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Den Flüchtlingen im Norden Sri Lankas droht eine humanitäre Katastrophe.

Ana Lehmann24. Februar 2009

Im Nordosten Sri Lankas sind rund 300.000 Menschen eingeschlossen. Armee und Rebellen liefern sich heftige Gefechte. Hilfsorganisationen kommen kaum noch in das Gebiet.

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Geflohene Frau in einem Flüchtlingscamp im Norden Sri LankasBild: dw/Kruchem
Seebeben Hilfe vom Roten Kreuz auf Sri Lanka
Hilfe kommt nur noch über das Rote Kreuz in die RegionBild: AP

Seit Monaten sind die Menschen im Norden Sri Lankas auf der Flucht. Doch nun kommen sie nicht mehr weit. Das umkämpfte Gebiet ist klein und von Soldaten umgeben. Die ausländischen Hilfsorganisationen haben ihre Arbeit eingestellt; allein das Internationale Komitee des Roten Kreuzes hat noch Zugang zu der Region. Die Hilfsorganisation evakuiert über den Seeweg Gebrechliche oder Verwundete und versorgt die Eingeschlossenen mit dem Nötigsten zum Überleben. Frauen mit ihren Kindern bräuchten dabei die meiste Unterstützung, berichtet Frederik Barkenhammar vom Deutschen Roten Kreuz: "Wir versuchen, Hilfspakete zu geben, die besonders für die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind, mit Windeln für Kinder, mit Handtüchern und Seife und solchen Sachen." Auch besonders proteinreiche Medikamente für unterernährte Kinder teilen die Helfer aus.

Traumatisierte Frauen und Kinder

Sri Lanka Kindersoldaten der Rebellenorganisation LTTE
Im Bürgerkrieg auf Sri Lanka werden auch Kindersoldaten eingesetztBild: AP

Täglich sterben Unbeteiligte im Artilleriefeuer. Allein in den vergangenen Wochen sollen mehr als 2000 Menschen umgekommen sein, darunter viele Frauen und Kinder, berichtet die sri-lankische Frauenaktivistin Vishaka Dharmadasa: "In diesem Augenblick zählt nur das Überleben. Das eigene und das der Kinder." Die Flucht, der Verlust ihrer Existenzgrundlage, die Angst um ihr Leben hat die Frauen schwer traumatisiert, sagt Vishaka Dharmadasa. Vielen falle es schwer, wegzugehen, denn es bedeute auch, sich von den Ehemännern oder Söhnen, die für die Rebellenorganisation LTTE kämpfen, zu trennen.

Fast alle haben Angehörige verloren

Tamilische Frau mit Kind Sri Lanka
Die Familien im Flüchtlingslager leben unter ärmlichsten BedingungenBild: DW/Thomas Kruchem

Vishaka Dharmadasa gehört zur singhalesischen Mehrheit Sri Lankas. Doch sie kennt das Rückzugsgebiet der Tamilen im Norden gut. Oft hat sie in den letzten Jahren dort Frauen besucht, die im Krieg Männer oder Söhne verloren haben. 33.000 Frauen hat der Krieg allein dort zu Witwen gemacht. Auch Dharmadasa weiß, was es heißt, einen Familienangehörigen zu verlieren. Auch ihr Sohn kehrte von der Front nicht mehr zurück. Sie erkannte, dass das Gefühl von Verlust und Trauer auf beiden Seiten gleich ist. Um miteinander ins Gespräch zu kommen, gründete sie vor zehn Jahren die "Association of War Affected Women". Seither verhandelt diese "Vereinigung der vom Krieg betroffenen Frauen" immer wieder mit beiden kriegsführenden Parteien über eine Friedenslösung und versucht, die Anliegen der Frauen in den politischen Prozess einzubringen.

Aufruf zum Gewaltverzicht

Sri Lanka Protest
Tamilen demonstrieren gegen das Vorgehen der RegierungstruppenBild: AP

Vishaka Dharmadasa versteht das Bedürfnis der Tamilen nach Autonomie und hält ihren Anspruch für gerechtfertigt. Doch sie verurteilt ausdrücklich die Gewalt und den Terror der LTTE. Nun, da die Rebellen von der Armee schwer bedrängt werden, ruft sie die Überlebenden dazu auf, in Würde die Waffen niederzulegen: "Wir wollen die LTTE an Nelson Mandela erinnern, und daran, dass man eine gerechte Sache auch gewinnen kann, selbst wenn man eingeschlossen ist. Deshalb ist es jetzt in diesem Moment wirklich wichtig, das Blutvergießen zu beenden." Durch einen militärischen Sieg der Armee könne dieser Konflikt nicht gewonnen werden, betont Dharmadasa. Eine Chance bestehe nur, wenn sich die Regierung auf umfassende Gespräche mit den Tamilenorganisationen einlasse. In solch einem Friedensprozess müssten dann auch die Stimmen der Frauen und Mütter gehört werden.