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Immer mehr rechte Jugendliche

17. März 2009

Die Jugendgewalt in Deutschland geht zurück, das geht aus einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen hervor. Die Zahl ausländerfeindlicher Jugendlicher nimmt jedoch zu.

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Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (Foto: AP)
Bundesinnenminister Schäuble ist nachdenklich angesichts der ZahlenBild: AP

Der Rechtsextremismus unter Jugendlichen in Deutschland hat erschreckende Ausmaße angenommen. Laut der jüngsten Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts des Bundeslandes Niedersachsen geben bundesweit fast 4,9 Prozent der Jungen im Alter von 15 Jahren an, Mitglied einer rechtsextremen Gruppierung oder Kameradschaft zu sein. Bei den Mädchen im gleichen Alter sind es 2,6 Prozent. Das übersteige die Zahl aller Mitgliedschaften Jugendlicher in den politischen Parteien, sagte der Direktor des Instituts, Christian Pfeiffer, bei der Vorstellung erster Ergebnisse des Forschungsprojektes "Jugendliche in Deutschland als Opfer und Täter von Gewalt" am Dienstag (17.03.2009) in Berlin.

Demonstranten mit rechtsradikalen Plakaten und Fahnen (Foto. dpa)
Aufmarsch von RechtsextremenBild: picture-alliance/ dpa

14,4 Prozent der Jugendlichen seien als "sehr ausländerfeindlich" einzustufen - nach Geschlechtern getrennt 19 Prozent der Jungen und 9,6 Prozent der Mädchen. Befragt wurden in den Jahren 2007 und 2008 insgesamt fast 45.000 Schüler aus 61 repräsentativ ausgewählten Landkreisen. Sie waren durchschnittlich 15 Jahre alt.

"Das muss aufrütteln"

Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble nannte die Zahlen auf einer Pressekonferentz in Berlin besorgniserregend. Als Gegenmaßnahme gelte es, insbesondere in die Prävention zu investieren. Dies sei Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Es sei nicht akzeptabel, dass in manchen Gegenden Deutschlands die Rechtsextremisten die besten Freizeitangebote machten. "Das muss uns aufrütteln, dass ein hoher Anteil der Jungen in West- und Ostdeutschland ins Fahrwasser der Rechten geraten ist", ergänzte Pfeiffer. Am ausgeprägtesten sei die Ausländerfeindlichkeit bei Hauptschülern. Zudem seien rechtsextreme Einstellungen regional sehr unterschiedlich verbreitet.

Schäuble zeigte sich aber auch optimistisch. Der Rückgang der Jugendgewalt insgesamt beweise, dass es sich lohne zu handeln. Zudem warnte der Innenminister vor vorschnellen Schlussfolgerungen und Verallgemeinerungen. Er sei überzeugt, dass sich die Zahl jugendlicher Mitglieder in rechtsextremen Gruppen wieder senken lasse.

Jugendgewalt geht zurück

Drei Jugendliche (Foto: AP)
Die Gewalt unter Jugendlichen nimmt abBild: AP

Insgesamt, so Pfeiffer, ist die Gewalt unter Jugendlichen seit 1998 leicht gesunken oder zumindest konstant geblieben. Die Dinge seien nicht so schlimm, wie sie in den Medien manchmal schienen. Grund sei ein Rückgang der Gewalt in den Familien und dass sich in den Schulen eine "Kultur des Hinsehens" etabliere.

Mehr als drei Viertel der Jugendlichen hätten in dem Jahr vor der Befragung keine Gewalt erfahren. Knapp 17 Prozent wurden einmal Opfer von Gewalt. Dabei handelte meist um einfache Körperverletzung. Rund drei Prozent der Jugendlichen verübten schwere Körperverletzungen. Neu sei, dass viele der Täter ihre Handlungen auch fotografierten oder filmten, sagte Pfeiffer.

Die von Gleichaltrigen zugefügte Gewalt wurde der Studie zufolge durch innerfamiliäre Gewalt übertroffen. Etwa 20 Prozent berichteten von leichter Gewalt in der Familie wie Ohrfeigen, knapp sechs Prozent von schwerer Gewalt wie Fausthieben.

Zugenommen hat nach den Befragungen auch die Bereitschaft, Anzeige zu erstatten. Diese steige allerdings noch einmal um die Hälfte, wenn die Gewalt von einem Migranten ausgegangen sei, ergänzte Pfeiffer. (gmf/gri/dpa/ap/epd)

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