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Facebook rudert zurück

Matthias von Hellfeld18. Februar 2009

Das "Soziale Online-Netzwerk" Facebook hat nach einem Proteststurm der Nutzer die Änderung der Nutzungsbedingungen wieder zurückgenommen. Firmengründer Mark Zuckerberg kündigte eine überarbeitete Fassung an.

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Nicht mehr so gut lachen: Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (dpa)
Nicht mehr so gut lachen: Facebook-Gründer Mark ZuckerbergBild: AP

"Facebook" heißt das Zauberwort für fast 175 Millionen Menschen, wenn sie weltweit im Internet soziale Kontakte knüpfen, Freunde kennenlernen und sich mit anderen austauschen wollen. Dazu geben sie Fotos, Videos oder persönliche Informationen von sich preis und veröffentlichen ihre Kontaktdaten, damit andere mit ihnen kommunizieren können. Bei 175 Millionen regelmäßigen Nutzern fühlten sich sowohl die Werbeindustrie als auch der amerikanische Geheimdienst CIA angelockt - wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Die einen wollten ihre Waren verkaufen, die anderen neues Personal anwerben.

Studenten surfen im Facebook Internet-Auftritt (AP Photo/L.G. Patterson)
175 Millionen Menschen nutzen weltweit FacebookBild: AP

Das "Soziale Online-Netzwerk", wie sich Facebook selbst nennt, hatte laut "New York Times" im Sommer 2008 einen Marktwert von knapp vier Milliarden US-Dollar. Dieser Wert kommt auch durch die millionenfachen persönlichen Daten zustande, die auf dem Portal gespeichert sind. Das hat Firmengründer Mark Zuckerberg, der Facebook ursprünglich als Netzwerk für die Studenten der Eliteuniversität Harvard im nordamerikanischen Boston konzipiert hatte, offenbar dazu bewogen, die Nutzungsbedingungen zu ändern.

Neue Nutzungsbedingungen

Mit dieser Änderung erwarb Facebook das "unwiderrufliche" Nutzungsrecht an allen veröffentlichten Daten, Fotos und Videos - auch für den Fall, dass ein Nutzer seinen Account löscht. Eine Überlassung von Nutzungsrechten war bisher auch schon notwendig, um die Inhalte an die kommunizierenden Personen weitergeben zu können. Die Erweiterung ergebe sich nun aus der Tatsache, dass selbst, wenn ein Mitglied seinen Account löscht, die von ihm kontaktierten Personen seine Daten weiterhin gespeichert hätten. Genau dafür benötige Facebook in Zukunft erweiterte Rechte, erklärte Zuckerberg.

Weltweite Proteste vorerst erfolgreich

Screenshot Facebook
Und was passiert mit den Daten?Bild: www.facebook.com

Aber offenbar haben die Facebook-Manager die Rechnung ohne ihre Nutzer gemacht: Unmittelbar nach Bekanntwerden der Änderungen der Geschäftsbedingungen protestierten Zehntausende der Mitglieder und forderten, die Änderung umgehend zurückzunehmen. Dieser massive Protest hat das Unternehmen derart beeindruckt, dass die alten Regeln wieder in Kraft gesetzt wurden.

Mark Zuckerberg erklärte, man wolle nun an einer neuen Änderungsversion arbeiten, die die "Werte und Prinzipien der mehr als 175 Millionen Facebook-Nutzer" widerspiegeln soll. Gleichzeitig kündigte er die Gründung eines Forums an, in dem Fragen und Anregungen zum Neuentwurf der Geschäftsbedingungen eingetragen werden können. Ob das ein Sieg der Demokratie im Netz ist oder nur eine Hinhaltetaktik, wird sich zeigen.

Alternativen im Auge halten

Sollte Facebook auf dem Standpunkt beharren, die erweiterten Rechte bekommen zu müssen, wäre das Netzwerk dann nicht weiter nutzbar, meint Maren Raguse vom Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz in Kiel - weil es dann unüberschaubar sei, wie die Daten weiterverwendet würden. Wer auf das Kontakten im Internet nicht verzichten möchte, dem rät sie, auf einen deutschen Dienst wie StudiVz auszuweichen. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sollte man zuvor natürlich trotzdem gelesen haben.