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Die neuen Weltverbesserer

18. Januar 2010

Sie nutzen die digitale Welt, sie verhandeln auf Augenhöhe und sie wollen die typischen Fehler der klassischen Entwicklungshilfe vermeiden. Moderne Weltverbesserer setzen auf "social business".

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Einsatz für Afrika: Uta MühleisBild: DW / Dirk Bathe

"Ich habe den Wechsel nicht bereut. Und ich kann nur jedem raten, sich zu engagieren, in welchem Rahmen auch immer." Uta Mühleis ist augestiegen, um einzusteigen. Die Hamburgerin betreibt das Charity-Portal "RESET" - und kann jetzt ihre Internetkenntnisse Gewinn bringend nutzen - für Hilfsprojekte in aller Welt. Die Büros im kleinen Häuschen in der Berliner Strassburger Straße sehen aus wie das typische Zuhause eines Start-Ups. Junge Menschen sitzen vor fast leeren Schreibtischen und tippen konzentriert auf Laptops - nur eine weitere Internet-Klitsche?

Gewinn für eine bessere Welt


Wenn man es genau nimmt, ja. Nur, dass RESET keine Gewinne machen, sondern ein Gewinn für die Welt sein will. Auf der Internet-Seite werden Projekte vorgestellt, der User kann sich über Ziele und Inhalte des Projektes informieren und direkt spenden. Er sieht sogar, wie viel Geld schon gespendet wurde und wie viel noch fehlt, um etwa einen Solarkocher zu kaufen.

Logo der Charity Plattform RESET.to
Logo des Charity Portals RESET.to

Nach welchen Prinzipien werden die Projekte ausgesucht? "Sie müssen nachhaltig sein, sie müssen vor Ort akzeptiert sein, die NGO muss gemeinnützig sein. Die müssen uns auch jedes Jahr einen Rechenschaftsbericht vorlegen und bereit sein, ihre Kalkulationen offen zu legen, regelmäßig über das Projekt zu berichten. Damit der Spender nicht einmal spendet und alles ist vorbei, sondern damit er auch die Entwicklung mitbekommt", sagt Uta Mühleis.

Internetkapitänin steuert Charity-Portal


Uta Mühleis und ihr Partner Bodo Kräter haben RESET als gemeinnützige Stiftungsgesellschaft RESET gegründet. Uta Mühleis ist Geschäftsführerin des Portals und ihr Job ist über die Stiftung für ein Jahr komplett finanziert. Nicht mit einem üppigen Gehalt, aber es reicht zum Leben. Ein Netzwerk musste sich die frühere Mitgründerin der digitalen Werbeagentur Razorfish nicht erst aufbauen, das hatte sie schon. Und auch Kenntnisse in der Entwicklungshilfe, denn die heute 41-Jährige hatte Entwicklungspolitik studiert und für die Organisation Flatrate gearbeitet. Doch die klassische Hilfearbeit habe sie enttäuscht, erklärt Uta Mühleis: "Nicht das da alles falsch läuft. Aber für mich lief das nicht schnell genug. Da habe mich erstmal umorientiert, hab große Projekte in internationalen Firmen geleitet. Die Kontakte und die Erfahrungen kann ich jetzt super gebrauchen."

China Taiwan Computer Hacker
RESET will bald auch Ableger in China und Indien einrichtenBild: AP

Die Welt mit neuen Augen sehen


RESET bietet mehr als die Präsentation von Projekten. Auf den Seiten finden sich auch Hintergrundinformationen zu entwicklungspolitischen Themen, zu einem verantwortungsvollerem Konsumverhalten und zu Nachhaltigkeit. Und: GlobalEyesTV - eine Art Internetfernsehen, in dem Jugendliche aus aller Welt Szenen aus ihrem Leben zeigen. Dabei sind Jugendliche vom kambodschanischen Rapper bis zum Umweltschützer aus Dubai.

Solarenergie in Afrika
Kleine Projekte - direkte Spendenfinanzierung - große WirkungBild: picture-alliance / dpa

Etwa 800 bis 1000 User am Tag besuchen die Seite von RESET, mehrere tausend Privatleute und Firmen haben schon für Projekte gespendet. Ab fünf Euro ist der private Spender dabei, ab 50 Euro eine Firma. Uta Mühleis setzt auf Wachstum, versteht sich aber nicht als Konkurrenz zu konventioneller Entwicklungshilfe: "Was wir leisten können ist, Leute zu interessieren, einzubringen, die erst wach geworden sind. Und anderen noch zusätzliche Informationen zu liefern."

Autor: Dirk Bathe
Redaktion: Christine Harjes