1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Schlimmer als erwartet

15. Februar 2009

Die Erde erwärmt sich Wissenschaftlern zufolge noch schneller als erwartet. Grund sei der stark angestiegene Ausstoß von Treibhausgasen in Entwicklungsländern wie Indien oder China. Unter anderem.

https://p.dw.com/p/Guik
Steinkohlekraftwerk in England (Bild: AP)
Hauptursache: Energiegewinnung durch KohleBild: AP

Das jährliche Wachstum der CO2-Emissionen habe sich gegenüber den 1990ern von 0,9 auf 3,5 Prozent verdreifacht, sagte der Klimaforscher Christopher Field auf der Jahreskonferenz der Amerikanischen Vereinigung zur Förderung der Wissenschaft (AAAS) in Chicago. Der größte Faktor bei der Erhöhung ist Field zufolge der weit verbreitete Einsatz von Kohle in der Energiegewinnung. Die Gesellschaften neigten dazu, zur billigsten verfügbaren Energiequelle zu greifen - und das sei die Kohle.

Field ist Mitglied des internationalen Gremiums zum Klimawandel des Weltklimarates IPCC. Sorge bereitet ihm und seinen Kollegen vor allem die Eisschmelze in der Arktis und die Gefahr von Waldbränden in den Tropen.

Rückgang des Permafrost

Brasilianischer Regenwald (Bild: dpa)
Gefährdet: Brasilianischer RegenwaldBild: pa / dpa

Bisher seien die Regenwälder noch durch ihre Feuchtigkeit geschützt, erläuterte Field. Bei weiter steigenden Temperaturen aber könnten sie so weit austrocknen, dass sie Feuer hilflos ausgeliefert wären. Jüngste Klimamodelle sagen voraus, dass der Verlust der tropischen Wälder die Kohlenstoffdioxid(CO2)-Konzentration in der Atmosphäre bis zum Ende des Jahrhunderts stark anheben wird. Das könnte dramatische Folgen nach sich ziehen, sagt Field. Schon jetzt habe die CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre den höchsten Stand seit 650.000 Jahren erreicht.

Ebenso fürchten Field und Kollegen, dass der Dauerfrost in der arktischen Tundra so weit schmelzen könnte, dass enorme Mengen von CO2 und Methangas in die Atmosphäre abgehen. Unter der Eisdecke lägen organische Pflanzenstoffe von vor 25.000 bis 50.000 Jahren. Nach jüngsten Schätzungen würden diese Stoffe dreimal so viel CO2 in die Erdatmosphäre absetzen wie die Verbrennung von Treibstoff seit Beginn der industriellen Revolution, warnte Field.

Problematischer Biosprit

Eine Wissenschaftlerin des französischen Nationalen Zentrums für Weltraumstudien, Anny Cazenave, sagte, dass der Meeresspiegel schneller als erwartet steige. Verbesserte Messungen per Satellit belegten das. Im Nordatlantik, Westpazifik und dem Südlichen Ozean um die Antarktis sei der Anstieg mit rund einem Zentimeter am größten.

Tanklastwagen fährt durch Rapsfeld (Bild: dpa)
Problemfaktor BiospritBild: picture-alliance/ dpa

Auch der Ausbau des Getreideanbaus für die Gewinnung von Biosprit ist den Forschern zufolge mit erheblichen Problemen verbunden. So sei in den USA zwar mehr Getreide angebaut worden, berichtete Michael Coe vom Forschungszentrum Woods Hole. Dies sei aber auf Kosten der Anbaufläche für Sojabohnen gegangen. Die Nachfrage nach Soja-Produkten sei aber zugleich nicht zurückgegangen. Also habe Brasilien durch die Brandrodung von Regenwald neue Soja-Anbauflächen geschaffen. Dabei seien zusätzliche CO2-Emissionen ausgestoßen worden - und das mit Bäumen, die bis dahin Kohlendioxid absorbierten. (wga)