März 2009

Früher konnte man die Literatur zwischen zwei Buchdeckeln in Zentimetern messen; in Internetzeiten reichen da schon 140 Schriftzeichen. Was ist dran am neuen Trend?

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Twitter Screenshot mit dem blauen Vogel als Symbol
Literarisch zwitschern im Internet - bei twitterBild: twitter

Computer an, ab ins Internet und beim Online-Kurznachrichtendienst TWITTER anmelden - und schon kann es losgehen. "Twitter" bedeutet auf deutsch so viel wie zwitschern oder plappern, und das, was man da lesen kann, erinnert auch daran. Der Kurznachrichtendienst TWITTER wurde im März 2006 in den USA ins Leben gerufen und erfreut sich seitdem ständig wachsender Beliebtheit. In Deutschland gibt es bereits rund 60.000 Twitterer, weltweit sollen es über sechs Millionen sein. Und Prominente sind reichlich dabei, beispielsweise US-Präsident Barak Obama, Arnold Schwarzenegger oder Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Mehr als nur Selbstdarstellung

Paulo Coelho lächelt, mit dem Arm aufgestützt (Pressefoto)
Paulo CoelhoBild: AP

Promis aus dem Music- und Showbusiness nutzen TWITTER vorzugsweise als PR-Medium zur öffentlichen Selbstdarstellung. Andere wie etwa der New Yorker Schriftsteller Stephen Fry oder der brasilianische Bestsellerautor Paulo Coelho wollen dagegen zeigen, dass auch anspruchsvolle Kurzprosa in 140 Zeichen verpackt werden kann. Sie sehen das Ganze als neue Kulturtechnik und setzen sich für diese zeitgenössische Art der Literatur ein, der sogenannten TWITTERATUR. Sie soll dazu auffordern, bewusster zu schreiben.

Neues Medium - alte Kunst

Was qualitativ bei dieser Kurzprosa herauskommt, wird mittlerweile von anderen literarischen Twitterern kritisch ins Visier genommen. Das Kritikerportal nennt sich TWITKRIT. Dort will man die beste Kurzlyrik vorstellen, die Spreu vom TWEET trennen und im twitterarischen Quintett kontrovers über Kreativität und Originalität der schreibwütigen Twitterer diskutieren. Die Kunst der Lyrik in Miniaturform ist ürigens keine Erfindung des Internetzeitalters; in Japan gibt es sie bereits seit 800 Jahren. Die dort geläufigen Haikus sind Gedichte mit maximal 17 Silben, die in einem Atemzug gelesen werden sollen.

Autor: Christoph Richter/ KG

Redaktion: Conny Paul